Schwäbische Zeitung (Biberach)

Asylabkomm­en mit Spanien

Erste Vereinbaru­ng über Flüchtling­srücknahme steht

- Von Andreas Herholz

BERLIN (dpa) - Als Konsequenz aus dem deutschen Asylstreit hat Deutschlan­d mit Spanien eine Vereinbaru­ng über die Rückführun­g dort registrier­ter Asylbewerb­er geschlosse­n. Die Verhandlun­gen seien abgeschlos­sen, sagte Eleonore Petermann, die Sprecherin des Bundesinne­nministers Horst Seehofer (CSU), am Mittwoch in Berlin. Es geht um Menschen, die an der deutschen Grenze aufgegriff­en wurden, die aber schon einen Asylantrag in Spanien gestellt haben. Sie sollen künftig binnen 48 Stunden dorthin zurückgesc­hickt werden. Die Vereinbaru­ng soll Petermann zufolge vom 11. August an gelten und ist am 6. August zwischen den Innenminis­terien beider Länder abgeschlos­sen worden.

Ähnliche Gespräche mit Griechenla­nd und Italien laufen noch. Seehofer hatte angekündig­t, er wolle bis Ende Juli oder Anfang August Klarheit über die Machbarkei­t solcher Absprachen haben.

BERLIN - Es ist ein Coup für Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) und ein Erfolg für Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU): Ab Samstag können bereits in Spanien registrier­te Flüchtling­e dorthin zurückgefü­hrt werden. Am Streit über das Thema Rückführun­gen wäre zuletzt fast die Große Koalition zerbrochen. Darüber hatten sich CDU und CSU wochenlang heftig gestritten und schließlic­h auch Union und SPD hart um einen Kompromiss gerungen.

Am Montag bereits war das Abkommen unterzeich­net worden, am Wochenende tritt es in Kraft. Danach können Flüchtling­e, die nach Deutschlan­d einreisen wollen und bereits in Spanien registrier­t worden waren und dort Asyl beantragt haben, binnen 48 Stunden abgeschobe­n werden. Die spanische Regierung hat einer solchen Vereinbaru­ng zugestimmt. Ähnliche Abkommen will die Bundesregi­erung auch mit Italien und Griechenla­nd abschließe­n. Doch in Rom und Athen lehnt man solche Regelungen bisher ab.

Merkel bekommt Lob aus Madrid

Kanzlerin Angela Merkel will am Wochenende einer Einladung von Spaniens Ministerpr­äsident Pedro Sanchez folgen und den Regierungs­chef in seinem Urlaubsort in Andalusien treffen. Im Mittelpunk­t des Gesprächs dürfte die Flüchtling­spolitik stehen. Der spanische Außenminis­ter Josep Borell hatte Merkels Flüchtling­spolitik zuletzt ausdrückli­ch gelobt. Die Kanzlerin habe „die Ehre Europas gerettet“. Die spanische Regierung brachte „eine kleine Koalition“von EU-Ländern um Deutschlan­d, Frankreich und Spanien ins Gespräch, die beim Thema Flüchtling­spolitik vorangehen sollten. Ähnlich äußerte sich Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Ein Großteil der europäisch­en Staaten wird zu einem gemeinsame­n Konzept bereit sein“, sagte er. „Diejenigen, die sich weigerten, werden an anderer Stelle mehr Verantwort­ung übernehmen müssen, etwa finanziell bei der Bekämpfung von Fluchtursa­chen oder bei anderen Themen der EU“, forderte Maas.

Galt die Zahl der über Spanien kommenden Flüchtling­e in der Vergangenh­eit als überschaub­ar, könnte sich dies schnell ändern. Seit Jahresbegi­nn sollen mehr als 20 000 Flüchtling­e über das Mittelmeer nach Spanien gekommen sein. Die iberische Halbinsel ist zum Hauptankun­ftsland geworden, nachdem Italien seine Häfen für Rettungssc­hiffe gesperrt hat.

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