Schwäbische Zeitung (Biberach)
Die neuen Gesichter der Bundesliga
Vereine setzten bei Transfers auf Unbekannte – Das große Geld fließt woanders
MÜNCHEN (SID) - Paulinho, Pablo Maffeo, Obite Evan N’Dicka: Junge Talente statt ganz große Namen. Die Bundesliga setzt auf dem Transfermarkt immer mehr auf hoffnungsvolle, entwicklungsfähige Spieler. Während die Ablösesummen ringsum in astronomische Höhen steigen, hält sich die Bundesliga vornehm zurück. Von den vier Topligen haben die Bundesligisten (446 Millionen Euro) mit Abstand am wenigsten in neue Spieler investiert. Die englische Premier League (1,1 Milliarden) hat mehr als das Doppelte ausgegeben. Eine Auswahl der teuersten, hoffnungsvollsten und unbekanntesten:
Axel Witsel
(Borussia Dortmund, 29 Jahre): Bei der WM erreichte der Nationalspieler mit Belgien den dritten Platz und machte nicht nur wegen seiner auffälligen Frisur, sondern vor allem aufgrund seiner Spielweise auf sich aufmerksam. Die Leistungen überzeugten auch den BVB, der bereit war, rund 20 Millionen Euro an den chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian zu zahlen. Das Mentalität-Monster Witsel feierte bereits als 17-Jähriger in seiner Geburtsstadt Lüttich bei Standard sein Debüt im Profifußball und will beim BVB direkt vorangehen: „Auf dem Platz versuche ich ein Leader zu sein.“
Davy Klaassen
(Werder Bremen, 25 Jahre): Der Mittelfeldspieler wurde in der Talentschmiede von Ajax Amsterdam ausgebildet. Mit 18 Jahren feierte er sein Profi-Debüt in der Champions League. Das verstorbene niederländische Fußball-Idol Johann Cruyff sagte 2014: „Man muss ein starkes Positionsspiel haben, eine starke Ballkontrolle und die Technik, um mit der Geschwindigkeit im Mittelfeld umgehen zu können. Xavi, Toni Kroos und Davy Klaassen können das.“Werder verpflichtete Klaasen für die Rekordsumme von 13,5 Millionen Euro vom FC Everton.
Alassane Plea
(Borussia Mönchengladbach, 25 Jahre): Der im französischen Lille geborene Mittelstürmer wurde in der Jugend von Olympique Lyon ausgebildet. 2014 wechselte er für 500 000 Euro zum OGC Nizza, wo er in 135 Spielen 44 Tore erzielte und weitere 23 vorbereitete. Der mit 23 Millionen Euro teuerste Transfer der Gladbacher Clubgeschichte spielte in Nizza zuletzt unter Trainer Lucien Favre.
Paulinho
(Bayer Leverkusen, 18 Jahre): Der seit Juli volljährige Außenstürmer wurde beim viermaligen brasilianischen Meister Vasco da Gama ausgebildet. Bayer verpflichtete das Sturmjuwel für 18,5 Millionen Euro. „Er wirkt nicht wie jemand, der noch in der A-Jugend spielen könnte“, sagte Rudi Völler: „Er strotzt vor Selbstvertrauen, will immer den Ball haben und zeigen, was er kann.“
Pablo Maffeo
(VfB Stuttgart, 21 Jahre): Dass der Spanier, der von Manchester City kommt, ein großes Talent ist, zeigt der Fakt, dass Trainer Pep Guardiola ihn nur mit einer Rückkaufoption ziehen ließ.
Alphonso Davies
(Bayern München, 17 Jahre): Das kanadische TopTalent von MLS-Club Vancouver Whitecaps war dem Rekordmeister eine Basis-Ablöse von 11,5 Millionen Euro wert. Der 17-Jährige, der in der aktuellen Saison 13 Scorerpunkte in 21 Spielen erzielte, kommt im Januar, nach seinem 18. Geburtstag, zu den Münchnern. Der kanadische Nationalspieler, der in Ghana geboren wurde, ist schon damit der Rekordtransfer der Major League Soccer.
Die Unbekannten:
Der VfB Stuttgart holte neben Pablo Maffeo den argentinischen Mittelstürmer Gonzalez. Der 20-Jährige soll unter anderem auch von Inter Mailand und Borussia Dortmund beobachtet worden sein. Die Schwaben zahlten rund 5 Millionen Euro an Argentinos. Zudem verpflichtete der VfB Außenverteidiger
Nicolas Borna Sosa
von Dinamo Zagreb. Eintracht Frankfurt gab für den 18 Jahre alten
vom französischen Zweitligisten AJ Auxerre fünf Millionen Euro aus. Mainz 05 gab für die drei Neuzugänge
Obite Evan N'Dicka
Jean-Philippe Mateta, Pierre Kinde, Aaron Martin Caricol Moussa Niakhate
und rund 20 Millionen Euro aus.
Die Schnäppchen:
Fortuna Düsseldorf sicherte sich nach dem Aufstieg die Dienste des letztjährigen Zweitliga-Torschützenkönigs Duksch. Der 24 Jahre alte Angreifer erzielte 18 Tore für Kiel und wechselte für zwei Millionen Euro zur Fortuna. Borussia Dortmund lieh das 19 Jahre alte Abwehrtalent
von Real Madrid aus. Der Marokkaner war Stammspieler bei der WM, zudem erzielte der Rechtsverteidiger zwei Tore in neun Spielen für die Königlichen.
Hakimi Marvin Achraf