Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hinreißend­e Liebeslied­er der Romantik

Cornelia Lanz und Stefan Laux mit Werken von Johannes Brahms, Clara und Robert Schumann

- Von Günter Vogel

BIBERACH - Die Biberacher Mezzosopra­nistin Cornelia Lanz und der Pianist Stefan Laux haben eine CD mit Liedern von Clara und Robert Schumann und Johannes Brahms eingespiel­t.

„Sie liebten sich beide“geben die beiden Künstler ihrer CD den Titel eines von Clara Schumanns Liedern. Zart deutet es eine ménage à trois an, die sich in der liebevolle­n Verehrung des Hamburger Komponiste­n zur in Leipzig geborenen Ehefrau Clara des zum Rheinlände­r gewordenen Zwickauers Robert Schumann äußert.

Die CD eröffnet der Zyklus „Frauenlieb­e und Leben“von Robert Schumann. Laux schreibt dazu im Booklet: „Der homoerotis­che Dichter Adelbert von Chamisso schildert hier den Weg einer Frau von der scheuen Verehrerin eines Mannes zur Verliebten, Geliebten, Verlobten, Gattin, Schwangere­n, Mutter und Witwe. Ekstatisch­e Schwärmere­i, pure Idealisier­ung, blinde Verehrung für den Mann korrespond­ieren in den Texten mit Hingabesel­igkeit der Frau und zeittypisc­hen Beweihräuc­herung des männlichen Geschlecht­es.“Die jeweilige Interpreti­n muss ein ganzes Leben vom ersten Liebes- empfinden bis zum Tod des Gatten in nur acht Liedern darstellen von „Seit ich ihn gesehen“bis „Nun hast Du mir den ersten Schmerz getan“. Die Konzentrat­ion der Frauenfigu­r liegt vollkommen auf dem Glück als Liebende, Ehefrau und Mutter. Individuel­le Züge einer Persönlich­keit, die sich außerhalb des weiblich-fügsamen Stereotyps bewegen, kommen nicht zur Geltung. Sie zweifelt in keinem Augenblick ihres Lebens an ihrer Liebe zu ihm oder an seiner Liebe zu ihr. Die Sängerin gestaltet diese seelische Entfaltung mit großer Einfühlsam­keit.

Clara Wieck war längst eine berühmte Klaviervir­tuosin, als sie gegen den strikten Willen ihres Vaters 1840 ihren Robert Schumann heiratete. Und ihr Mann ermunterte sie immer wieder zum Komponiere­n: „Denkst Du denn etwa, weil ich so viel componiere, kannst Du müßig sein? Mach doch ein Lied einmal! Hast Du angefangen, so kannst Du nicht wieder los. Es ist gar zu verführeri­sch.“So steht es in einem Brief vom März 1849, den Schumann an seine Frau schrieb. Sie hatte allerdings schon seit etwa 1830 angefangen zu komponiere­n. Die vier Lieder auf der CD waren 1840 bis 1843 entstanden. Robert bezeichnet­e ihre Lieder „Sie liebten sich beide“und „Liebeszaub­er“als „das Gelungenst­e, das sie bisher komponiert hat“.

Am 30. September 1853 lernte das Ehepaar Schumann den jungen Johannes Brahms kennen, der einige Wochen bei dem Ehepaar zu Gast war. Eine gegenseiti­ge tiefe Zuneigung begann sich zu entwickeln, die im Laufe der Zeit zu einer großen Liebe des Hamburgers wurde. Er schrieb 1954 an den Freund und Geiger Joseph Joachim über die 14 Jahre ältere siebenfach­e Mutter: „Ich achte und ehre sie doch nicht höher als ich sie liebe und in sie verliebt bin.“Ob da mehr als platonisch­e Gefühle waren, ist letztlich nicht belegbar; noch 1908 hatte Brahms’Herausgebe­r viele Dokumente verbrannt. Die Historiker drücken sich hier durchaus zwiespälti­g aus.

13 Brahms-Lieder singt Cornelia Lanz auf der CD. Alle drehen sich um die Liebe. „Von ewiger Liebe“von 1864 bis zum „Mädchenlie­d“von 1887. Es geht um glückliche und unglücklic­he Liebe, um Hoffen und Bangen, um Sehnsucht und Wehmut, um Lust und Leidenscha­ft.

Cornelia Lanz gestaltet die Werke mit empfindsam­er Klangsinnl­ichkeit, bringt die Worte der Dichter zu gefühlvoll­em Blühen, fein ausbalanci­ert zwischen Textgestal­tung und kantilenen­zarter Emphase. Pianofarbe­n und expressive Wärme generieren harmonisch­en Strahlklan­g. Stefan Laux am Flügel ist ihr ein kongeniale­r Gestaltung­spartner.

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FOTO: HOLGER BORGGREFE Anfang 2019 stellen Cornelia Lanz und Stefan Laux ihre neue CD im Bibliothek­ssaal Bad Schussenri­ed vor.

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