Schwäbische Zeitung (Biberach)
„Das Wort zufrieden gibt’s bei mir nicht“
Trainer Steffen Wohlfarth traut dem FV Ravensburg in der Fußball-Oberliga alles zu
RAVENSBURG - Seitenlinie statt Strafraum – für Steffen Wohlfarth beginnt mit dem FV Ravensburg am Sonntag, 13 Uhr, die erste komplette Saison in der Fußball-Oberliga als Cheftrainer. Im November 2017 hatte Wohlfarth die Mannschaft zunächst als Interims-Spielertrainer, nach der Winterpause dann als Cheftrainer übernommen. Das Spiel bei der SGV Freiberg soll der Auftakt für eine erfolgreiche Spielzeit sein. „Ich will aufsteigen. Aber das wollen acht andere auch“, sagt der 34-Jährige im Gespräch mit Michael Panzram.
Herr Wohlfarth, sind Sie froh, dass die Vorbereitung nun beendet ist, oder hätten Sie gerne noch etwas mehr Zeit gehabt?
Ich bin froh, dass es losgeht. Als Trainer und als Spieler ist die Vorbereitung immer komisch. Natürlich muss man hart trainieren. Aber eigentlich wartet jeder nur auf das erste Spiel. Da geht es nicht nur mir so.
Wie war die Sommervorbereitung für den Trainer Wohlfarth im Vergleich zur Vorbereitung für den Spieler Wohlfarth?
Ich war jetzt derjenige, der die Spieler laufen lassen durfte – dadurch war es natürlich viel angenehmer. Als Spieler habe ich die Vorbereitung immer gehasst, weil es total anstrengend war. Natürlich war es wichtig, ich habe ja von meiner Fitness gelebt. Meine Aufgabe als Trainer ist es jetzt, die Jungs fit zu bekommen. Es macht wirklich keinen Spaß, sie leiden zu sehen. Wir wissen aber alle, dass eine intensive Vorbereitung gut ist, damit wir fit in die Runde starten.
Mit Ihrer ersten Sommervorbereitung als Trainer sind Sie also zufrieden?
Das Wort zufrieden gibt’s bei mir nicht. Es war in Ordnung. Alle haben gut mitgezogen. Die Mannschaft hat versucht, alles umzusetzen, was wir als Trainerteam vorgegeben haben. Alles in allem war es eine lehrreiche Vorbereitung.
Ein Highlight war sicherlich das Spiel gegen Ihren früheren Jugendtrainer Christian Streich vom SC Freiburg. Was hat er Ihnen mitgegeben auf Ihren Weg als Trainer?
Viel Zeit für Taktikgespräche war da nicht. Es ging eher darum, wie ich auf die Trainerposition gekommen bin. Wie es ist, jetzt nicht mehr zu spielen. Das Spiel gegen Freiburg war zwar ein Höhepunkt für die Zuschauer und Spieler, aber das echte Highlight beginnt jetzt am Sonntag mit der Oberligasaison.
Was wollen Sie mit dem FV Ravensburg in der kommenden Oberligasaison erreichen?
Mit dieser Mannschaft ist alles drin. Das sage ich, seit ich vor fünf Jahren hierhergekommen bin. Es ist alles möglich. Es gab schon Spiele, in denen wir gegen einen Drittligisten gewonnen haben. Genauso gab es Spiele, in denen wir uns gegen einen Bezirksligisten schwergetan haben. Diese Schwankungen gibt es, wir haben es aber in der Rückrunde der vergangenen Saison geschafft, dass es nicht mehr so extrem war. Es kann sein, dass wir in der Tabelle irgendwann hinten drinstehen. Das Ziel ist es aber, ganz vorne zu stehen. Für mich gibt es nur zwei Saisonziele: gegen den Abstieg oder um die Meisterschaft zu spielen. Da ich davon überzeugt bin, dass die Qualität unseres Kaders so groß ist, nicht um den Klassenerhalt kämpfen zu müssen, ist es mein Ziel, mit dieser Mannschaft um den Aufstieg mitzuspielen.
Wie groß ist der Druck des Vereins auf Sie, den Aufstieg zu schaffen? Gibt es eine klare Vorgabe?
In der Liga wollen mehr als die Hälfte aller Mannschaften aufsteigen, auch wir wollen nach oben. Für uns ist es das Ziel, mittelfristig in die Regionalliga zu kommen. Wann das funktioniert, werden wir sehen. Für mich ist es jetzt erst mal wichtig gewesen, einen Schritt nach vorne zu kommen – fußballerisch, taktisch, auch bei der mannschaftlichen Geschlossenheit. Klar ist: Ich will aufsteigen. Aber das wollen acht andere auch. Um aufzusteigen, muss alles funktionieren, muss alles passen; die Region muss infiziert sein und die Mannschaft unterstützen. Dann geht so was. Um die Region und den ganzen Verein zu infizieren, sind wir gefragt, das mit dem Fußball, den wir spielen, zu schaffen.
Was erwartet die Mannschaft am kommenden Sonntag beim ersten Punktspiel in Freiberg?
In Freiberg erwartet uns ein Topfavorit um die Meisterschaft, eine Mannschaft, die sich jetzt noch mal verstärkt hat. Letzte Saison haben wir dreimal gegen Freiberg verloren – zweimal in der Liga, einmal im Pokal. Das heißt, uns muss bewusst sein, was da für eine enorme Offensivkraft auf uns zukommt. Sie haben aber auch ihre Schwachpunkte. Jeder muss bereit sein, für den anderen alles zu tun, sich in dieses Spiel reinzukämpfen und die fußballerische Klasse zu zeigen, die wir haben.