Schwäbische Zeitung (Biberach)
Immobilienbesitz und neue Filialen
Raiba Biberach will sich breiter aufstellen – Ehemalige Filialen sollen vermarktet werden
WARTHAUSEN - Die Raiffeisenbank Biberach möchte in Zukunft auch Immobilien entwickeln und vermarkten. Das hat Vorstandssprecher Gerolf Scherer im Gespräch mit der SZ bekannt gegeben. So denke der Vorstand darüber nach, die geschlossenen Filialen „selbst zu nutzen, zu vermieten oder zu verpachten“. Zugleich hat Scherer erläutert, warum die Raiba die Südwestbank-Filialen in Biberach und Ochsenhausen übernimmt.
Die Raiba Biberach hat ein Luxusproblem: „Wir haben so viel Liquidität“, sagt Scherer. Doch bei der Geldanlage gehe es der Bank genauso wie ihren Kunden: Sichere Anlagen werfen kaum mehr etwas ab. Deshalb will die Bank nun zusätzlich in Immobilien investieren, erklärt Scherer. Die Grundlage für das Geschäft sei bereits mit einer Satzungsänderung im Juni gelegt worden, erläutert Scherer. „Die Erträge aus Immobilien sind heute zum Teil höher als aus Wertpapieren.“Die Raiba wolle aber „sicher nicht als Bauträger im großen Stil auftreten“. Sollten „interessante Objekte“dabei sein, wolle man diese allerdings mit aufnehmen.
Warthausens Bürgermeister Wolfgang Jautz hat indes bereits Interesse angekündigt: Die ehemaligen Filialräume in Birkenhard könnten den Vereinen im Ort zur Verfügung gestellt werden. Scherer bestätigt erste Gespräche, verbindliche Zusagen hat es aber noch keine gegeben.
Südwestbank-Filialen als Chance
Groß war auch das Interesse der Raiba an den Südwestbank-Filialen in Biberach und Ochsenhausen gewesen, bestätigt der Vorstandssprecher. Hier tritt die Raiba allerdings als Mieter auf. Zum 3. September sollen die ehemaligen Südwestbank-Filialen unter neuer Firmierung der Raiba eröffnen (SZ berichtete). Erstmals hat Scherer diesen Schritt nun ausführlich begründet: „Für uns hat sich hier die Chance ergeben, schnell und zu geringen Kosten die beiden Filialen zu übernehmen.“
Immer wieder hätte er von Kunden die Aussage hören müssen, „euch trifft man in der Stadt gar nicht an“. Das solle sich jetzt ändern. Ziel sei es, mit den Filialen im Stadtgebiet „zusätzliche Erträge zu erwirtschaften“und den Kunden vor Ort einen Service zu ermöglichen. „Viele unserer 40 000 Kunden arbeiten in Biberach und Ochsenhausen.“Außerdem wolle man bisherige Südwestbank-Kunden vom Angebot der Raiffeisenbank überzeugen. Die Bank wolle das vollständige Inventar der Vorgänger übernehmen, ebenso wie die Geldautomaten und Auszugsdrucker. In Biberach sollen voraussichtlich bis zu sieben, in Ochsenhausen etwa vier Kundenberater und Servicekräfte eingesetzt werden. Die Filialen sollen ganztags außer mittwochs geöffnet haben.
Wachstum nach Schließungen
Die Übernahme der Südwestbank-Filialen sieht Scherer dagegen nicht im Widerspruch zu den insgesamt 14 Filialen, die im April geschlossen worden waren. Zuletzt hatte die Bank bekannt gegeben, dass sich ihre Bilanzsumme um 4,3 Prozent auf 822 Millionen erhöht hat. Das im Vorjahr prognostizierte Wachstum sei sogar übertroffen worden. Die Filialschließungen seien dennoch notwendig gewesen, glaubt Scherer: „Wir haben ein Wachstum, aber die Margen gehen deutlich zurück.“Durch die vorherigen Fusionen seien inzwischen größere Kreditvergaben möglich, zudem sei die Beratung nicht zurückgefahren worden, sondern die Mitarbeiter an den benachbarten Standorten untergekommen.
Die Folgen der Schließungen seien für die Raiba nur gering ausgefallen. „Es gab unwesentlich Kontoschließungen“, sagt Scherer. Die Gesamtzahl der Kunden habe sich aber kaum verändert. Der Geldbringdienst für ältere Kunden werde „nicht häufig, aber doch in Anspruch genommen“. Für die nächsten Jahre sei die Bank nun gut aufgestellt, weitere Schließungen seien nicht geplant.
Und trotz der neuen Filialen in Biberach und Ochsenhausen wolle die Raiba nicht an ihrer Grundausrichtung rütteln: „Wir werden auch weiterhin ländlich strukturiert bleiben.“