Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein Boxer als Bürgermeisterkandidat
Der technische Beamte Roland Grootherder tritt gegen Wolfgang Jautz in Warthausen an
WARTHAUSEN - Warthausens amtierender Bürgermeister Wolfgang Jautz bekommt einen Herausforderer: Roland Grootherder bewirbt sich um das Amt. Der 48-jährige Rheinländer ist technischer Beamte und kann auf einige Jahre Berufserfahrung in der Verwaltung zurückblicken. Er gibt sich bürgernah und hat sich eine offene Kommunikation auf die Fahnen geschrieben. Im Wahlkampf setzt er auf ungewöhnliches Gesprächsformat.
Die Begeisterung für Warthausen sei bereits vor Jahren entstanden, als er mit seinen Kindern mit der Öchslebahn fuhr. „Die Gemeinde ist noch relativ naturbelassen, außerdem reizt mich die Nähe zu Biberach und das Potenzial, das in Warthausen steckt“, sagt Grootherder. Er wolle vor allem die Wohn- und Freizeitgemeinde stärken: das Freibad und die Öchslebahn bekannter machen, den Tourismus anziehen. Zugleich soll aber auch das Gewerbe gestärkt werden.
Vertrauen ins Rathaus
Als größte Baustelle in der Gemeinde sieht er aber die Kommunikation. Er wolle bei den Bürgern „wieder mehr Vertrauen ins Rathaus schaffen“. Für den persönlichen Austausch mit den Bürgern will Grootherder auch auf ein ungewöhnliches Format setzen: Er möchte sich und interessierte Bürger zu Warthausern in die privaten Wohnzimmer oder auf die Terrasse einladen und dort politisch diskutieren. Bürgernah und bodenständig, das sei sein Charakter, sagt Grootherder.
Vor allem bei dem geplanten Industriegebiet im Rißtal sehe er Kommunikationsbedarf. „Da muss man mit Herz und Augenmaß vorgehen und die Frage stellen, ob die Bürger das wirklich wollen.“Er wolle sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht für oder gegen das Gebiet positionieren. „Das wäre vermessen, dafür sind noch zu viele rechtliche Fragen offen.“Beim Verkauf des Rappenhofs an Handtmann hätten sich aber manche Bürger offenbar übergangen gefühlt, Grootherder glaubt, das Gelände hätte zum Beispiele als Ausgleichsfläche dienen sollen. „Wir sollten sehr bewusst mit unserer Natur umgehen.“
Ein Defizit im Umgang bemerkt Grootherder auch im Umgang der Ortsteile untereinander. „Ich habe in meinen Gesprächen mit den Bürgern festgestellt, dass die Ortsteile doch sehr getrennt voneinander sind.“Über eine Stärkung des Vereinslebens und vor allem gemeinsame Bürgerfragestunden, glaubt Grootherder, könnte die Gemeinde enger zusammenwachsen. Ohnehin seien ihm die Vereine ein zentrales Anliegen. Er verspricht unter anderem, für die Vereine in Birkenhard eine Lösung für einen Vereinsraum zu finden. Außerdem soll die freiwillige Feuerwehr in Birkenhard wieder ins Leben gerufen werden. „Jeder Euro in die Vereine und die Feuerwehr ist gut investiert.“Auf der Agenda hat Grootherder noch einige weitere Themen, die er in Warthausen anpacken möchte: Für die Jugendlichen will er einen Jugendgemeinderat einrichten, „die haben vielleicht mal verrückte Ideen, aber man muss ihnen wenigstens zuhören“. Für ältere und eingeschränkte Menschen könnte er sich einen „Bürgerbus“vorstellen, den die Gemeinde anschafft, um Menschen gegen einen geringen Betrag abzuholen und zum Beispiel zum Einkaufen in die Ortsmitte zu fahren. Das müsse ehrenamtlich funktionieren, meint er. Ein entscheidendes Thema sei auch der Verkehr im Ort. Die Situation auf den Durchgangsstraßen B 465 und L 267 bezeichnet Grootherder als „Wahnsinn“. Eine Lösung zu finden sei schwierig, aber er wolle sich für die Ortsumfahrung stark machen.
Auch in seinen bisherigen Jobs habe er immer wieder mit kniffligen Verwaltungsaufgaben zu tun gehabt. Grootherder hat eine Handwerksausbildung gemacht, später beim Regierungspräsidium Tübingen die Ausbildung zum technischen Beamten absolviert, 2004 die stellvertretende Leitung der Staßenmeisterei Sigmaringen übernommen und schließlich in den Bereich Baurecht beim Landratsamt Sigmaringen gewechselt, wo er unter anderem für Bautechnik, Katastrophenschutz und Feuerwehr zuständig war. Danach war er bei der Stadt Sigmaringen tätig, zunächst als Leiter des Referats Asyl und aktuell im Bereich Gebäudemanagement.
Kickboxen und Bücher lesen
„Jeder Euro in die Vereine und die Feuerwehr ist gut investiert.“Roland Grootherder kandidiert als Bürgermeister in Warthausen
Seit 14 Jahren wohnt Grootherder mit seiner Frau und seinen zwei jugendlichen Söhnen in Herbertingen. Sollte es mit der Wahl zum Bürgermeister klappen, will Grootherder auf jeden Fall nach Warthausen ziehen, spätestens in zwei Jahren, da seine Söhne zurzeit kurz vor dem Schulabschluss stehen, und er sie nicht aus dem Klassenverbund reißen wolle.
Seinen Hobbys will Grootherder auch in Warthausen nachgehen: In seiner Freizeit fährt er gerne Motorrad und liest viel. Sein Herzblut aber hängt am Kickboxen. Als Trainer bringt er Jugendlichen den Kampfsport bei. Für ihn stehe jedoch nicht der Kampf im Vordergrund. „Da muss man hoch konzentriert sein, technisch fit sein und fair miteinander umgehen.“Vielleicht könne das auch für die anstehende Zeit in Warthausen gelten. Er setze auf einen fairen, ehrlichen Wahlkampf.