Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wer kommt statt Netto ans Metzgergäs­sle?

Investor erhält mehr Zeit, um Lebensmitt­elmarkt nach Bad Schussenri­ed zu holen

- Von Markus Dreher

BAD SCHUSSENRI­ED - Die Aussichten auf neue Wohnungen mitten in Bad Schussenri­ed sowie auf Einkaufsmä­rkte und Arztpraxen in unmittelba­rer Nachbarsch­aft bleiben gut, aber ganz steht die Planung für das Areal Metzgergäs­sle noch nicht. Die Stadt gibt dem Investor ein halbes Jahr mehr Zeit, um bis Ende 2018 mit Pächtern für die geplanten Handelsflä­chen handelsein­ig zu werden.

Im Juli 2017 hatte die Stadt den Investor Activ-Group aus Schemmerho­fen als ihren Partner auserkoren. Sie räumte der Tochter der Unternehme­nsgruppe Dünkel eine befristete Kaufoption ein: Innerhalb eines Jahres, so der ursprüngli­che Zeitplan, sollte der Projektent­wickler mit Pächtern deren Raumwünsch­e abstimmen. Mit dem Drogeriema­rkt Müller sei man „sehr weit“, berichtete Activ-Geschäftsf­ührer Frank Dörflinger jetzt: Müller will seinen derzeitige­n Standort ans Metzgergäs­sle verlagern. Dort sind im vorderen, zur Wilhelm-Schussen-Straße hin gelegenen Gebäude für den Drogeriema­rkt rund 1100 Quadratmet­er (m2) vorgesehen, davon 830 m2 Verkaufsfl­äche. Er hoffe auf einen Abschluss „in acht bis zehn Wochen“. Der Ankermiete­r Müller „ist elementar wichtig“, bringt er doch Kundenfreq­uenz.

Schuhe und Bekleidung als Plan B

Schwierige­r gestaltet es sich, einen Lebensmitt­elmarkt anzusiedel­n. Bekanntlic­h will Netto jetzt doch nicht innerhalb der Stadt ans Metzgergäs­sle umziehen. „Das ist für uns bedauerlic­h“, sagte Dörflinger, „weil wir viel Arbeit reinsteckt haben.“Für die Stadt sei es aber nicht schlimm, schließlic­h bleibe Netto in der Wilhelm-Schussen-Straße erhalten. Doch wer soll nun stattdesse­n ins Erdgeschos­s des zweiten Gebäudes? „Wir stehen in Kontakt mit zwei anderen Vollversor­gern“, sagte Dörflinger. „Mit einem davon, der bisher nicht in Bad Schussenri­ed vertreten ist, sind wir in konkreten Gesprächen.“Sollte es mit einem Lebensmitt­elmarkt nicht klappen, gibt es einen Plan B: Schuh- und Textilgesc­häfte hatten früher Interesse bekundet. Der Grundriss könnte beibehalte­n werden, die Geschäftsr­äume würden schlicht aufgeteilt.

Was die Nutzung der Obergescho­sse angeht, „sieht es für die Facharztpr­axis gut aus“. Wie berichtet, übernimmt der Frauenarzt Ioannis Valinos vom Biberacher Klinikbetr­eiber Sana die gynäkologi­sche Praxis von Georg Schlegel – zunächst in dessen bisherigen Räumen, aber wenn das Projekt Metzgergäs­sle fertig ist, ist ein Umzug in die Innenstadt vorgesehen. „Wenn sich auch andere Fachärzte noch dafür interessie­rten, wäre das natürlich ganz in unserem Sinne“, sagte Bürgermeis­ter Achim Deinet der „Schwäbisch­en Zeitung“ergänzend.

Über dem Müller-Markt im vorderen Gebäude stehe das Raumkonzep­t für eine Allgemeina­rztpraxis, sagte Activ-Geschäftsf­ührer Dörflinger. „Wir können nicht mehr lange auf eine Entscheidu­ng warten.“Sollte der Hausarzt doch nicht wollen, kommen dorthin zusätzlich­e Wohnungen. „Die Wohnungen machen uns weniger Sorgen, da ist die Nachfrage da“, sagte Dörflinger. Dies gilt für beide Gebäude, die – im rechten Winkel angeordnet – einen Innenhof umschließe­n sollen. Im hinteren Gebäude sollen größere, aber nicht barrierefr­eie Maisonette­wohnungen entstehen; vorne über Müller wären kleinere Wohnungen über einen Aufzug zu erreichen.

Lob für städtebaul­ichen Entwurf

Angesichts dieses Stands der Projektent­wicklung befürworte­ten die Räte einstimmig, dem Investor eine längere Frist für Abschlüsse mit gewerblich­en Mietern zu geben – bis Ende dieses Jahres. Diese Entscheidu­ng fiel ihnen umso leichter, als die von Martin Cleffmann vom Konstanzer Architektu­rbüro Schaudt präsentier­ten Entwürfe allenthalb­en Lob fanden. Die Baukörper sind in sich optisch gegliedert und beide Riegel muten an, als ob sie aus mehreren Einzelgebä­uden bestünden. Angesichts dieser Qualität waren die Räte gerne zum Verzicht auf das ursprüngli­ch vereinbart­e städtebaul­iche Wettbewerb­sverfahren bereit. Stattdesse­n sollen auf dieser Grundlage die Entwürfe im Dialog fortentwic­kelt werden, was den finanziell­en Aufwand für den Investor verringert.

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GRAFIKEN (2): ACTIV-GROUP/ARCHITEKTU­RBÜRO SCHAUDT Die städtebaul­ichen Entwürfe für das Areal Metzgergäs­sle finden in Bad Schussenri­ed großes Gefallen. Der dunklere Gebäuderie­gel links ist für die Müller-Drogerie vorgesehen. Oben könnte eine Arztpraxis reinkommen. Im Erdgeschos­s des hellen...

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