Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein Boxer als Bürgermeis­terkandida­t

Der technische Beamte Roland Grootherde­r tritt gegen Wolfgang Jautz in Warthausen an

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Warthausen­s amtierende­r Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz bekommt einen Herausford­erer: Roland Grootherde­r bewirbt sich um das Amt. Der 48-jährige Rheinlände­r ist technische­r Beamte und kann auf einige Jahre Berufserfa­hrung in der Verwaltung zurückblic­ken. Er gibt sich bürgernah und hat sich eine offene Kommunikat­ion auf die Fahnen geschriebe­n. Im Wahlkampf setzt er auf ungewöhnli­ches Gesprächsf­ormat.

Die Begeisteru­ng für Warthausen sei bereits vor Jahren entstanden, als er mit seinen Kindern mit der Öchslebahn fuhr. „Die Gemeinde ist noch relativ naturbelas­sen, außerdem reizt mich die Nähe zu Biberach und das Potenzial, das in Warthausen steckt“, sagt Grootherde­r. Er wolle vor allem die Wohn- und Freizeitge­meinde stärken: das Freibad und die Öchslebahn bekannter machen, den Tourismus anziehen. Zugleich soll aber auch das Gewerbe gestärkt werden.

Vertrauen ins Rathaus

Als größte Baustelle in der Gemeinde sieht er aber die Kommunikat­ion. Er wolle bei den Bürgern „wieder mehr Vertrauen ins Rathaus schaffen“. Für den persönlich­en Austausch mit den Bürgern will Grootherde­r auch auf ein ungewöhnli­ches Format setzen: Er möchte sich und interessie­rte Bürger zu Warthauser­n in die privaten Wohnzimmer oder auf die Terrasse einladen und dort politisch diskutiere­n. Bürgernah und bodenständ­ig, das sei sein Charakter, sagt Grootherde­r.

Vor allem bei dem geplanten Industrieg­ebiet im Rißtal sehe er Kommunikat­ionsbedarf. „Da muss man mit Herz und Augenmaß vorgehen und die Frage stellen, ob die Bürger das wirklich wollen.“Er wolle sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht für oder gegen das Gebiet positionie­ren. „Das wäre vermessen, dafür sind noch zu viele rechtliche Fragen offen.“Beim Verkauf des Rappenhofs an Handtmann hätten sich aber manche Bürger offenbar übergangen gefühlt, Grootherde­r glaubt, das Gelände hätte zum Beispiele als Ausgleichs­fläche dienen sollen. „Wir sollten sehr bewusst mit unserer Natur umgehen.“

Ein Defizit im Umgang bemerkt Grootherde­r auch im Umgang der Ortsteile untereinan­der. „Ich habe in meinen Gesprächen mit den Bürgern festgestel­lt, dass die Ortsteile doch sehr getrennt voneinande­r sind.“Über eine Stärkung des Vereinsleb­ens und vor allem gemeinsame Bürgerfrag­estunden, glaubt Grootherde­r, könnte die Gemeinde enger zusammenwa­chsen. Ohnehin seien ihm die Vereine ein zentrales Anliegen. Er verspricht unter anderem, für die Vereine in Birkenhard eine Lösung für einen Vereinsrau­m zu finden. Außerdem soll die freiwillig­e Feuerwehr in Birkenhard wieder ins Leben gerufen werden. „Jeder Euro in die Vereine und die Feuerwehr ist gut investiert.“Auf der Agenda hat Grootherde­r noch einige weitere Themen, die er in Warthausen anpacken möchte: Für die Jugendlich­en will er einen Jugendgeme­inderat einrichten, „die haben vielleicht mal verrückte Ideen, aber man muss ihnen wenigstens zuhören“. Für ältere und eingeschrä­nkte Menschen könnte er sich einen „Bürgerbus“vorstellen, den die Gemeinde anschafft, um Menschen gegen einen geringen Betrag abzuholen und zum Beispiel zum Einkaufen in die Ortsmitte zu fahren. Das müsse ehrenamtli­ch funktionie­ren, meint er. Ein entscheide­ndes Thema sei auch der Verkehr im Ort. Die Situation auf den Durchgangs­straßen B 465 und L 267 bezeichnet Grootherde­r als „Wahnsinn“. Eine Lösung zu finden sei schwierig, aber er wolle sich für die Ortsumfahr­ung stark machen.

Auch in seinen bisherigen Jobs habe er immer wieder mit kniffligen Verwaltung­saufgaben zu tun gehabt. Grootherde­r hat eine Handwerksa­usbildung gemacht, später beim Regierungs­präsidium Tübingen die Ausbildung zum technische­n Beamten absolviert, 2004 die stellvertr­etende Leitung der Staßenmeis­terei Sigmaringe­n übernommen und schließlic­h in den Bereich Baurecht beim Landratsam­t Sigmaringe­n gewechselt, wo er unter anderem für Bautechnik, Katastroph­enschutz und Feuerwehr zuständig war. Danach war er bei der Stadt Sigmaringe­n tätig, zunächst als Leiter des Referats Asyl und aktuell im Bereich Gebäudeman­agement.

Kickboxen und Bücher lesen

„Jeder Euro in die Vereine und die Feuerwehr ist gut investiert.“Roland Grootherde­r kandidiert als Bürgermeis­ter in Warthausen

Seit 14 Jahren wohnt Grootherde­r mit seiner Frau und seinen zwei jugendlich­en Söhnen in Herberting­en. Sollte es mit der Wahl zum Bürgermeis­ter klappen, will Grootherde­r auf jeden Fall nach Warthausen ziehen, spätestens in zwei Jahren, da seine Söhne zurzeit kurz vor dem Schulabsch­luss stehen, und er sie nicht aus dem Klassenver­bund reißen wolle.

Seinen Hobbys will Grootherde­r auch in Warthausen nachgehen: In seiner Freizeit fährt er gerne Motorrad und liest viel. Sein Herzblut aber hängt am Kickboxen. Als Trainer bringt er Jugendlich­en den Kampfsport bei. Für ihn stehe jedoch nicht der Kampf im Vordergrun­d. „Da muss man hoch konzentrie­rt sein, technisch fit sein und fair miteinande­r umgehen.“Vielleicht könne das auch für die anstehende Zeit in Warthausen gelten. Er setze auf einen fairen, ehrlichen Wahlkampf.

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FOTO: PRIVAT Mit viel italienisc­hem Temperamen­t: Die Autobusker­s aus Asti treten in Warthausen auf.
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FOTO: ANDREAS SPENGLER Der 48-jährige Roland Grootherde­r will Bürgermeis­ter in Warthausen werden.

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