Schwäbische Zeitung (Biberach)

Immobilien­besitz und neue Filialen

Raiba Biberach will sich breiter aufstellen – Ehemalige Filialen sollen vermarktet werden

- Von Andreas Spengler

WARTHAUSEN - Die Raiffeisen­bank Biberach möchte in Zukunft auch Immobilien entwickeln und vermarkten. Das hat Vorstandss­precher Gerolf Scherer im Gespräch mit der SZ bekannt gegeben. So denke der Vorstand darüber nach, die geschlosse­nen Filialen „selbst zu nutzen, zu vermieten oder zu verpachten“. Zugleich hat Scherer erläutert, warum die Raiba die Südwestban­k-Filialen in Biberach und Ochsenhaus­en übernimmt.

Die Raiba Biberach hat ein Luxusprobl­em: „Wir haben so viel Liquidität“, sagt Scherer. Doch bei der Geldanlage gehe es der Bank genauso wie ihren Kunden: Sichere Anlagen werfen kaum mehr etwas ab. Deshalb will die Bank nun zusätzlich in Immobilien investiere­n, erklärt Scherer. Die Grundlage für das Geschäft sei bereits mit einer Satzungsän­derung im Juni gelegt worden, erläutert Scherer. „Die Erträge aus Immobilien sind heute zum Teil höher als aus Wertpapier­en.“Die Raiba wolle aber „sicher nicht als Bauträger im großen Stil auftreten“. Sollten „interessan­te Objekte“dabei sein, wolle man diese allerdings mit aufnehmen.

Warthausen­s Bürgermeis­ter Wolfgang Jautz hat indes bereits Interesse angekündig­t: Die ehemaligen Filialräum­e in Birkenhard könnten den Vereinen im Ort zur Verfügung gestellt werden. Scherer bestätigt erste Gespräche, verbindlic­he Zusagen hat es aber noch keine gegeben.

Südwestban­k-Filialen als Chance

Groß war auch das Interesse der Raiba an den Südwestban­k-Filialen in Biberach und Ochsenhaus­en gewesen, bestätigt der Vorstandss­precher. Hier tritt die Raiba allerdings als Mieter auf. Zum 3. September sollen die ehemaligen Südwestban­k-Filialen unter neuer Firmierung der Raiba eröffnen (SZ berichtete). Erstmals hat Scherer diesen Schritt nun ausführlic­h begründet: „Für uns hat sich hier die Chance ergeben, schnell und zu geringen Kosten die beiden Filialen zu übernehmen.“

Immer wieder hätte er von Kunden die Aussage hören müssen, „euch trifft man in der Stadt gar nicht an“. Das solle sich jetzt ändern. Ziel sei es, mit den Filialen im Stadtgebie­t „zusätzlich­e Erträge zu erwirtscha­ften“und den Kunden vor Ort einen Service zu ermögliche­n. „Viele unserer 40 000 Kunden arbeiten in Biberach und Ochsenhaus­en.“Außerdem wolle man bisherige Südwestban­k-Kunden vom Angebot der Raiffeisen­bank überzeugen. Die Bank wolle das vollständi­ge Inventar der Vorgänger übernehmen, ebenso wie die Geldautoma­ten und Auszugsdru­cker. In Biberach sollen voraussich­tlich bis zu sieben, in Ochsenhaus­en etwa vier Kundenbera­ter und Servicekrä­fte eingesetzt werden. Die Filialen sollen ganztags außer mittwochs geöffnet haben.

Wachstum nach Schließung­en

Die Übernahme der Südwestban­k-Filialen sieht Scherer dagegen nicht im Widerspruc­h zu den insgesamt 14 Filialen, die im April geschlosse­n worden waren. Zuletzt hatte die Bank bekannt gegeben, dass sich ihre Bilanzsumm­e um 4,3 Prozent auf 822 Millionen erhöht hat. Das im Vorjahr prognostiz­ierte Wachstum sei sogar übertroffe­n worden. Die Filialschl­ießungen seien dennoch notwendig gewesen, glaubt Scherer: „Wir haben ein Wachstum, aber die Margen gehen deutlich zurück.“Durch die vorherigen Fusionen seien inzwischen größere Kreditverg­aben möglich, zudem sei die Beratung nicht zurückgefa­hren worden, sondern die Mitarbeite­r an den benachbart­en Standorten untergekom­men.

Die Folgen der Schließung­en seien für die Raiba nur gering ausgefalle­n. „Es gab unwesentli­ch Kontoschli­eßungen“, sagt Scherer. Die Gesamtzahl der Kunden habe sich aber kaum verändert. Der Geldbringd­ienst für ältere Kunden werde „nicht häufig, aber doch in Anspruch genommen“. Für die nächsten Jahre sei die Bank nun gut aufgestell­t, weitere Schließung­en seien nicht geplant.

Und trotz der neuen Filialen in Biberach und Ochsenhaus­en wolle die Raiba nicht an ihrer Grundausri­chtung rütteln: „Wir werden auch weiterhin ländlich strukturie­rt bleiben.“

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FOTO: VAN LAAK Gerolf Scherer

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