Schwäbische Zeitung (Biberach)

Zeidler ist künftig Herr der Finanzen

Durch das Ausscheide­n von Roland Wersch kommt es in der Verwaltung zu Veränderun­gen

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Es dürfte die gewichtigs­te Veränderun­g in der Struktur der Biberacher Stadtverwa­ltung sein: Zum 1. Februar 2019 übernimmt Oberbürger­meister Norbert Zeidler die Zuständigk­eit für die städtische­n Finanzen. Die Nachfolge des bisherigen Finanzbürg­ermeisters Roland Wersch erhält im Gegenzug die Verantwort­ung für den Bereich Bildung und Betreuung, der bisher beim OB angesiedel­t war. Der Gemeindera­t hat dieses Modell am Donnerstag­abend mit großer Mehrheit befürworte­t.

Auslöser für die veränderte Gliederung der Stadtverwa­ltung ist die Tatsache, dass der Erste Bürgermeis­ter und Finanzbürg­ermeister Roland Wersch zum 31. Januar 2019 in den Ruhestand tritt. Die Stelle wird erneut ausgeschri­eben, allerdings mit etwas veränderte­m Profil (siehe Kasten). OB Zeidler hatte bereits vor längerer Zeit angekündig­t, diese Situation nutzen zu wollen, um die Verwaltung in Teilen neu zu ordnen. Dem voraus ging ein Prozess, der rund eineinhalb Jahre dauerte. Dabei wurden mit Rathausmit­arbeitern, Amtsleiter­n und dem Gemeindera­t verschiede­ne Modelle diskutiert. „Das war ein zeitintens­ives, aufwendige­s Verfahren, am Ende aber durchaus lohnend“, so Zeidler.

Als Gründe für die Zuordnung der städtische­n Finanzen in seinen Bereich nannte er eine Trennung der Finanzen von Stadt und Hospital, die bisher beide beim Ersten Bürgermeis­ter angesiedel­t sind. Damit gebe es künftig ein Vier-Augen-Prinzip, außerdem verbessere sich die Steuerungs­fähigkeit des OB. Auch die Zusammenar­beit von Kämmmerei- und Hauptamt sei dadurch enger. Überschrie­ben ist das Dezernat I des OB mit dem Titel „Steuerung und Bürgerdien­ste“.

Das Amt für Bildung, Betreuung und Sport (ABBS) dem Bereich des künftigen Ersten Bürgermeis­ters (EBM) zuzuordnen, sei sinnvoll, um die Stelle attraktiv zu gestalten. Außerdem seien die Hauptakteu­re der Bildungsei­nrichtunge­n dann in einem Dezernat gebündelt, weil der EBM weiterhin Hospitalve­rwalter sein wird. Das Dezernat II heißt künftig „Wirtschaft und Bildung“.

Das Dezernat III („Bauen und Planen“, Bürgermeis­ter Kuhlmann) und Dezernat IV („Kultur“, Dezernent Jörg Riedlbauer) bleiben im Zuschnitt weitgehend unveränder­t.

Für den Personalra­t signalisie­rte die Vorsitzend­e Andrea Fischer die Zustimmung zur neuen Struktur. Ebenso gab es von den Stadtratsf­raktionen überwiegen­d positive Stimmen. Knackpunkt sei für die CDU gewesen, wo das Finanzress­ort angesiedel­t werde, sagte Fraktionsv­orsitzende­r Johannes Walter. Im Tausch mit dem ABBS sei es nun aber schlüssig, weil im Dezernat II ein klarer Schwerpunk­t auf Wirtschaft gesetzt werde, der viele Schnittpun­kte mit dem Bildungsbe­reich habe. Die Stelle für die Wersch-Nachfolge sei durchaus attraktiv. Ob der OB nun zu viel Macht erhalten habe, vermochte Walter nicht zu beantworte­n. „Die Alternativ­e wäre eine Überfülle an Macht im Dezernat II gewesen.“

Die SPD begrüßte die Entflechtu­ng der Finanzen von Stadt und Hospital. „Dass der Erste Bürgermeis­ter auch weiterhin Hospitalve­rwalter ist, ist voll und ganz in unserem Sinne“, so Gabriele Kübler (SPD). Mit der neuen Struktur würden die Stärken der Stadt gestärkt. Die SPD hätte sich für das Dezernet II gewünscht, dass der Begriff „Soziales“noch in den Titel aufgenomme­n worden wäre.

Auch die Freien Wähler hätten lange über die Ansiedlung des Finanzress­orts diskutiert, so Ulrich Heinkele. Er hoffe jetzt auf gute Bewerber für die Stelle des Ersten Bürgermeis­ters. Heinkele wie auch die Vertreter anderer Fraktionen betonten, die Kommunikat­ion innerhalb der Verwaltung zu verbessern. Dies war von den Mitarbeite­rn während des Strukturpr­ozesses in einer Befragung kritisiert worden. „Wenn die Mitarbeite­r mit dieser Struktur gut leben können, sind wir auch zufrieden“, sagte Josef Weber (Grüne).

Gegenstimm­en zur neuen Struktur gab es von der FDP. Die Kämmerei und das Rechnungsp­rüfungsamt in einem Dezernat anzusiedel­n, widersprec­he dem Vier-Augen-Prinzip, so Christoph Funk. Er vermisse auch das Wort „Finanzen“im Titel des zuständige­n Dezernats.

 ?? GRAFIK: MICHELLE BARBIC ?? So gliedert sich die Biberacher Stadtverwa­ltung ab Februar 2019.
GRAFIK: MICHELLE BARBIC So gliedert sich die Biberacher Stadtverwa­ltung ab Februar 2019.

Newspapers in German

Newspapers from Germany