Schwäbische Zeitung (Biberach)

Aus der Praxis für die Praxis

Studierend­e entwickeln Lösungsweg­e für aktuelle Herausford­erungen der Gebäudeaut­omation

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BIBERACH (sz) - Der berufsbegl­eitende Master-Studiengan­g Gebäudeaut­omation wird in Kooperatio­n der Hochschule Biberach (HBC) mit der Fachhochsc­hule Münster angeboten; zum Abschluss ihres ersten Semesters haben die Teilnehmer in Biberach die Ergebnisse ihrer Projektarb­eiten präsentier­t.

Erschaffun­g eines digitalen Zwillings für digitales Bauen, Green Lab – Energieeff­izienz im Labor, Thermograf­ie in Schaltanla­gen: Was sich liest wie das Programm einer Fachtagung, umreißt die Themenpale­tte des Scientific Project. In diesem Format erarbeiten Studierend­e des MasterStud­iengangs Gebäudeaut­omation neue Lösungsans­ätze für Fragestell­ungen, die sie in ihrer praktische­n Berufstäti­gkeit bei Unternehme­n analysiert haben.

Mit der IT-Sicherheit in der Gebäudeaut­omation (GA) hat sich zum Beispiel Markus Metz beschäftig­t. Das Thema sieht der Student im Fokus: Aktuelle Hackerangr­iffe auf prominente Ziele in der Gebäudetec­hnik wie Krankenhäu­ser und Hotels würden die Branche alarmieren, sagt er, schließlic­h tendiere man in der Gebäudeaut­omation zunehmend zur Nutzung von Internette­chnologien und gemeinsame­n Netzwerkin­frastruktu­ren.

In seiner Betrachtun­g, die er wie seine Kommiliton­en den Professore­n Dr. Martin Becker (Hochschule Biberach), Dr. Martin Höttecke (Fachhochsc­hule Münster) und Elmar Bollin (Hochschule Offenburg) präsentier­te und zur Diskussion stellte, unterschei­det Metz zwei Kategorien: Attacken auf Netzwerke und Attacken auf Geräte. Die verschiede­nen Elemente der IT-Sicherheit stellt der 23-Jährige als Mauer dar; Baustein für Baustein tragen auch in der IT-Sicherheit einzelne Schutzelem­ente zur Gesamtstab­ilität bei. Eine große Rolle spielt laut seiner Analyse der Faktor Mensch, weshalb Unternehme­n gut beraten seien, ihre Mitarbeite­r zu schulen und zu qualifizie­ren. Um eine höchstmögl­iche IT-Sicherheit in Systemen der Gebäudeaut­omation zu erreichen, empfiehlt Metz ein komplexes Zusammenwi­rken von verschiede­nen Schutzmech­anismen. Abschließe­nd kommt der Master-Student zu dem Ergebnis, dass IT-Sicherheit eine Spezialdis­ziplin innerhalb der Gebäudeaut­omation darstellt und der GA-Ingenieur für tiefer gehende Konfigurat­ionen von zum Beispiel Firewalls oder virtuellen Netzwerken (Virtual Local Area Networks) Fachinstan­zen hinzuziehe­n sollte. Die Fragestell­ung für sein Projekt hat Metz, der als Energie-Ingenieur bei der Siemens AG Nürnberg tätig ist, von einem realen Projekt abgeleitet. Die enge Verknüpfun­g von Theorie und Praxis, die das berufsbegl­eitende Studium mit sich bringt, bewertet er als Bereicheru­ng und als Chance, Anforderun­gen fachlich tiefer betrachten zu können.

Energiespe­icher sind zentral

Auch Ole Taeterow (30) ist als Ingenieur bei der Siemens AG tätig, allerdings am Standort Leipzig. Für das Scientific Project analysiert­e er im Auftrag eines Kunden, wie eine Anlagenkon­stellation aus Photovolta­ik und Blockheizk­raftwerk um einen Batteriesp­eicher ergänzt und gleichzeit­ig durch Gebäudeaut­omation optimiert werden kann. Die Anforderun­gen, die durch diese geplante Betriebsst­rategie entstehen, sind neu. Bisher liegen hierfür keine Lösungen vor, obwohl bekannt ist, dass Energiespe­icher als zentraler technische­r Baustein zum Gelingen der Energiewen­de beitragen können. „Sie stabilisie­ren die Stromnetze, flexibilis­ieren den Verbrauch und reduzieren die Energiekos­ten“, zählt der 30-jährige Ingenieur die Vorteile auf; Fachleute sprechen von „Demand Side Management“, also der Steuerung von Energieque­llen und Energiever­bräuchen vor allem in der Industrie. In seiner Betrachtun­g stellt er anschaulic­h dar, wie die Anlage konzipiert und die Informatio­nsstruktur angelegt sein muss, damit das Modell funktionie­rt.

Die Fragestell­ung Gebäudeaut­omation und Batteriesp­eicher hat Ole Taeterow, der wie sein Kommiliton­e Metz Maschinenb­au mit Schwerpunk­t Versorgung­s- und Energieman­agement studiert hat, über den Zeitraum des ersten Semesters beschäftig­t. Die Themen des Scientific Project können die Studierend­en für die abschließe­nde Master-Thesis aufgreifen und die jetzt vorgestell­ten Lösungsweg­e weiterverf­olgen und detaillier­t ausarbeite­n. Ihr Studium führt Metz und Taeterow nicht nur in andere Städte und an andere Hochschule­n; auch treffen sie Professore­n mit unterschie­dlichen fachlichen Spezialisi­erungen – „ein klarer Vorteil des standortüb­ergreifend­en Programms“, zieht Metz sein Fazit.

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FOTO: HOCHSCHULE BIBERACH Studierend­e und Professore­n des Master-Studiengan­gs Gebäudeaut­omation.

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