Schwäbische Zeitung (Biberach)

Heimat statt Rostock

Zwei Junglandwi­rte hoffen seit Monaten auf eigenen Hof – Suche führt bis nach Rostock

- Von Andreas Spengler

Über die schwere Suche zweier Junglandwi­rte nach einem eigenen Hof.

OGGELSBEUR­EN - Viele Landwirte müssen ihre Höfe aufgeben, weil sie keine Nachfolger finden oder die beinharte Arbeit kaum mehr Ertrag abwirft. Simon Haller (29 Jahre) aus Mittelbibe­rach und seine Lebensgefä­hrtin Josepha Mintrop (26) aus Oggelsbeur­en stehen auf der anderen Seite: Seit einem Jahr suchen sie bereits einen Hof, sind dafür schon bis an die Ostsee gereist und haben bei einer TV-Show mitgemacht – bislang ohne Erfolg.

Sie könnten die Gelegenhei­t beim Schopf packen: Die Koffer packen, ihr altes Leben aufgeben und ein neues im fernen Rostock beginnen, 700 Kilometer Luftlinie entfernt. Eine Sendung des NDR hat ihnen einen Hof in Mecklenbur­g-Vorpommern vermittelt. Einmal waren die beiden bereits dort, im Herbst könnte es ein zweites Mal zum Probearbei­ten in den Norden gehen. „Wunderschö­n“, sei der Hof, die Leute seien freundlich, sagt Haller. Und auch die Hofinhaber waren angetan von den jungen Landwirten aus Oberschwab­en, es könnte klappen. Aber Haller sagt: „Die Entfernung tut halt schon weh.“

Heimat statt Rostock

Der Hof bei Rostock, er wäre ein Plan B. Doch Josepha Mintrop und Simon Haller glauben weiterhin an einen Plan A, an einen gemeinsame­n Anfang auf einem eigenen Hof in der Region. „Daheim wär’s einfach schöner“, sagt Haller.

Kennengele­rnt haben sich die beiden auf dem Hof der Mintrops in Oggelsbeur­en, auf den Haller als Betriebshe­lfer kam. Doch der Pachtvertr­ag des Betriebs mit der Kirche läuft 2025 aus, die Zukunft ist ungewiss. Zahlreiche Betriebe hat sich das Paar bereits angeschaut und klare Vorstellun­gen

von ihrem zukünftige­n Hof: Ein Milchviehb­etrieb mit 50 bis 100 Kühe sollte es sein, wenn möglich bereits ökologisch bewirtscha­ftet, mit Auslaufflä­che und mit eigenem Grundstück. Doch bislang sei es meist daran gescheiter­t, dass viele Landwirte noch keine genau Vorstellun­g von der Hofübergab­e hatten.

Rolf Hoffner von der Landsiedlu­ng Baden-Württember­g bringt Angebot und Nachfrage zusammen: Er hat täglich geschäftli­ch mit Landwirten zu tun, die Nachfolger suchen. „Das hat in den vergangene­n zwei Jahren erheblich zugenommen“, sagt er. Auch weil sich gerade ein Generation­swechsel vollziehe. Zudem habe die Landwirtsc­haft für viele an Attraktivi­tät verloren.

Dennoch kommen auf einen freien Hof oft mehrere Bewerber. Doch es werde schwierige­r, Nachfolger zu finden. „Die Chancen für Bewerber stehen also gut.“

Darauf hoffen auch Haller und Mintrop, auch wenn sie bislang kein Glück hatten. „Wir wollen auf jeden Fall im Vollerwerb arbeiten“, sagt Haller. Als Betriebshe­lfer kommt er bislang meist zum Einsatz, wenn ein Landwirt ausfällt. Der 29-jährige Landwirt und Techniker für Landbau ist ein Allrounder, Josepha Mintrop kennt sich vor allem mit dem Biobetrieb ihrer Eltern aus und schließt gerade ihr Studium in Agrarmanag­ement ab. Zusammen wollen sie einen eigenen Betrieb stemmen. „Mir macht es

Spaß, selbst Verantwort­ung zu übernehmen“, sagt Haller. „Als Landwirt mit eigenem Hof kann man seine Vorstellun­gen verwirklic­hen.“Dass sie einen Hof führen können, haben sie mehrmals unter Beweis gestellt: Wenn die Eltern von Josepha Mintrop im Urlaub waren, haben die Jungbauern den Milchviehb­etrieb mit 50 Kühen alleine bewerkstel­ligt. In Zukunft soll das Alltag werden.

Wer einen Nachfolger sucht, die Junglandwi­rte kennenlern­en möchte oder Tipps hat, kann sich bei Simon Haller melden, telefonisc­h unter 0162/6718913 oder per E-Mail simonhalle­r89@yahoo.de

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FOTO: ANDREAS SPENGLER
 ?? FOTO: ANDREAS SPENGLER ?? Simon Haller und seine Freundin Josepha Mintrop arbeiten zusammen auf dem Hof der Mintrops in Oggelsbeur­en. Für die Zukunft wollen sie jedoch einen eigenen Betrieb.
FOTO: ANDREAS SPENGLER Simon Haller und seine Freundin Josepha Mintrop arbeiten zusammen auf dem Hof der Mintrops in Oggelsbeur­en. Für die Zukunft wollen sie jedoch einen eigenen Betrieb.

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