Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Eine Gießkanne reicht nicht aus“

Hitzestres­s bei Pflanzen – Kreisfachb­erater Alexander Ego gibt Tipps.

-

BIBERACH - Die Sonne meint es im Moment ziemlich gut mit den Pflanzen. Damit die bei der Hitze aber nicht einknicken, brauchen sie die richtige Pflege. Im Interview mit Birga Woytowicz verrät Alexander Ego, Kreisfachb­erater für Garten- und Obstbau in Biberach, warum man Gießkannen ersetzen und haarige Blätter bevorzugen sollte.

Braucht man einen grünen Daumen, damit der Garten bei der Hitze nicht verdorrt?

Nein, ganz und gar nicht, das kann jeder. Die Pflanzen brauchen vor allem Wasser. Gerade jetzt. Es herrscht bei den Pflanzen Alarmstufe Rot.

Wie gieße ich meine Pflanzen denn am besten?

Nicht regelmäßig wenig gießen, sondern lieber einmal in der Woche durchdring­end. Pro Quadratmet­er zehn Liter, das ist die Faustregel. Die Pflanzen gewöhnen sich daran und wachsen dem Wasser auch hinterher. Zudem ist es wichtig, die Erde vor dem eigentlich­en Gießen aufzuweich­en. Sonst sickert fast nichts bis zur Wurzel durch. Einmal eine Gießkanne auszuschüt­ten, reicht nicht aus: Oberflächl­ich fließt das meiste ab, so gelangt kaum Wasser zu den Pflanzen. Eine gute Lösung ist es, auf Tröpfchenb­ewässerung umzustelle­n. Das spart Wasser und die einzelnen Tropfen sickern direkt durch.

Zu welcher Tageszeit gieße ich denn am besten?

Im Volksmund heißt es immer: Am besten abends gießen, dann hat die Pflanze länger etwas davon. Das ist so nicht ganz richtig. Am besten gießen Sie morgens. Die Bodenoberf­läche muss abtrocknen. Sonst befördert das den Pilzbefall. Wer morgens keine Zeit hat, weil er zur Arbeit muss, sollte zumindest bis 18 Uhr gegossen haben. 21 oder 22 Uhr ist zu spät.

Wie sieht es aus mit dem Rasen?

Auch hier gilt: wenn man gießen will, dann zehn Liter pro Quadratmet­er. Wenn man den Sprenger eine Stunde ohne Unterbrech­ung laufen lässt, passt das. Das Bewässern kostet zwar. Aber wer nicht ausreichen­d gießt, zahlt vielleicht nachher eine Rasensanie­rung. Das rechnet sich nicht. Ich rate auch davon ab, bei dieser Trockenhei­t zu mähen. Das fördert nur den Stress. Man muss die Natur ein bisschen in Ruhe lassen.

Gibt es besonders hitzeresis­tente Pflanzen?

Man kann sagen: Je dicker und haariger ihre Blätter sind, desto besser verträgt die Pflanze die Hitze. Das gilt auch für graufarbig­e Blätter. Denn die können die Wärme besser reflektier­en. Die Fetthenne oder der Wollziest zum Beispiel sind sehr gut geeignet. Kritisch wird es aber grundsätzl­ich ab 40 Grad. Bei dieser Temperatur stirbt das Pflanzenei­weiß ab und die ganze Struktur der Pflanze zerfällt.

Wie wäre es mit einem Sonnenschu­tz für die Pflanzen?

Schwierig. Besonders empfindlic­he Pflanzen kann man zwar mit einem Schatten-Fleece abdecken. Aber Vorsicht: Die Stauhitze unter dem Fleece ist nicht zu unterschät­zen. Damit der Boden möglichst feucht bleibt, ist Mulchen eine gute Lösung. Dazu kann man Rasenschni­tt oder Kompost verwenden. Vorher den Boden auflockern und dann circa fünf Zentimeter dick abmulchen. Das ist auch gut für Würmer, Käfer oder Asseln sowie für die Humusbildu­ng.

Nützt gerade Düngen etwas?

Wir sind in diesem Jahr schon drei Wochen früher mit der Vegetation als sonst. Die Apfelernte steht jetzt schon an. Düngen bringt nicht mehr viel. Wenn, nur sparsam und am besten dann, wenn es regnet. Ab Mitte August sollte man die Düngung langsam einstellen und, wenn doch, statt stickstoff­haltige auf kaliumhalt­ige Düngemitte­l setzen: Das dient der Ausreifung des Holzgewebe­s und stärkt die Pflanzen für den Winter.

Ist der Schädlings­befall aktuell ein Thema?

Da ist das meiste um diese Zeit eigentlich durch. Blattläuse sind kein Thema mehr und auch der Pilzbefall hält sich in Grenzen. Problemati­scher ist inzwischen der Dickmaulrü­ssler. Der befällt vor allem immergrüne Pflanzen. Dass der Käfer aktiv wird, erkennt man am Buchtenfra­ß. Das sind runde Fraßstelle­n entlang der Blattrände­r meist immergrüne­r Pflanzen. Aber gerade jetzt ist eine gute Zeit, den Schädling zu bekämpfen: Im August häuten sich die Larven. Da kann man zur Biowaffe greifen. Fadenwürme­r töten die Larven.

 ?? FOTO:BIRGA WOYTOWICZ ??
FOTO:BIRGA WOYTOWICZ
 ?? FOTO: BIRGA WOYTOWICZ ?? Hier blüht alles wunderbar: Alexander Ego im Kreislehrg­arten beim Landwirtsc­haftsamt.
FOTO: BIRGA WOYTOWICZ Hier blüht alles wunderbar: Alexander Ego im Kreislehrg­arten beim Landwirtsc­haftsamt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany