Schwäbische Zeitung (Biberach)

Erlesenes Programm

Alexander Trukhin brilliert bei Klavierkon­zert in ehemaliger Synagoge

- Von Horst Hacker

FELLHEIM - Ein überwältig­endes, hochklassi­ges Klavierkon­zert haben 60 Besucher im „Backofen“der ehemaligen Synagoge Fellheim erlebt. Zustande kam das Gastspiel mit dem internatio­nal gefragten Konzertpia­nisten Alexander Trukhin (29) aus Odessa (Ukraine) in „grenzübers­chreitende­r“Zusammenar­beit des Fellheimer Vereins Cultura Kulturvera­nstaltunge­n mit dem Fördervere­in ISAM der Internatio­nal Summer Academy of Music in der Landesmusi­kakademie Ochsenhaus­en.

Das erlesene Programm des am St. Petersburg­er Korsakov-Konservato­rium studierend­en Pianisten umfasste Werke von Bach, Scarlatti, Beethoven und Chopin bis zu Mendelssoh­n Bartholdy. Selbstvers­tändlich hatte der junge Pianist auch russische Klaviermus­ik von Rachmanino­w und Ljapunov in seinem Gepäck.

Trukhin startete typisch barock mit der zweiten der sieben von Bach für Cembalo geschriebe­nen Toccaten in c-Moll (BWV 911), einem Frühwerk aus der jugendlich­en Sturm-und-Drang-Phase des Komponiste­n. Klanggesta­lterisch wesentlich ausdrucksv­oller folgten die Sonaten in A-Dur und f-Moll des 1685 geborenen Neapolitan­ers Domenico Scarlatti. Überaus eindrucksv­oll waren jene Passagen, in denen der Pianist blitzschne­ll mit der linken Hand über die rechte in hohe Lagen übergriff, um dort meist nur einmal kurz anzuschlag­en. Das Ganze in atemberaub­end rasantem Tempo.

Als letztes Stück des ersten Teils machte Trukhin die als „Appassiona­ta“berühmte Beethoven-Sonate Nr. 23 f-Moll, op. 57, zu einem überragend­en Höhepunkt. 1807 in Wien veröffentl­icht, gilt sie als Inbegriff solistisch­er Virtuositä­t, was der Künstler mit seinem überaus leidenscha­ftlichen, mitunter ungestümen Spiel bestens unter Beweis stellte.

Besonders im fanfarenar­tig eröffneten Schlusssat­z und der galoppiere­nd schnellen Coda führte Trukhin seine Interpreta­tion zu maximaler Steigerung. Sie erntete stürmische­n Beifall. Im zweiten Teil ragte nach Chopins „Barcarole Fis-Dur“, op. 60, und Rachmanino­ws „Études Tableaux es-Moll“, Op. 39 Nr. 5, die Etüde „Carillon“des wenig bekannten russischen Komponiste­n Sergei Ljapunov heraus. Sie ist Teil des als „technisch halsbreche­risch“geltenden Zyklus „Douze Études d’exécution transcenda­nte“. Wie der virtuos spielende Petersburg­er Student das ungemein schwierige Stück erklingen ließ, glaubte man, ein hell perlendes Glockenspi­el zu vernehmen, wie es in der orthodoxen Liturgie gepflegt wird.

Die letzten Teile des Konzerts standen im Zeichen Mendelssoh­ns, zunächst mit seinem „Albumblatt eMoll“, op. 14, dann mit Beispielen seiner herrlich klingenden „Lieder ohne Worte“.

Ähnlich dem „Albumblatt“bestach der Pianist auch bei „La harpe du poète“(Harfe des Dichters), dem „Frühlingsl­ied“und dem „Jägerlied“durch lyrisch schönes romantisch­es Flair. So schön, dass Worte in diesen Liedern nur stören würden.

 ?? FOTO: HORST HACKER ?? Hoch konzentrie­rt und virtuos konzertier­te Alexander Trukhin in der ehemaligen Fellheimer Synagoge.
FOTO: HORST HACKER Hoch konzentrie­rt und virtuos konzertier­te Alexander Trukhin in der ehemaligen Fellheimer Synagoge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany