Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schüler bauen eigene Biogasanlagen
Schüler-Ingenieur-Akademie feiert ihren Abschluss am Pestalozzi-Gymnasium
BIBERACH (sz) - Am PestalozziGymnasium Biberach (PG) ist der Abschluss des SIA-Schuljahrs 2017/ 18 gefeiert worden. Die Schüler-Ingenieur-Akademie (SIA), ein Kooperationsprojekt von Schule, Hochschule und Wirtschaft, initiiert von Südwestmetall, fand dieses Jahr zum elften Mal statt.
Dieses gemeinsame Projekt ermöglicht es Schülern der Klasse elf des Pestalozzi-Gymnasiums Biberach, des Gymnasiums Ochsenhausen und des Carl-Lämmle-Gymnasiums Laupheim in die Arbeitswelt einzutauchen und als „Jung-Ingenieur“unter professioneller Anleitung zu arbeiten. Weitere Partner sind die Biberacher Firmen Vollmer und Handtmann, die Laupheimer Diehl Aircabin und Uhlmann Pac-Systeme, die Ochsenhauser Liebherr Hausgeräte sowie die Hochschule Biberach.
Das diesjährige Projekt hat sich die Aufgabe gestellt, eine kleine Biogasanlage zu konzipieren und zu bauen, mit der unter Einsatz einer möglichst kleinen Energiemenge möglichst viel Biogas produziert werden kann. Weil die beteiligten Mikroorganismen nur in einem kleinen Temperaturfenster von 45 bis 48 Grad Celsius optimal arbeiten, musste zusätzlich zum Fermenter eine steuerbare Heizung geplant und installiert werden.
Die Schüler wurden durch schulische Praktika und Vorlesungen in der Hochschule in das Thema Biogasgewinnung eingeführt und befähigt, eigene Ideen zu entwickeln. Wie kreativ und erfinderisch die einzelnen Schülergruppen waren, zeigten sie in ihrer Abschlusspräsentation. Nicht nur, dass alle vier Anlagen völlig unterschiedlich aussahen, verfolgten sie auch unterschiedliche Umsetzungskonzepte.
Eine Gruppe entwickelte anstelle eines Rührwerks einen Schwenkmechanismus, um die Biomasse zu durchmischen. Eine andere stellte ihren gesamten Fermenter selbst her, indem sie über eine Negativform mehrere Lagen Glasfasermatten mit Kunstharz laminierten, eine andere verwendete einen Edelstahlkochtopf und drehte einen passenden Deckel dazu, wieder eine andere entschied sich für eine Farbendose.
Auch das Heizungsproblem lösten die Gruppen sehr unterschiedlich: Die einen verwendeten Heizpatronen, die in die Bodenplatte des Fermenters integriert waren, die anderen Heizdrähte oder Heizelemente, die an die Wände geklebt oder sogar in die Wand einlaminiert wurden. Für die Dämmung kamen PUSchaum, Styropor und Glaswolle zum Einsatz. Die entstandene Biogasmenge ermittelten alle mithilfe einer pneumatischen Wanne.
89 Prozent Methananteil
Die jungen Biotechnologen schilderten bei der Abschlussveranstaltung fachmännisch ihre Überlegungen im Vorfeld, ihre Erfahrungen im Prozess mit Rückschlägen und Erfolgen. Allen Teams war es gelungen, mit ihrer Mini-Gasanlage aus einer kleinen Menge Biomüll Biogas zu erzeugen. Die Analyse mit einem Gas-Chromatografen ergab einen Methananteil von rund 89 Prozent. Die Schüler bedankten sich bei allen Beteiligten, die ihnen dieses erfahrungsreiche, gewinnbringende Jahr ermöglicht haben. Als Anerkennung für ihre gute und engagierte Arbeit während des ganzen Schuljahrs erhielten alle Teilnehmer das SIA-Zertifikat, bestehend aus einer Urkunde und einer Darstellung aller erbrachter Leistungen.