Schwäbische Zeitung (Biberach)
Besetzung der Lehrstellen bleibt schwierig
Viele Unternehmen erhalten laut IHK-Umfrage nur ungeeignete Bewerbungen
ULM (sz) - Die Besetzung ihrer Ausbildungsplätze bleibt für die Unternehmen eine permanente Herausforderung. Zunehmend problematisch für die Unternehmen werden die unklaren Berufsvorstellungen der Bewerber. Viele Plätze werden die Unternehmen nicht besetzen können. Davon geht die IHK Ulm nach dem Ergebnis der Ausbildungsumfrage 2018 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) aus.
Einem hohen Ausbildungsengagement der Unternehmen in der Region steht ein immer stärker schwindendes Potenzial an geeigneten Bewerbern gegenüber. Dies wird für die Unternehmen zunehmend zu einem Nachwuchsproblem. So gibt mehr als ein Drittel der Unternehmen an, dass sie nicht alle Ausbildungsplätze besetzen konnten. Grund ist bei mehr als 80 Prozent, dass keine geeigneten Bewerbungen vorlagen. „Der Trend weg von der dualen Ausbildung und hin zum Studium führt in eine Sackgasse“, ist sich IHK-Hauptgeschäftsführer Otto Sälzle sicher. „Gerade die duale Berufsausbildung bietet bessere und vor allem sichere Berufsaussichten“, betont Sälzle.
Firmen bauen Marketing aus
Um Bewerber für ihre Ausbildungsplätze zu finden, bieten sechs von zehn Unternehmen Praktika an und mehr als die Hälfte der Unternehmen investiert in ein verstärktes Ausbildungsmarketing. Auch direkte Kooperationen mit Schulen, zum Beispiel durch Bildungspartnerschaften, und die Erschließung neuer Zielgruppen werden genutzt. Finanzielle oder materielle Anreize sind nur für 18 Prozent der Unternehmen interessant.
Größtes Ausbildungshemmnis bleiben aber die unklaren Berufsvorstellungen der jungen Leute. Acht von zehn Unternehmen stellt dies vor große Probleme. „Dieser hohe Wert zeigt, dass die Aktivitäten zur Berufsorientierung in den Schulen verstärkt werden müssen“, fordert Sälzle. „Hier bieten wir den Schulen mit unseren Instrumenten zur Berufsorientierung wie dem IHK-Kompetenzcheck zur Stärkenanalyse wertvolle – und vor allem einfach umzusetzende – Unterstützung an.“
Fast die Hälfte der befragten Unternehmen unterstützt ihre Auszubildenden durch eigene Nachhilfeangebote, damit sie die Ausbildung erfolgreich absolvieren können. Für besonders begabte und engagierte Auszubildende werden Zusatzqualifikationen wie Fremdsprachen und Auslandsaufenthalte angeboten. „Damit auch kleinere und mittlere Unternehmen für ihre kaufmännischen Auszubildenden besondere Anreize setzen können, bieten wir ihnen mit der Zusatzqualifikation Kaufmann International in London ein maßgeschneidertes Angebot“, sagt Sälzle.
Mit Berufsschule zufrieden
Zufrieden zeigen sich die Unternehmen mit ihrem dualen Partner, der Berufsschule. Neun von zehn Unternehmen sind zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Verbesserungsbedarf sehen die Unternehmen vor allem in der Kommunikation zwischen Schule und Unternehmen. Zwei Drittel der Unternehmen sieht hier noch Potenzial.
Die Unternehmen engagieren sich weiterhin in der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Besonders häufig werden Problemlöse- oder Kreativitätsseminare durchgeführt, gefolgt von fachspezifischen Weiterbildungen und Führungskursen. Drei Viertel der Unternehmen halten zudem zielgruppenspezifische Fördermittel oder staatliche Erfolgsprämien als am besten geeignete Instrumente, um die Beteiligung von Mitarbeitern an der Weiterbildung zu fördern.
Junge Flüchtlinge in Ausbildung
Ein Fünftel der Unternehmen bildet bereits Flüchtlinge aus, ein weiteres Fünftel plant dies für die nächsten zwei Jahre. Vier von zehn Unternehmen konnten bereits Erfahrungen mit Flüchtlingen in Praktika oder Einstiegsqualifizierungen sammeln.
In ihrer Ausbildungsumfrage befragen die IHK jährlich bundesweit Unternehmen zur aktuellen Ausbildungssituation. In der Umfrage vom 23. April bis 13. Mai haben sich in der IHK-Region Ulm 129 Unternehmen und in BadenWürttemberg insgesamt mehr als 1700 Unternehmen beteiligt. Die Hälfte der beteiligten Unternehmen der Region beschäftigt zwischen zehn und 199 Mitarbeiter und zwei Drittel bilden bis zu 15 Auszubildende aus.