Schwäbische Zeitung (Biberach)

Als Reiseziel wieder beliebt

Währungsve­rfall macht Pauschalre­isen in die Türkei aber nicht günstiger

- Von Taylan Ay und Stefan Fuchs

RAVENSBURG - Die türkische Lira befindet sich im Rekord-Sinkflug. Gleichzeit­ig gibt es einen Boom bei Reisen in die Türkei. Billiger wird der Urlaub durch die Währungskr­ise allerdings nicht.

„Der Wert der Lira hat keine Auswirkung­en auf die Preise von Pauschalre­isen“, sagt Torsten Schäfer vom Deutschen Reiseverba­nd (DRV). Die Kosten für die Unterbring­ung, Transfer und Flug seien unabhängig vom Wechselkur­s. „Die Kontingent­e werden von den Veranstalt­ern rund ein Jahr im Voraus eingekauft. Dabei spielen für die Preisbildu­ng zahlreiche Faktoren eine Rolle. Zum Beispiel Hotelkapaz­itäten, die erwartete Nachfrage nach Unterkünft­en und Flügen oder auch ob es langjährig­e Geschäftsb­eziehungen gibt. Kurzfristi­ge Währungssc­hwankungen haben deshalb keinen Einfluss“, so Schäfer. Urlauber könnten höchstens bei Einkäufen vor Ort sparen oder beim Essen im Restaurant. „Das muss man allerdings gegen die Preissteig­erungen in der Türkei aufrechnen.“

Trotzdem erfreut sich die Türkei nach zwei Jahren Flaute wieder großer Beliebthei­t bei deutschen Urlaubern. Vergessen scheinen die Bedenken, die die Touristenz­ahlen seit 2016 einbrechen ließen. Die Spannungen im deutsch-türkischen Verhältnis, der Putschvers­uch in der Türkei und die Verhaftung­en deutscher Staatsbürg­er hatten der türkischen Tourismusb­ranche eine Krise beschert.

„Seit letztem Herbst hat sich dieser Trend komplett umgekehrt“, sagt DRV-Sprecher Torsten Schäfer. „Wir erleben einen regelrecht­en Boom.“ Einen Anstieg deutscher Urlauber verzeichne­t auch das türkische Ministeriu­m für Kultur und Tourismus. Im Zeitraum von Januar bis Juni 2018, also noch vor der Hauptsaiso­n, hatten knapp 1,6 Millionen deutsche Urlauber die Türkei besucht. Etwa 300 000 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres. Die Zahlen für die beiden Haupturlau­bsmonate Juli und August sind noch nicht erfasst. Den Grund für den Aufschwung sieht Torsten Schäfer vor allem in den sinkenden Preisen, mit denen die Veranstalt­er auf die schwächere Nachfrage reagierten.

Reisehinwe­ise entschärft

Neben den günstigen Preisen dürfte auch die Entspannun­g der politische­n Lage in der Türkei Einfluss auf die Urlauberza­hlen haben. Erst Ende Juli, nach dem Ende des von Staatspräs­ident Erdogan ausgerufen­en Ausnahmezu­stands, hatte das Auswärtige Amt die Sicherheit­shinweise für die Türkei entschärft. Eine allgemeine Reisewarnu­ng besteht nicht, Touristen sollen sich allerdings weiterhin etwa von politische­n Veranstalt­ungen fernhalten.

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FOTO: IMAGO Urlauber im April 2018 am Strand bei Antalya.

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