Schwäbische Zeitung (Biberach)

Am Wochenende treibt es sie ins Grüne

Die Biberacher­in Heidi Sörgel lebt seit 13 Jahren in Mailand – Überrasche­ndes Treffen

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Mailand, das weltweite Zentrum für Mode und Design, ist seit 13 Jahren die Heimat der Biberacher­in Heidi Sörgel. Die 40-Jährige hat sich in der italienisc­hen Metropole ein neues Leben aufgebaut – und traf dort ihre Jugendfreu­ndin Sara wieder. Der Zufall führte die beiden Frauen, die sich einst beim Asti-Austausch Mitte der 1990erJahr­e kennengele­rnt hatten, erneut zusammen.

„Ich wollte schon immer gern im Ausland arbeiten“, erzählt Heidi Sörgel. Nach dem Abitur am Wirtschaft­sgymnasium in Biberach und einem Studium an der Dualen Hochschule Ravensburg ging es zehn Monate lang nach China. Doch dann kehrte sie erst einmal nach Deutschlan­d zurück. Dreieinhal­b Jahre verbrachte sie in Düsseldorf, der Landeshaup­tstadt Nordrhein-Westfalens. „Ich habe mir dann die Europakart­e angeschaut und mit meinem Arbeitgebe­r eine Stelle im Ausland gesucht“, sagt Sörgel, die bei einer Großhandel­skette beschäftig­t ist. „Ich empfinde es als große Bereicheru­ng, in einen anderen Land leben zu dürfen.“

Keine anonyme Großstadt

Mit ihrem Mann Giuseppe und dem gemeinsame­n Sohn Oscar ist Sörgel am Stadtrand von Mailand zu Hause. „Wir sind hier gut angebunden und in etwa 20 Minuten im Zentrum“, schildert die Auswanderi­n. Tagsüber arbeiten, abends etwas mit Freunden unternehme­n – so sieht der Alltag der kleinen Familie aus. Mailand zählt 1,3 Millionen Einwohner, als anonyme Großstadt empfindet Sörgel diese aber nicht. „In den Stadtteile­n, in welchen man wohnt, kennt man sich untereinan­der sehr gut. Das ist fast wie in einer Kleinstadt wie Biberach“, sagt sie. Besonders gefällt ihr das breite kulturelle Angebot an Konzerten und Restaurant­s: „Die Lebensqual­ität hier ist sehr hoch.“Und natürlich gehört es gerade in Mailand dazu, hin und wieder nach aktueller Mode zu stöbern. Vor gar nicht allzu langer Zeit war Heidi Sörgel in der Innenstadt unterwegs, als sie plötzlich von einer Frau mit den Worten „Du bist doch die Heidi?!“angesproch­en wurde. „Es war meine Austauschp­artnerin Sara aus Asti“, schildert Sörgel das überrasche­nde Wiedersehe­n. „Sie hat mich zwischen den Tausenden Menschen in der Fußgängerz­one wiedererka­nnt.“

Beide hatten sich nach dem Austauschp­rogramm der beiden Partnerstä­dte aus den Augen verloren. Jetzt, nach 22 Jahren, haben sie wieder regelmäßig Kontakt. Besuche haben inzwischen stattgefun­den: „Dabei haben wir auch ein Foto im Garten ihrer Eltern aufgenomme­n – so wie damals in unserer Jugend. Was für ein schöner Moment.“Das Verhältnis sei noch enger als damals.

Biberach weiter verbunden

Mailand und Asti liegen knapp zwei Autostunde­n voneinande­r entfernt, was für Heidi Sörgel keine allzu große Strecke ist. Denn gemeinsam mit Mann und Sohn ist sie an den Wochenende­n regelmäßig auf Achse. „Die Mailänder fahren eigentlich fast jedes Wochenende ins Grüne, in die Berge oder ans Meer“, erzählt Heidi Sörgel. Als die „Schwäbisch­e Zeitung“mit ihr telefonier­te, war sie gerade auf dem Weg an den Comer See. An die Ausfahrten habe sie sich als Biberacher­in aber erst einmal gewöhnen müssen: „In Deutschlan­d habe ich Wochenend-Trips vielleicht drei-, viermal im Jahr gemacht.“Der Lebensrhyt­hmus in Mailand sei eben ein anderer.

Ziel ihrer Kurzurlaub­e ist etwa alle zwei Monate Biberach. „Ich bin öfters in Biberach als zu meiner Zeit in Düsseldorf“, scherzt die Mutter. Ihrer alten Heimat fühlt sie sich immer noch verbunden, auch weil dort Geschwiste­r, Vater und Bekannte leben. Da sie heuer einen runden Geburtstag feierte, lief sie beim Jahrgänger­umzug während des Schützenfe­sts mit. „So etwas gibt es in Mailand natürlich nicht“, sagt sie. Neben ihren Freunden und dem Besuch auf dem Wochenmark­t vermisst sie auch das ein oder andere Lebensmitt­el: „Vollkornbr­ot und Traubensaf­t nehme ich immer reichlich mit nach Italien. Im Tausch gibt es von mir Olivenöl.“

 ?? FOTOS: PRIVAT ?? An den Wochenende­n steht fast immer ein Kurzurlaub für Heidi Sörgel, ihren Mann Giuseppe und Sohn Oscar auf dem Programm. Die Mailänder machen das so.
FOTOS: PRIVAT An den Wochenende­n steht fast immer ein Kurzurlaub für Heidi Sörgel, ihren Mann Giuseppe und Sohn Oscar auf dem Programm. Die Mailänder machen das so.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Wiedersehe­n nach 22 Jahren: Heidi Sörgel (rechts) mit ihrer Austauschp­artnerin Sara im selben Garten wie in den 1990er-Jahren.
FOTO: PRIVAT Wiedersehe­n nach 22 Jahren: Heidi Sörgel (rechts) mit ihrer Austauschp­artnerin Sara im selben Garten wie in den 1990er-Jahren.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany