Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mehr Präsenz der Polizei erwünscht
SZ öffnet Türen: Leser blicken hinter die Kulissen der Polizeihochschule
BIBERACH - Einmal hinter die Kulissen bei der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg, Institut für Ausbildung und Training blicken: Unter dem Titel „Schwäbische Türöffner“haben knapp 40 SZ-Leser die Chance erhalten, den Polizeimeisteranwärtern bei ihrer Ausbildung über die Schulter zu blicken. Bei einer exklusiven Führung über das Gelände im Hauderboschen erhielt die Gruppe nicht nur einen Einblick in die Historie des Ortes, sondern auch viele Informationen rund um die Polizei in Baden-Württemberg.
Begrüßt wurden die Gäste von Polizeidirektor Guido Mebold und seinem Kollegen Berthold Marschall. Zunächst machten es sich die SZ-Leser im Hörsaal bequem, bevor sie in den Unterricht der Polizeimeisteranwärter schnuppern konnten. Die Hochschule für Polizei kennen die meisten Biberacher unter der Abkürzung Bepo, was so viel wie Bereitschaftspolizei heißt. Seit 2013 sind aber keine Einsatzgruppen mehr vor Ort, seit fünf Jahren ist Biberach ausschließlich ein Ausbildungsstandort. „Wir führen hier einen klassischen Schul- und Internatsbetrieb“, erklärt Guido Mebold. Und weil ab 1. September noch mehr Polizeischüler hinzukommen, werde gerade ein neues Unterkunftsgebäude gebaut. „Wir haben dann mehr als 800 Schüler vor Ort“, so der Polizeidirektor.
Früher gab es noch Dorfpolizisten
Ingrid Ruppik findet es gut, dass so viele Polizisten ausgebildet werden: „Ich vermisse die Präsenz der Polizei auf Deutschlands Straßen und im Ort“, sagt die 67-Jährige aus Mietingen. Als sie klein war, habe es noch einen Dorfpolizisten gegeben, „und den
hat man immer gesehen“. Das kann Guido Mebold verstehen: „Im Grundsatz sind wir auch nicht glücklich darüber, dass die Polizeidichte so gering ist, deshalb bilden wir gerade noch mehr Polizisten aus.“Die Politik habe sich dem Thema angenommen und die Trendwende eingeläutet.
Was sich ebenfalls verändert hat, sind die verschiedenen Nationalitäten der baden-württembergischen Polizeibeamten. „Wir suchen bewusst nicht nur deutsche Schüler, sondern auch junge Leute mit Migrationshintergrund für die Ausbildung“, sagt Mebold. „Die Gesellschaft verändert sich und Sprachkenntnisse sind für uns von Vorteil.“Bei den baden-württembergischen Polizei sind unter anderem Türken,
Serben, Kroaten, Franzosen und Italiener im Einsatz. „Wir machen da keine Unterschiede, genauso wenig wie bei Frauen und Männern.“
Ob eine muslimische Frau als Polizeibeamtin ein Kopftuch tragen dürfe, wollte eine Leserin wissen. „Nein“, sagt Guido Mebold. „Was die Menschen in ihrer Freizeit machen, spielt für uns keine Rolle, innerhalb der Polizei haben sie kein Recht auf ihre Religionsausübung.“Zudem gebe es einheitliche Uniformen für alle. Einheitlich sei ebenfalls die Mindestgröße für angehende Polizeibeamten: „Männer wie Frauen müssen in Baden-Württemberg mindestens 1,60 Meter groß sein.“
Besonders gut angekommen sind anschließend die Unterrichtsbesuche. Die SZ-Leser durften unter anderem beim sogenannten Abwehrund Zugriffstraining dabei sein. „Das fand ich richtig spannend“, sagt Andrea Kerriou aus Warthausen. Die Rentnerin interessierte sich sehr für die Ausbildung: „Die Polizei ist einfach etwas Wichtiges.“Auch sie wünscht sich mehr Polizeipräsenz, am liebsten hätte sie eine Polizeiwache in der Innenstadt: „Da kann man
dann auch mal schnell hingehen, wenn was ist.“Auch Peter Bystron verfolgte die Vorführung der Nachwuchspolizisten gespannt: „Ich war vor Jahrzehnten schon mal hier und wollte mir das jetzt, da hier ausgebildet wird, einfach noch mal anschauen.“
Nächster Stopp war einer der Unterrichtsräume, dort gingen die Schüler mit ihren Lehrern gerade einen Fall durch. Situatives Handlungstraining nennt sich das. Die Polizeimeisteranwärter müssen lernen, im Berufsalltag richtig zu reagieren. Es gab Streit in einer Bar, die Streife ist vor Ort und muss dem betrunkenen Gast einen Platzverweis erteilen. Diese Szene hat dem elfjährigen Lex Vischer am besten gefallen: „Das war richtig cool.“Gemeinsam mit seiner Oma und seinen Brüdern wollte er sich einmal genauer anschauen, wie die Ausbildung bei der Polizei läuft. Sein Bruder Sven hat bereits eine Bewerbung geschrieben. Darüber freut sich Guido Mebold natürlich sehr: „Wir sind immer auf der Suche nach jungen, intelligenten und teamfähigen Bewerbern, die körperlich fit sind.“
Ein kurzes Video und weitere Bilder vom Besuch bei der Polizeihochschule sehen Digitalabonnenten online unter www.schwäbische.de/polizeihochschule