Schwäbische Zeitung (Biberach)

Flughafen-Ausbau verzögert sich

Arbeiten in Memmingen beginnen erst im September – Firmen haben wenig Kapazitäte­n

- Von Helmut Kustermann und Markus Raffler

MEMMINGEN - Der Ausbau des Memminger Flughafens verzögert sich um drei Monate: Nach der ursprüngli­chen Planung sollten die Arbeiten Anfang Juni beginnen. Nun kündigt Airport-Geschäftsf­ührer Ralf Schmid an, dass der Startschus­s erst im September fallen werde. Dies liegt nach seinen Worten beispielsw­eise daran, dass ausgelaste­te Baufirmen um eine längere Frist für die Abgabe ihrer Angebote gebeten haben. Die Kosten für den Ausbau mit Verbreiter­ung der Start- und Landebahn steigen von zunächst geplanten 17,7 Millionen auf etwa 20 Millionen Euro. Die Gesellscha­fter haben laut Schmid signalisie­rt, ihren Teil der Mehrkosten zu tragen. Ob anteilig auch die Zuschüsse des Freistaats (bislang 12,2 Millionen Euro) nach oben klettern, ist derzeit offen.

Ursprüngli­ch sollte der Ausbau im Sommer 2017 beginnen. Doch die EU-Kommission hatte erst im September 2017, nach zweijährig­er Prüfung, den Zuschuss des Freistaats genehmigt. Für die aktuelle Verzögerun­g gibt es mehrere Gründe. „Die starke Konjunktur arbeitet gegen uns“, sagt Schmid und verweist darauf, dass viele Baufirmen volle Auftragsbü­cher haben. Zudem falle das Projekt umfangreic­her aus als geplant. So müssten Tafeln ausgetausc­ht werden, die auf die Startbahn hinweisen und den Piloten als Orientieru­ng dienen. „Nach europäisch­em Recht sind sie 20 oder 30 Zentimeter zu niedrig. Bislang hatten wir Bestandssc­hutz, aber im Zuge des Ausbaus brauchen wir neue Schilder und neue Fundamente“, erläutert Schmid. Allein dies bedeute unerwartet­e Mehrkosten von einer halben Million Euro.

Allgemeine Kostenstei­gerungen verteuern den Ausbau zusätzlich. „Wir achten aber streng darauf, dass unsere Budgetstei­gerung unter 20 Prozent bleibt“, sagt Schmid. Die Gesellscha­fter hätten einer möglichen Kapitalerh­öhung bereits zugestimmt, ein solcher Schritt sei aber noch nicht formal beschlosse­n. Der Geschäftsf­ührer hofft nun, dass der Freistaat seinen Zuschuss erhöht. Voraussetz­ung sei, „dass wir Baukosten-Steigerung­en plausibel nachweisen können“. Über eine höhere Förderung müsse der Landtag entscheide­n, heißt es dazu im bayerische­n Bauministe­rium. Falls mehr Geld fließen soll, sei für den zusätzlich­en Betrag erneut eine Genehmigun­g aus Brüssel nötig. Allerdings greife dann möglicherw­eise ein beschleuni­gtes Verfahren.

Der Airport-Ausbau startet mit vorbereite­nden Arbeiten für eine neue Befeuerung. Dabei handelt es sich um eine Beleuchtun­g, die den Piloten beim Anflug hilft, sich zu orientiere­n. „Um die Startbahn herum verlegen wir ein neues Leerrohr-System“, sagt Schmid. Zudem werden 30 Jahre alte Kabel ersetzt und Trafostati­onen aufgestell­t.

Herzstück des Projekts ist jedoch die Verbreiter­ung der Startbahn von 30 auf 45 Meter, um sie laut Schmid internatio­nalen Standards anzupassen. „Nach jetziger Lage könnten wir im November damit anfangen“, sagt der Geschäftsf­ührer. Doch dann stelle sich die Frage, ob es das Wetter noch zulässt. „Darum sollen die Arbeiten erst im Frühjahr 2019 beginnen.“Schmid geht davon aus, dass dieses Vorhaben den Flugbetrie­b nicht behindert. Gebaut werden soll nachts, etwa zwischen 23 und 5.30 Uhr. „Die Asphaltarb­eiten dauern mindestens sechs Wochen“, sagt der Airport-Chef. In dieser Zeit werden etwa 70 000 Tonnen Asphaltmis­chgut verarbeite­t.

„Die starke Konjunktur arbeitet gegen uns.“Airport-Geschäftsf­ührer Ralf Schmid

Kattowitz-Verbindung fällt weg

Im Zuge des Ausbaus werden auch die Abstellflä­chen für Flugzeuge vergrößert, sodass dort zehn statt fünf Maschinen Platz haben. Der Flughafen investiert zudem in die Erneuerung des elektronis­chen Landesyste­ms. Auch die Gepäckabfe­rtigung wird erweitert, um Wartezeite­n für Passagiere zu verringern. Geplant ist zudem, dem Sicherheit­s-Check (Personenko­ntrolle) mehr Raum zu bieten und ein Rückhalteb­ecken für Regenwasse­r zu errichten. Alle Arbeiten sollen bis 2020 beendet sein. Schmid bezeichnet den Ausbau als „Reaktion auf gestiegene Fluggastza­hlen und nicht als Weichenste­llung für eine gezielte Expansion“, wie von Kritikern angeführt. Der Airport rechnet heuer mit mindestens 1,4 Millionen Passagiere­n, 2017 waren es knapp 1,2 Millionen. Dass Wizzair die Verbindung ins polnische Kattowitz ab Mitte August nach nur zwei Monaten nicht mehr anbietet, ändert laut Schmid nichts an dieser Prognose.

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FOTO: FLUGHAFEN MEMMINGEN GMBH Die Verbreiter­ung der Start- und Landebahn von 30 auf 45 Meter ist das Herzstück des Flughafen-Ausbaus, der im September startet und etwa 20 Millionen Euro kosten wird.

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