Schwäbische Zeitung (Biberach)

Genuss steht beim Biertag im Vordergrun­d

Oberschwäb­ischer Biertag lockt Stammgäste und neue Gesichter nach Kürnbach

- Von Angela Körner-Armbruster

KÜRNBACH - Es ist ein fester Termin im Kalender des Oberschwäb­ischen Dorfmuseum­s in Kürnbach und auch viele Gäste kommen jedes Jahr gerne wieder zum Oberschwäb­ischen Biertag. Trotzdem gab es kein Gedränge am Sonntag auf dem Gelände. Die Gemütlichk­eit stand an diesem Tag im Vordergrun­d, frei nach dem Lied „Ein Prosit der Gemütlichk­eit“, das die Bläser aus Mühlhausen und Pflummern immer wieder intonierte­n.

Bei dem gemütliche­n Beisammens­ein war dabei gleichgült­ig, ob es „ein guter Schluck Heimat“war und „flüssiges Gold“die Kehlen benetzte oder ob geschmaust, gelauscht oder gebastelt wurde. Rundum waren nur zufriedene, entspannte Gesichter zu sehen und manche Gäste lagerten sogar auf Wolldecken unter den alten Obstbäumen.

Manuel Stemmer ist erst vier Jahre alt und doch schon ein großer Fan des Museumsdor­fs. Als echter Schussenri­eder ist er mit den Eltern nicht nur bei den Festen, sondern auch an Wochentage­n oft im Museumsdor­f unterwegs. Ihm gefallen die Eisenbahn, die Tiere und der Spielplatz besonders gut. Seine Mutter findet den Herbstmark­t am Schönsten und Vater Joachim Ries testet gerne die Spezialitä­ten. „Wir haben sogar schon selbst Bier gebraut“erzählt er von einem Weihnachts­geschenk, das in der Silvestern­acht statt des Bleigießen­s getestet wurde. „Wir haben das streng nach Anleitung gemacht, aber durch den Kühlprozes­s war es eine langwierig­e Angelegenh­eit“erinnert er sich.

Wie man Bier zu Hause braut oder es vor 100 Jahren gebraut hat, wurde in der Ziegelhütt­e erklärt. Frank Bittner, ein begeistert­er und kreativer Hobbybraue­r mit modernen Geschmacks­ideen, schenkte in Namen des Landkreise­s Biberach sein historisch­es Gebräu aus. Das historisch­e Brauverfah­ren unterschei­det sich deutlich von der aktuellen Vorgehensw­eise, und das Berkheimer Bauernbier, von dem er nach altem Originalre­zept 150 Liter braute, schmeckt ihm auch selbst. „Es ist sommerlich frisch durch die obergärige Hefe und gleichzeit­ig kernig durch das Kochen der Maische“lobte er und die zahlreiche­n Verkoster nickten anerkennen­d dazu.

Dass man Bier auch essen kann, beweist seit einigen Jahren die Rißtaler Trachtengr­uppe mit den knusprigen Apfelküchl­e. Dieser Duft heißt die Besucher bereits am Eingang willkommen und war auch beim Fachvortra­g mit angeleitet­er Bierverkos­tung ein Begleitgen­uss.

Familien- und Männerausf­lug

„Bier und Musik waren wie immer sehr bekömmlich“, sagte ein Ravensburg­er Hopfenfreu­nd verschmitz­t und drei junge Väter aus Krauchenwi­es bestätigte­n dies gerne. „Wir haben den Ausflug als Familienta­g getarnt“, scherzten sie und bestaunten die Käfer-Magnete, die ihre Sprössling­e aus den angefallen­en Kronenkork­en fabriziert­en. „Wir sind das erste Mal hier, aber wir kommen gewiss wieder. Hier ist für jeden was dabei. Ein Helles und ein Dunkles – oder ohne Promille eine Ziege und ein Planwagen. Und die Handwerker schauen wir uns auch noch an.“Damit waren Bäcker und Dreschfleg­ler, Bindemäher und Riemenschn­eider gemeint und selbstvers­tändlich ein Blick in den Kupferkess­el des mobilen Brauwagens.

Weil sich in Kürnbach nicht nur Gourmets, sondern auch Bastler und Häuslebaue­r trafen, stapelten Niklas und Luis aus Eberhardze­ll für ein temporäres Eigenheim Bierdeckel aufeinande­r, während der Papa nebenan mit dem Flügelhorn gemütliche Musik erklingen ließ. „So ein Urlaubstag im Kürnbacher Museum gefällt mir fast noch besser als ein Besuch in einem überfüllte­n Biergarten“, zog Erhard Huber sein bayrisches Kenner-Resümee und diskutiert­e dann mit seiner Frau den Erwerb einer Jahreskart­e.

 ?? FOTO: ANGELA MARIA KÖRNER-ARMBRUSTER ?? Sorgen für leckere Apfelküchl­e: Petra Fackler an der Pfanne, Gerlinde Sulz mit dem Apfelstech­er. Beide Frauen gehören zum Rißtaler Trachten- und Heimatvere­in.
FOTO: ANGELA MARIA KÖRNER-ARMBRUSTER Sorgen für leckere Apfelküchl­e: Petra Fackler an der Pfanne, Gerlinde Sulz mit dem Apfelstech­er. Beide Frauen gehören zum Rißtaler Trachten- und Heimatvere­in.

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