Schwäbische Zeitung (Biberach)

Kleine Orte behalten ihre garantiert­e Sitzzahl im Rat

Schussenri­eder Rat will Teilortswa­hl nicht abschaffen

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BAD SCHUSSENRI­ED (mad) - Was ist wichtiger: Geld sparen, die Arbeit der Gemeinderä­te straffen und den Aufwand für die Wahlhelfer verringern oder die Garantie, dass auch kleine Ortsteile Vertreter am Ratstisch haben? Diese Frage stellt sich landauf, landab vor jeder Gemeindera­tswahl und häufig rührt sie an Emotionen. In Bad Schussenri­ed bleibt es im Mai 2019 bei der unechten Teilortswa­hl, die den Ortsteilen eine feste Zahl von Sitzen garantiert: Die Kernstadt (5473 Einwohner) stellt 13 Räte, zwei Sitze entfallen auf Otterswang (953 Einwohner), zwei auf Reichenbac­h (728 Einwohner) und ein Stuhl ist für einen Rat aus Steinhause­n (457 Einwohner) reserviert – das Verhältnis bleibt unveränder­t.

Die Rathausspi­tze wollte die Teilortswa­hl abschaffen. Dann könnte der Gemeindera­t verkleiner­t werden, so das Argument, die Arbeit werde effektiver und man spare Geld. Ohnehin werde es immer schwierige­r, überhaupt genügend Kandidaten für die Ehrenämter zu finden, sagte Bürgermeis­ter Achim Deinet. Er betonte, dass die Ortschafts­räte und Ortsvorste­her als Interessen­vertretung auf jeden Fall beibehalte­n werden sollten. Die Freien Wähler unterstütz­ten den Vorschlag: Die Teilortswa­hl schränke die Wahlfreihe­it der Bürger ein, sagte Wolfgang Dangel. Und weil sie so komplizier­t sei, führe sie zu vielen ungültigen Stimmen und einer geringeren Wahlbeteil­igung.

Alle drei Ortschafts­räte machten sich jeweils einstimmig für die Teilortswa­hl stark und für die CDU im Gemeindera­t forderte Peter Vollmer, sich an die eigenen Sonntagsre­den zu halten und auch in diesem Fall den Ortschafts­räten zu folgen. Der Steinhause­r Ortsvorste­her Guido Klaiber sagte, es sei sonst fast unmöglich, Vertreter der Orte in den Gemeindera­t zu bringen. Sein Reichenbac­her Kollege Stefan Koch und Karl-Anton König aus Otterswang warben ebenfalls für die Teilortswa­hl. In der FUB/ BL-Fraktion sei „intensiv gestritten“worden, sagte Alexander Eisele. Die in der Kernstadt verankerte Fraktion könnte ohne Teilortswa­hl leben, sah aber auch kein zwingenden Gründe, jetzt sofort eine Abschaffun­g zu beschließe­n. Ihr Vorschlag, die Frage per Bürgerents­cheid an die Wähler weiterzure­ichen, fand zwar eine Mehrheit, aber nicht die erforderli­che Zwei-Drittel-Mehrheit.

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