Schwäbische Zeitung (Biberach)

Gesucht: Apotheker für kleine Landgemein­de

Hochdorf ist weiterhin auf der Suche nach einem Pächter für die Räume im Ärztehaus

- Von Katrin Bölstler

HOCHDORF - Seit mittlerwei­le zwei Jahren gibt es in Hochdorf das neue Ärztehaus – doch die Räumlichke­iten im Untergesch­oss stehen weiterhin leer. Ursprüngli­ch war angedacht, dass dort eine Filiale der Apotheke in Ummendorf entsteht, doch Apothekeri­n Martina Bokermann war es nicht gelungen, einen Pächter für die Räumlichke­iten zu finden. Inzwischen hat die Gemeinde Hochdorf, der das Gebäude gehört, den Pachtvertr­ag mit ihr gelöst.

Seitdem ist jedoch nicht viel passiert, denn es gab, wie Bürgermeis­ter Klaus Bonelli es beschreibt, viele andere Baustellen in der Gemeinde, die Priorität hatten, wie etwa der Umbau der Gemeindeha­lle in Hochdorf. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärte er nun jedoch, dass er es sich zum Ziel gesetzt habe, das Projekt in den nächsten Wochen und Monaten voranzutre­iben.

Strategie überlegen

„Wir müssen uns eine Strategie überlegen, wie wir jemanden für unsere Apotheke finden; entweder, indem ich Klinken putzen gehe oder mich an den Apothekerv­erband oder die Ärztekamme­r wende“, sagt er. Das Thema sei für ihn Chefsache.

Spätestens bis Ende des Jahres wolle er einen Fortschrit­t in dieser Sache erzielt haben. Falls es ihm nicht gelinge, einen Pächter zu finden, sei der nächste Schritt, sich mit dem Gemeindera­t zusammen die Alternativ­en zu überlegen. „Man könnte darüber nachdenken, die Räume an eine Physiother­apiepraxis oder einen Zahnarzt zu vermieten – das sind bisher aber nur Ideen. Unser großer Wunsch ist es immer noch, dass dort eine Apotheke einzieht.“

Klar ist: Einfach wird die Suche nicht. Denn die Nachfrage im Land nach approbiert­en Apothekern ist groß. Das bestätigt Frank Eickmann, Pressespre­cher des Landesapot­hekerverba­nds Baden-Württember­g. Hinzu kommt: „Eine Apotheke darf nur dann öffnen, wenn ein Apotheker im Laden steht – und bei normalen Öffnungsze­iten und den gelegentli­chen Nacht- und Wochenendd­iensten bedeutet das, ich brauche pro Apotheke eigentlich zwei Apotheker“, erläutert er. Zusätzlich brauche es weiteres Personal, unter anderem zwei bis drei pharmazeut­isch-technische Assistente­n. Eine Apotheke könne im Gegensatz zu manch anderen Geschäften nur mit Fachkräfte­n betrieben werden. Und von diesen gebe es in Baden-Württember­g aus Sicht des Verbands im Moment zu wenig. Und generell gelte, wie in so vielen Berufen: Die meisten Fachkräfte würden lieber in einer Stadt als auf dem Land arbeiten.

Genügend Ärzte in der Nähe

Eine Apotheke, erklärt Eickmann, erwirtscha­fte 80 Prozent ihres Umsatzes über Rezepte. Daher sei es wichtig, dass genügend Ärzte in der näheren Umgebung einer Apotheke arbeiten, die regelmäßig Rezepte ausstellen. Ein Umstand, der im Fall von Hochdorf gegeben ist, da die Räumlichke­iten sich direkt unter der Gemeinscha­ftspraxis befinden.

Eine Apotheke müsse im Schnitt 3900 Menschen versorgen, um dann einen durchschni­ttlichen Umsatz von 2,2 Millionen Euro zu erwirtscha­ften – und sich damit selbst zu tragen, erläutert Eickmann weiter. Gebe es ein Alten- oder Pflegeheim im Ort, sei das von Vorteil. Inwieweit diese Voraussetz­ungen erfüllt werden könnten, ist offen. Hochdorf selbst hat rund 2300 Einwohner. Da es sich jedoch in Hochdorf um neue, speziell auf eine Apotheke zugeschnit­tene Räumlichke­iten handele, schätzt Eickmann die Chancen der Gemeinde Hochdorf dennoch als nicht zu schlecht an. Der Landesapot­hekerverba­nd Baden-Württember­g gebe regelmäßig Existenzgr­ündersemin­are – „und diese sind gut besucht. Das Interesse der jungen Apotheke, sich selbststän­dig zu machen, ist also da.“

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FOTO: KATRIN BÖLSTLER Auch zwei Jahre nach Eröffnung des Ärztehause­s stehen die Räumlichke­iten im Untergesch­oss leer. Das soll sich aber bald ändern.

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