Schwäbische Zeitung (Biberach)
Helden mit Hemd und ohne
„Es ist eine einsame Wäsche, in der sich kein Männerhemd befindet“, sagt ein irisches Sprichwort, nachzulesen heute in unserem Kalenderblatt. Papperlapapp, sage ich. Ich fühle mich beim Waschen überhaupt nicht einsam. Fehlende Männerhemden sparen Zeit, denn was fehlt, muss frau nicht bügeln. Fehlende Männer lassen mich allerdings in anderen Zusammenhängen vielleicht nicht einsam, aber doch hilflos dastehen: Im Baumarkt ziehe ich ein 500-Liter-Regenwasserfass aus dem Regal. Es hat einen Durchmesser von über einem Meter und ist noch etwas höher. In solchen Situationen glotzen mich Männer oft ungläubig an. An schlechten Tagen warten sie, bis ich mich blamiere, an guten kommt die rettende Frage „Soll ma’ helfen?“. Im Baumarkt hatte ich einen guten Tag erwischt. Der erste Helfer lupfte mir das Megateil auf den Einkaufswagen. Im Blindflug gelangte ich einigermaßen heil zur Kasse. Betont gelassen verstaute ich dann die übrigen Einkäufe in meinem Beetle – so ein rundliches Fahrzeug für Leute, die nichts transportieren müssen. Bis auf die Tonne. „Soll ma’ helfen?“, erlöste mich ein Herr im gebügelten Hemd. Was für ein Glückstag! „Soll das Auto ins Fass oder das Fass ins Auto?“, nahm er mich noch auf den Arm, dann war die Tonne fix verstaut und ich mit offenem Heck auf dem Heimweg. Danke! Solchen Helden würde ich glatt mal ein Hemd waschen. (ka)