Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schon wieder ein „Jahrhundertsommer“
Wetterrückblick für den Monat Juli
BAD SCHUSSENRIED - Ganz gleich, was der August noch bringen wird, dieser Sommer geht in die Geschichte der Meteorologie und Klimatologie ein. Im Juli prägten Sonne, Dürre und Hitze das Wettergeschehen. Für eine kurzzeitige Linderung der Trockenheit sorgten allenfalls punktuell einzelne Hitzegewitter.
Nach dem extremen Hitzesommer 2003, dem nach Angaben der Uni Bern heißesten seit mehr als 500 Jahren, waren sich die Wetterkundler einig, dass es so einen Ausnahmesommer selbst im Zeichen des Klimawandels in absehbarer Zeit in unseren Breiten nicht mehr geben werde. Doch gerade einmal 15 Jahre später wiederholt sich das Szenario. Zwar wurden in der Spitze die Hitzewerte von damals nicht ganz erreicht, aber die Länge dieses Sommers ist bemerkenswert, denn seit Mitte April herrschen mit nur kurzen Unterbrechungen sommerliche Temperaturen. Dabei überwog allerdings lange Zeit sommerliches Wohlfühlwetter mit angenehmen Tageswerten und erfrischenden Nächten.
Bereits Mitte Juli wurden mehr Sommertage mit über 25 Grad verzeichnet als normalerweise im gesamten Jahr, doch auf den ersten Hitzetag mit 30 Grad und mehr musste man, abgesehen von der Bodenseeregion und dem mittleren Schussenbecken, ungewöhnlich lange warten. Am 20. Juli war es soweit, die Temperaturen knackten an den allermeisten der 68 Stationen im Messnetz der Wetterwarte Süd die 30-Grad-Marke, so spät, wie seit 1997 nicht mehr. Aber dann kamen sie reihenweise, die Hitzetage. Mit dem Beginn der Hundstage und der Ferienzeit rollte eine Hitzewelle übers Land. Ende des Monats kletterte das Quecksilber in Weingarten auf 36,6 Grad Celsius, in Ravensburg auf 37,1°C und in Kressbronn auf 37,6°C. Letztendlich war dieser Juli mit einer Durchschnittstemperatur von 20,7°C der viertwärmste, nach 1983 (21,8°C), 2006 (21,6°C) und 2015 (21,3°C).
100 Stunden mehr Sonnenschein
Die Niederschlagsverhältnisse waren von großen Unterschieden geprägt. Zwar wollte sich weiterhin kein flächendeckender Regen einstellen, doch örtlich gingen heftige Gewitterregen nieder. Während sich die Dürre im Laufe des Monats vielerorts verschärfte, gab es auch Regionen, die ordentlich Nass abbekamen, so der Raum BiberachUlm und die Gegend um Alttann und Wolfegg. Hier registrierte Hubert Blank in Veesers mit 138,6 Liter Regen/m2 sogar etwas mehr als in einem durchschnittlichen Juli. An der Wetterzentrale in Bad Schussenried verbuchte man dagegen nur 29,8 Liter/m2 und damit lediglich ein Viertel des Niederschlagssolls. Hier war der Juli so trocken wie seit 1983 nicht mehr.
Von der Sonne verwöhnt wurden jedoch alle gleichermaßen, sämtliche Wetterstationen verzeichneten rund 100 Stunden mehr Sonnenschein als in einem „normalen“Juli.