Schwäbische Zeitung (Biberach)
Alle doof, nur ich nicht
Zum Bericht „Brunnenkünstler wettert gegen Stadt und Schwarz Veri“, in der SZ vom 26. Juli:
Aha, laut dem Stuttgarter Künstler leben in Biberach also nur ungebildete Eingeborene, die sich zudem in ihrer Freizeit als Räuber verkleiden und unschuldiges Altmetall rauben. Da hat wohl jemand zu viel Feinstaub abgekriegt.
Zunächst einmal gehört wirklich nicht viel Bildung dazu, dieses Monstrum als scheußlich und deplatziert zu empfinden. Aber auch vom Standpunkt des gebildeten Oberschwaben aus muss man feststellen, dass dieses Werk keinen schlechteren Platz haben konnte als den Spitalhof. Folgt man den kolportierten Intentionen des Erschaffers, dann sollten die Figuren, also die Stahlplatten links und rechts, einen weiblichen Gegenpart zu den Bildnissen der Namensgeber des Museums darstellen. Mal abgesehen davon, dass an meiner Katze mehr dran ist, als an den beiden „Damen“zeigt dies auch einen eklatanten Mangel an Bildung beim Künstler.
Wäre er auf einer anständigen Schule gewesen, zum Beispiel in Biberach, dann wüsste er, dass Braith und Mali mit dem Weiblichen aber schon gar nichts am Hut hatten. Sie lebten glücklich und zufrieden zusammen in München und wurden, der damaligen Zeit entsprechend, verschämt als „Malerfreunde“bezeichnet.
Ebenso wenig zeugt der Vergleich von monströsem Ungetüm und Simultaneum von geschichtlicher Bildung. Das Simultaneum war vom Ursprung her eine schiere Notwendigkeit, um den rachsüchtigen Karl V. nach dem Schmalkaldischen Krieg einigermaßen zu beruhigen, danach entwickelte es sich zu einem Beispiel religiöser Toleranz und Versöhnung. Der Brunnen war ein permanentes Ärgernis und hat es in 20 Jahren nicht geschafft, akzeptiert zu werden.
Nach meinen höflichen, von hervorragenden Biberacher Bildungsanstalten (Braith-Schule, WielandGymnasium) geprägten Ausführungen, sei mir noch ein wenig Polemik im Sinne des unterländischen Vandalen gestattet. Von einem Alteisenanstreicher, dessen gesamtes Werk meistens so wirkt, als hätte jemand illegal Sperrmüll entsorgt, kann man einfach nicht erwarten, dass er feinste, oberschwäbische Lebensart nachvollziehen kann. Er möge seinen Schrott in Zukunft auf dem Stuttgarter Schlossplatz ausstellen, falls das da einer sehen will.
Markus Pflug, Biberach