Schwäbische Zeitung (Biberach)
Genuss steht beim Biertag im Vordergrund
Oberschwäbischer Biertag lockt Stammgäste und neue Gesichter nach Kürnbach
KÜRNBACH - Es ist ein fester Termin im Kalender des Oberschwäbischen Dorfmuseums in Kürnbach und auch viele Gäste kommen jedes Jahr gerne wieder zum Oberschwäbischen Biertag. Trotzdem gab es kein Gedränge am Sonntag auf dem Gelände. Die Gemütlichkeit stand an diesem Tag im Vordergrund, frei nach dem Lied „Ein Prosit der Gemütlichkeit“, das die Bläser aus Mühlhausen und Pflummern immer wieder intonierten.
Bei dem gemütlichen Beisammensein war dabei gleichgültig, ob es „ein guter Schluck Heimat“war und „flüssiges Gold“die Kehlen benetzte oder ob geschmaust, gelauscht oder gebastelt wurde. Rundum waren nur zufriedene, entspannte Gesichter zu sehen und manche Gäste lagerten sogar auf Wolldecken unter den alten Obstbäumen.
Manuel Stemmer ist erst vier Jahre alt und doch schon ein großer Fan des Museumsdorfs. Als echter Schussenrieder ist er mit den Eltern nicht nur bei den Festen, sondern auch an Wochentagen oft im Museumsdorf unterwegs. Ihm gefallen die Eisenbahn, die Tiere und der Spielplatz besonders gut. Seine Mutter findet den Herbstmarkt am Schönsten und Vater Joachim Ries testet gerne die Spezialitäten. „Wir haben sogar schon selbst Bier gebraut“erzählt er von einem Weihnachtsgeschenk, das in der Silvesternacht statt des Bleigießens getestet wurde. „Wir haben das streng nach Anleitung gemacht, aber durch den Kühlprozess war es eine langwierige Angelegenheit“erinnert er sich.
Wie man Bier zu Hause braut oder es vor 100 Jahren gebraut hat, wurde in der Ziegelhütte erklärt. Frank Bittner, ein begeisterter und kreativer Hobbybrauer mit modernen Geschmacksideen, schenkte in Namen des Landkreises Biberach sein historisches Gebräu aus. Das historische Brauverfahren unterscheidet sich deutlich von der aktuellen Vorgehensweise, und das Berkheimer Bauernbier, von dem er nach altem Originalrezept 150 Liter braute, schmeckt ihm auch selbst. „Es ist sommerlich frisch durch die obergärige Hefe und gleichzeitig kernig durch das Kochen der Maische“lobte er und die zahlreichen Verkoster nickten anerkennend dazu.
Dass man Bier auch essen kann, beweist seit einigen Jahren die Rißtaler Trachtengruppe mit den knusprigen Apfelküchle. Dieser Duft heißt die Besucher bereits am Eingang willkommen und war auch beim Fachvortrag mit angeleiteter Bierverkostung ein Begleitgenuss.
Familien- und Männerausflug
„Bier und Musik waren wie immer sehr bekömmlich“, sagte ein Ravensburger Hopfenfreund verschmitzt und drei junge Väter aus Krauchenwies bestätigten dies gerne. „Wir haben den Ausflug als Familientag getarnt“, scherzten sie und bestaunten die Käfer-Magnete, die ihre Sprösslinge aus den angefallenen Kronenkorken fabrizierten. „Wir sind das erste Mal hier, aber wir kommen gewiss wieder. Hier ist für jeden was dabei. Ein Helles und ein Dunkles – oder ohne Promille eine Ziege und ein Planwagen. Und die Handwerker schauen wir uns auch noch an.“Damit waren Bäcker und Dreschflegler, Bindemäher und Riemenschneider gemeint und selbstverständlich ein Blick in den Kupferkessel des mobilen Brauwagens.
Weil sich in Kürnbach nicht nur Gourmets, sondern auch Bastler und Häuslebauer trafen, stapelten Niklas und Luis aus Eberhardzell für ein temporäres Eigenheim Bierdeckel aufeinander, während der Papa nebenan mit dem Flügelhorn gemütliche Musik erklingen ließ. „So ein Urlaubstag im Kürnbacher Museum gefällt mir fast noch besser als ein Besuch in einem überfüllten Biergarten“, zog Erhard Huber sein bayrisches Kenner-Resümee und diskutierte dann mit seiner Frau den Erwerb einer Jahreskarte.