Schwäbische Zeitung (Biberach)
Heimat statt Rostock
Zwei Junglandwirte hoffen seit Monaten auf eigenen Hof – Suche führt bis nach Rostock
Über die schwere Suche zweier Junglandwirte nach einem eigenen Hof.
OGGELSBEUREN - Viele Landwirte müssen ihre Höfe aufgeben, weil sie keine Nachfolger finden oder die beinharte Arbeit kaum mehr Ertrag abwirft. Simon Haller (29 Jahre) aus Mittelbiberach und seine Lebensgefährtin Josepha Mintrop (26) aus Oggelsbeuren stehen auf der anderen Seite: Seit einem Jahr suchen sie bereits einen Hof, sind dafür schon bis an die Ostsee gereist und haben bei einer TV-Show mitgemacht – bislang ohne Erfolg.
Sie könnten die Gelegenheit beim Schopf packen: Die Koffer packen, ihr altes Leben aufgeben und ein neues im fernen Rostock beginnen, 700 Kilometer Luftlinie entfernt. Eine Sendung des NDR hat ihnen einen Hof in Mecklenburg-Vorpommern vermittelt. Einmal waren die beiden bereits dort, im Herbst könnte es ein zweites Mal zum Probearbeiten in den Norden gehen. „Wunderschön“, sei der Hof, die Leute seien freundlich, sagt Haller. Und auch die Hofinhaber waren angetan von den jungen Landwirten aus Oberschwaben, es könnte klappen. Aber Haller sagt: „Die Entfernung tut halt schon weh.“
Heimat statt Rostock
Der Hof bei Rostock, er wäre ein Plan B. Doch Josepha Mintrop und Simon Haller glauben weiterhin an einen Plan A, an einen gemeinsamen Anfang auf einem eigenen Hof in der Region. „Daheim wär’s einfach schöner“, sagt Haller.
Kennengelernt haben sich die beiden auf dem Hof der Mintrops in Oggelsbeuren, auf den Haller als Betriebshelfer kam. Doch der Pachtvertrag des Betriebs mit der Kirche läuft 2025 aus, die Zukunft ist ungewiss. Zahlreiche Betriebe hat sich das Paar bereits angeschaut und klare Vorstellungen
von ihrem zukünftigen Hof: Ein Milchviehbetrieb mit 50 bis 100 Kühe sollte es sein, wenn möglich bereits ökologisch bewirtschaftet, mit Auslauffläche und mit eigenem Grundstück. Doch bislang sei es meist daran gescheitert, dass viele Landwirte noch keine genau Vorstellung von der Hofübergabe hatten.
Rolf Hoffner von der Landsiedlung Baden-Württemberg bringt Angebot und Nachfrage zusammen: Er hat täglich geschäftlich mit Landwirten zu tun, die Nachfolger suchen. „Das hat in den vergangenen zwei Jahren erheblich zugenommen“, sagt er. Auch weil sich gerade ein Generationswechsel vollziehe. Zudem habe die Landwirtschaft für viele an Attraktivität verloren.
Dennoch kommen auf einen freien Hof oft mehrere Bewerber. Doch es werde schwieriger, Nachfolger zu finden. „Die Chancen für Bewerber stehen also gut.“
Darauf hoffen auch Haller und Mintrop, auch wenn sie bislang kein Glück hatten. „Wir wollen auf jeden Fall im Vollerwerb arbeiten“, sagt Haller. Als Betriebshelfer kommt er bislang meist zum Einsatz, wenn ein Landwirt ausfällt. Der 29-jährige Landwirt und Techniker für Landbau ist ein Allrounder, Josepha Mintrop kennt sich vor allem mit dem Biobetrieb ihrer Eltern aus und schließt gerade ihr Studium in Agrarmanagement ab. Zusammen wollen sie einen eigenen Betrieb stemmen. „Mir macht es
Spaß, selbst Verantwortung zu übernehmen“, sagt Haller. „Als Landwirt mit eigenem Hof kann man seine Vorstellungen verwirklichen.“Dass sie einen Hof führen können, haben sie mehrmals unter Beweis gestellt: Wenn die Eltern von Josepha Mintrop im Urlaub waren, haben die Jungbauern den Milchviehbetrieb mit 50 Kühen alleine bewerkstelligt. In Zukunft soll das Alltag werden.
Wer einen Nachfolger sucht, die Junglandwirte kennenlernen möchte oder Tipps hat, kann sich bei Simon Haller melden, telefonisch unter 0162/6718913 oder per E-Mail simonhaller89@yahoo.de