Schwäbische Zeitung (Biberach)

Autoren und Texte inspiriere­n

„Eine Stadt liest – Orte für Worte“bietet Literatur an ungewohnte­n Stellen

- Von Laura Hummler

BIBERACH - Dort über Literatur stolpern, wo man normalerwe­ise nicht einmal vorbeikäme – das ist das Motto der Tour „Eine Stadt liest – Orte für Worte“. Mehr als 160 Interessie­rte waren am Mittwochab­end der Einladung gefolgt, sich an fünf ungewöhnli­chen Orten in Biberach von literarisc­hen Texten inspiriere­n zu lassen.

Die sogenannte­n Orte für Worte wurden im Voraus allerdings nicht preisgegeb­en, sondern blieben bis zum letzten Moment geheim. Erreicht wurden sie mit insgesamt drei Shuttlebus­sen, die eine halbe Stunde zeitverset­zt starteten. Zu den geheimen Stationen zählten das Kleeblatth­aus, die Hochschule für Polizei Baden-Württember­g, die Requisiten­halle der Schützendi­rektion, das Heinz-Engler-Forum in der Dollinger-Realschule und das Jugendhaus Biberach. Dort wurden die li- terarische­n Hörproben verlesen. Teilweise sogar von den Autoren selbst, wie im Falle von Barbara Piazza, die im Kleeblatth­aus aus ihrem eigenen Buch „Die Frauen der Pasqualini­s“las. Somit war die Möglichkei­t geboten, zumindest kurz mit dem Autor ins Gespräch zu kommen.

Anhand rätselhaft­er Kurzbeschr­eibungen im Programmhe­ft, konnten die Teilnehmer vorab spekuliere­n, wohin die Reise sie als nächstes führen würde.

Charmantes Format

Inge Voss von der Stadt Biberach bezeichnet das Format daher als „äußerst charmant“. Sie hat die Tour mitorganis­iert und selbst begleitet. „Auch dieses Jahr sind wir wieder komplett ausverkauf­t“, sagt sie. Es könne eben aufgrund der begrenzten Anzahl an Sitzplätze­n im Bus nicht jeder mitfahren, was die Sache auch reizvoll mache, findet Voss.

Steffi Brüggemann freut sich darüber, das letzte Ticket ergattert zu haben. „Meine Freundin hatte dann schon Pech. Sie hat leider keins mehr bekommen“, sagt die Biberacher­in. Sie hat über die Zeitung von der Tour erfahren und war in diesem Jahr das erste Mal dabei. Ihr Resümee ist sehr positiv: „Jede Station hält eine andere Überraschu­ng bereit“, sagt sie.

Damit behielt sie recht, denn obwohl sich das übergeordn­ete Thema „Frauen in der Literatur“als roter Faden durchs Programm zog, wichen die Texte an jeder Station leicht ab. So waren vom Auszug aus dem Roman über eine Dankesrede bis hin zum Gedicht so einige literarisc­he Gattungen vertreten. „Wir wollen die Leute einfach etwas näher zum Lesen bringen“, erklärt Inge Voss. Ein breiteres Spektrum an Texten anzubieten, kommt daher gelegen. „Außerdem wollen wir durch die Tour auch Menschen erreichen, die sonst nicht kulturbefl­issen sind“, stellt sie klar.

In der Hochschule für Polizei las Cornelia Sikora aus „Anfangen“, eine Dankesrede von Carolin Emcke, Publizisti­n und Philosophi­n. In der Requisiten­halle der Schützendi­rektion trug Jan Sandel Passagen aus „Die profanen Stunden des Glücks“von Renate Feyl vor. Im Heinz-Engler-Forum las Volker Angenbauer aus „Vom Winde verweht“von Margaret Mitchell. Im Jugendhaus war Jeanine Lang mit eigener Poesie „Ausbrechen“, „Magie der Worte“(PoetrySlam­s) und „Ruf nach Atlantis“(Gedicht) zu hören.

„Eine Stadt liest – Orte für Worte“findet bereits seit 2004 Anklang bei den Biberacher­n. Damals noch in abgewandel­ter Form in Geschäften und Cafés. „Eigentlich dachten wir, nach der dritten Veranstalt­ung dieser Art wäre Schluss“, gibt Inge Voss zu. „Doch bisher war das Interesse jedes Jahr so erfreulich groß, dass wir die Tour immer wieder machen konnten.“

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FOTO: LAURA HUMMLER Cornelia Sikora ist voller Leidenscha­ft: Die Schauspiel­erin liest eine emotionale Dankesrede vom Carolin Emcke.

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