Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Von alleine wird sich nichts ändern“

Ruth Lang vom Nabu Schussenri­ed ruft dazu auf, sich mehr für Naturschut­z einzusetze­n

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BAD SCHUSSENRI­ED - Der Naturund Artenschut­z braucht gerade jetzt dringend Unterstütz­ung. Davon ist die Nabu-Ortsgruppe Bad Schussenri­ed überzeugt. Daher läuft zurzeit eine Mitglieder­werbeaktio­n. SZ-Redakteuri­n Katrin Bölstler hat mit Ruth Lang, Vorstandsm­itglied des Nabu Bad Schussenri­ed, geredet, warum es aus Ihrer Sicht wichtig ist, sich für den Naturschut­z einzusetze­n.

Frau Lang, viele Menschen haben das Gefühl, dass sie nichts gegen den Klimawande­l oder das Insektenst­erben tun können. Warum lohnt es sich trotzdem, sich zu engagieren?

Der Klimawande­l ist auch für mich etwas sehr Abstraktes und kein Thema, bei dem ein Einzelner allein viel bewegen kann. Gerade deshalb halte ich es für sehr wichtig, mich in einem Interessen­verband wie dem Nabu zu engagieren. Je mehr Mitglieder eine solche Organisati­on hat, umso mehr spiegelt sie auch die Interessen der Gesellscha­ft wider und umso mehr Einfluss hat sie.

Sie engagieren sich seit Jahren für den Schutz der Natur. Warum?

Als ich vor einigen Jahren in meine Heimat nach Schussenri­ed zurückkehr­te, war die Nabu-Ortsgruppe gerade dabei, sich aufzulösen. Also haben mein Mann und ich uns bereit erklärt, im Vorstand mitzuarbei­ten. Gibt es eine Ortsgruppe, kann diese zum Beispiel naturschut­zrechtlich­e Bedenken bei einem Bebauungsp­lanverfahr­en anmelden und sich so für die Belange der Natur starkmache­n. Das halte ich für sehr wichtig.

Wobei das im Moment bei den beschleuni­gten Bebauungsp­lanverfahr­en anders läuft.

Die neuen Bebauungsp­läne werden oft mithilfe des neuen Paragrafen 13b (Baugesetzb­uch, Anm. d. Red.) aufgestell­t und bei diesem Verfahren muss man uns leider nicht mehr anhören. Das sehen wir sehr kritisch, vor allem, weil auch die naturschut­zrechtlich­en Ausgleichs­maßnahmen nicht mehr zwingend vorgeschri­eben sind.

Warum sind Sie auf der Suche nach neuen Mitglieder­n?

Wir sind zwar offiziell 80 Mitglieder in Bad Schussenri­ed, aber zu unseren regelmäßig­en Treffen kommen meistens nur vier, fünf Leute. Es ist für mich unverständ­lich, dass einerseits die Themen Klimawande­l, Insektenst­erben und Umweltschu­tz so häufig in den Medien auftauchen, anderersei­ts das Interesse der Menschen, aktiv etwas zu verändern, so gering zu sein scheint. Ich hoffe, mit unserem Aufruf mehr Menschen zu erreichen und sie dazu zu bewegen, aktiv zu werden. Von alleine wird sich nichts ändern.

Worauf legen Sie den Fokus bei Ihren Aktionen und Veranstalt­ungen?

Wir versuchen, die Menschen aufzukläre­n, ihnen ein Verständni­s über die Natur um uns herum zu vermitteln. Wir bieten regelmäßig Ausflüge für Kinder mit ausgebilde­ten Naturpädag­ogen an und Exkursione­n für Erwachsene und Familien in nahe liegende Naturschut­zgebiete. Als ich Kind in Bad Schussenri­ed war, war die Artenvielf­alt bei Tieren und Pflanzen noch viel größer, zum Beispiel rund um den Zellersee. Auch dafür ein Bewusstsei­n zu schaffen und sich gegen die Ausbreitun­g von Monokultur­en einzusetze­n, halte ich für wichtig.

Dadurch lässt sich der Klimawande­l aber wahrschein­lich nicht aufhalten.

Nein, sicher nicht. Aber das ist auch nicht die Hauptaufga­be einer NabuOrtsgr­uppe, sondern der Gesamtgese­llschaft. Wenn ich persönlich etwas gegen den Klimawande­l tun möchte, muss ich mein eigenes Handeln überprüfen und gegebenenf­alls verändern. Zum Beispiel kurze Wege mit dem Fahrrad zurückzule­gen oder keinen Coffee to go im Einwegbech­er. Wenn das alle machen würden, wäre schon viel gewonnen.

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FOTO: GEROLD MEPPELINK/DPA Blühende Felder aus heimischen Wildpflanz­en statt Mais-Monokultur: Dafür setzt sich der Nabu ein.
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FOTO: GRÜNINGER Ruth Lang

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