Schwäbische Zeitung (Biberach)
Spitalhofbrunnen: Jetzt äußern sich Zeidler und der Schwarz-Veri
OB empfindet Äußerungen des Brunnenschöpfers zum Teil als gewagt und anmaßend – Veri-Darsteller Maier spricht von Stimmungsmache
BIBERACH (gem) - Die vom Stuttgarter Künstler Wolfgang Thiel entfachte Debatte um den von ihm geschaffenen und inzwischen abgebauten Brunnen im Spitalhof geht in die nächste Runde. Nun äußern sich Oberbürgermeister Norbert Zeidler und Christopher Maier, Leiter der Schwarz-Veri-Gruppe, zu den vom Künstler erhobenen Vorwürfen (SZ berichtete).
Er könne Thiels persönliche Enttäuschung über den Abbau nachempfinden, schreibt Zeidler in einem Brief an den Künstler. Dieser Abbau habe sich aber nie gegen Thiel als Person gerichtet, sondern sei der Vollzug eines demokratisch gefassten Mehrheitsbeschlusses im Gemeinderat gewesen, zu dem die Stadtverwaltung verpflichtet sei, „und hinter dem ich als Oberbürgermeister dieser Stadt auch stehe“, so Zeidler. Der Gemeinderat habe sich diese Debatte im Übrigen alles andere als leicht gemacht.
In diesem Zusammenhang von „Bildersturm“, „Liquidation“und „Unkultur“zu sprechen, halte er für gewagt, schreibt der OB an Thiel. „Ihre Kunst mit der Bedeutung unseres Simultaneums für Biberach gleichzusetzen, empfinde ich als anmaßend.“
Die Mitarbeiter des für den Abbau zuständigen Baudezernats seien mit Umsicht und aller gebotener Sorgfalt zu Werke gegangen. Er weise den Vorwurf der Sorglosigkeit zurück, so Zeidler. Der Beschluss des Stadtrats sehe die Einlagerung des Brunnens vor. Die Aufstellung der Brunnenskulptur an anderer Stelle in einigen Jahren sei durchaus möglich. Thiel erhalte die ihm zustehende Bezahlung in vertraglicher Höhe, allerdings ohne Inflationsausgleich, schreibt Zeidler.
„Eigentlich wird dem Biberacher die Brunnenthematik langsam leid“, meint Schwarz-Veri-Darsteller Christopher Maier und Leiter der Gruppe beim Schützenfest. Über Kunst lasse sich streiten. „Das muss ein Künstler dann aber auch aushalten können. Wenn also ein Kunstwerk im öffentlichen Raum sehr vielen schlichtweg nicht mehr gefällt, muss man dies dann dennoch im Namen der Kunst ertragen?“, fragt sich Maier. Sehr vielen Bürgern habe der Brunnen an dieser Stelle nie gefallen.
Fakt sei aber auch: „Der Brunnen im Spitalhof wurde nicht wegen der Schwarz-Veri-Gruppe abgebaut. Das wäre eine Torheit ohnegleichen.“Die Gruppe habe dazu lediglich ihre Meinung kundgetan. „Wenn Herr Thiel glaubt, eine Schützenfest-Gruppe könne die politischen Entscheidungen der Stadt Biberach so maßgeblich beeinflussen, überschätzt er die paritätische Tradition der ehemaligen Reichsstadt und den Einfluss der oberschwäbischen Räuberbanden im 21. Jahrhundert“, meint Maier augenzwinkernd. Die Kosten für den Abbau der Räubergruppe anzulasten, rieche ein wenig nach „Stimmungsmache eines Gekränkten“.
Wunderbares Ambiente
Der Spitalhof biete ein wunderbares Ambiente für kulturelle Veranstaltungen, so Maier. Die zentrale Position des Brunnens habe solche Veranstaltungen bisher jedoch kaum zugelassen. Man dürfe jetzt auf eine vorsichtige kulturelle Belebung des Platzes gespannt sein. „Ich persönlich freue mich sehr, dass der Platz nun auch optisch die ihm eigene Ruhe zurückgewonnen hat, bin aber nicht beleidigt, wenn das jemand anders sieht.“