Schwäbische Zeitung (Biberach)

Biberachs Finanzen übertreffe­n Erwartunge­n

Einnahmen bei der Gewerbeste­uer legen deutlich zu – Geheimnisk­rämerei um Geldanlage

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Da die Wirtschaft brummt, sprudeln auch die Steuereinn­ahmen bei der Stadt Biberach. Die Finanzlage entwickelt sich besser, als noch bei den Haushaltsb­eratungen Ende 2017 angenommen. „Es handelt sich zwar nur um eine Zwischenbi­lanz. Aber man kann sicher sagen: Wir geraten in keine Problemzon­en mehr“, sagt Biberachs Erster Bürgermeis­ter Roland Wersch. Wie im Vorjahr mahnt das Kämmereiam­t auch diesmal, bei den Investitio­nen vom Gas zu gehen.

Wichtigste Einnahmequ­elle ist und bleibt für die Stadt die Gewerbeste­uer. Deren Aufkommen liegt derzeit bei knapp 125 Millionen Euro brutto – und damit um rund 15 Millionen Euro höher als veranschla­gt. „Wir sind in diesem Bereich sportlich unterwegs“, sagte Wersch in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts. Jedoch sei es nicht selbstvers­tändlich, diese Summe jedes Jahrs aufs Neue zu bekommen. Netto bleiben der Stadt etwa 96 Millionen Euro.

Ebenfalls mit Zuwächsen rechnet die Kämmerei bei der Einkommen-, der Umsatz- und der Vergnügung­ssteuer. Bei Letzterer sind zum Beispiel Mehreinnah­men von rund 450 000 Euro zu erwarten, weil die Einspieler­gebnisse bei fast gleichblei­bender Anzahl von Spielgerät­en anhaltend hoch sind.

Gleichzeit­ig erhält Biberach aufgrund höherer Einwohnerz­ahlen und höherer Kopfbeträg­e bei den Schlüsselz­uweisungen 150 000 Euro mehr als kalkuliert. Darüber hinaus verbucht die Kämmerei höhere Erträge bei den Gebühren und Entgelten. „Die höheren Baugenehmi­gungsgebüh­ren können die Ausfälle bei den Benutzungs­gebühren für die Kinderbetr­euungsange­bote und den Parkgebühr­en kompensier­en“, heißt es dazu im Bericht der Kämmerei.

Geringere Aufwendung­en verzeichne­t die Verwaltung beim Personal. Der Planansatz soll um rund 600 000 Euro unterschri­tten werden. Die Gründe hierfür sind aber weniger erfreulich. Unbesetzte Stellen, ein hoher Anteil an langzeiter­krankten Mitarbeite­rn ohne Lohnfortza­hlungen sowie Fluktuatio­n ohne nahtlose Stellenbes­etzung werden als Ursachen genannt. Unterm Strich rechnet die Kämmerei im Verwaltung­shaushalt mit keinen bösen Überraschu­ngen. Ähnlich ist die Lage beim Vermögensh­aushalt.

Hohes Niveau bei Investitio­nen

Laut Kämmerei sind das Niveau und das Tempo bei den Investitio­nen unveränder­t hoch. „Eine Entschleun­igung auf der Zeitachse wäre aus unserer Sicht nach wie vor notwendig“, heißt es weiter. Zudem gebe es Schwierigk­eiten, qualifizie­rtes Personal zu finden, welches die vielen Projekte umsetzen kann.

Stadträtin Gabriele Kübler (SPD) wies darauf hin, die Aussage mit der Entschleun­igung auch ans Baudezerna­t zu richten: „Ich finde es nicht in Ordnung, dieses Thema dem Gemeindera­t aufzudrück­en.“Christoph Funk (FDP) argumentie­rte in die andere Richtung: „Wenn wir so viel Geld haben, müssen wir es investiere­n.“Wie Baubürgerm­eister Christian Kuhlmann erläuterte, könnten nicht noch mehr Vorhaben umgesetzt werden. „Wir müssen schon viel auslagern“, sagte er. Doch für diesen Schritt würde es auch Verwaltung­spersonal brauchen, um die Projekte betreuen zu können.

Ralph Heidenreic­h (Linke) wollte wissen, warum die Öffentlich­keit nichts über die Geldanlage­n der Stadt erfahren dürfe. „Wo wir unser Geld angelegt haben, geht außer den Gemeindera­t niemanden etwas an“, sagte Oberbürger­meister Norbert Zeidler.

Wie die Sprecherin der Verwaltung, Andrea Appel, im Nachgang der SZ erläuterte, handle es sich bei den Geldanlage­n um speziell geschnürte Pakete. „Nach einer Ausschreib­ung werden diese dem Gemeindera­t in nicht öffentlich­er Sitzung vorgestell­t und die Räte legen dann fest, wie und in was das Geld angelegt werden darf“, so Appel. Von den Rücklagen (122 Millionen Euro; Stand Ende 2017) sei ein Teil in einem Mix aus kurz-, mittel- und langfristi­gen Produkten angelegt. Von Strafzinse­n sei man bislang verschont geblieben. Spekuliere­n dürfe die Verwaltung mit dem Geld an der Börse aber nicht, erläutert Appel. Das verbiete allein schon das Gemeindeha­ushaltsrec­ht.

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FOTO: IMAGO Wegen der guten Konjunktur erwartet die Stadt Biberach höhere Steuereinn­ahmen. Ein Teil der Rücklagen ist angelegt.

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