Schwäbische Zeitung (Biberach)
Tesla drohen Sammelklagen von Anlegern
Verwaltungsrat treibt Pläne von Elon Musk dennoch voran
NEW YORK (dpa) - US-Anwälte nehmen Tesla-Chef Elon Musk ins Visier. Mindestens zwei Kanzleien prüfen, ob der Unternehmer mit seinem überraschenden Tweet zu einem Börsenrückzug von Tesla gegen Wertpapiergesetze verstoßen hat und trommeln Mandanten für mögliche Sammelklagen zusammen. Einem Medienbericht zufolge will der Verwaltungsrat von Tesla die Idee des Firmenchefs allerdings rasch vorantreiben.
Die Verwaltungsräte wollen sich in der kommenden Woche mit Beratern treffen, um Möglichkeiten zur Privatisierung der Firma auszuloten, berichtete der Sender CNBC unter Berufung auf Insider. Musk selbst solle dazu geraten werden, sich nach seinem Vorpreschen in der Sache für befangen zu erklären.
Die New Yorker Anwaltsfirmen Scott+Scott und Kaplan Fox & Kilsheimer haben Aufrufe an Investoren veröffentlicht, die kürzlich Tesla-Aktien gekauft oder verkauft haben. Man wolle untersuchen, ob Tesla gegen die Offenlegungsvorschriften der Wertpapiergesetze verstoßen habe. Es geht vor allem um Musks Tweet, mit dem er seine Pläne verkündet hatte, Tesla zum Aktienkurs von 420 Dollar zu privatisieren. Als rechtlich brisant gilt vor allem seine Behauptung, die Finanzierung für einen solchen Deal sei gesichert.
Um Tesla von der Börse zu holen, dürften über 70 Milliarden Dollar nötig sein und bislang wurde nicht geklärt, woher das Geld kommen soll. Laut einer Quelle von CNBC soll Musk mit dem Staatsfonds SaudiArabiens über eine mögliche Finanzierung eines Deals zum Rückzug von der Börse gesprochen haben. Die Firma selbst schreibt hohe Verluste und hat laut Analysten eher Finanzbedarf als überschüssige Mittel auf der hohen Kante. Das „Wall Street Journal“berichtete unter Berufung auf Insider, die US-Börsenaufsicht SEC habe Tesla bereits ins Visier genommen, um den Wahrheitsgehalt von Musks Aussagen zu prüfen. Die Behörde wollte sich nicht äußern, Tesla ließ Anfragen unbeantwortet.
Sollte Musk seinen Tweet nur abgesetzt haben, um den Aktienkurs in die Höhe zu treiben, könnte das den Tatbestand von Kursmanipulation oder Wertpapierbetrug erfüllen. Musk hatte nämlich den Anlegern, die auf einen sinkenden Kurs wetten, Verluste in Milliardenhöhe beschert. Klagen könnten aber auch Aktionäre, die auf steigende Kurse setzten. Sie könnten sich betrogen fühlen, weil sie in der Erwartung eingestiegen sind, dass der Kurs auf 420 Dollar steigen wird. Zuletzt notierte die Aktie bei 352 Dollar – nach der anfänglichen Euphorie der Anleger stieg zuletzt die Skepsis gegenüber den Aussagen von Musk.