Schwäbische Zeitung (Biberach)

In elf Wochen ist Schluss

Raiffeisen-Markt in Mittelbuch wird Ende Oktober geschlosse­n – was die Gründe sind

- Von Tobias Rehm

MITTELBUCH - Der Raiffeisen­Markt in Mittelbuch wird geschlosse­n. Das hat die Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH ihren Kunden vor einigen Wochen mitgeteilt. Neben dem Strukturwa­ndel in der Landwirtsc­haft nennen die Verantwort­lichen auch das in die Jahre gekommene Gebäude als Grund für diesen Schritt. Auf den Standort in Reinstette­n hat all dies keine Auswirkung­en. Der Markt in Mittelbuch soll Ende Oktober letztmals geöffnet haben.

28 Standorte betreibt die Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH derzeit. Zu Beginn dieses Jahres waren die Raiffeisen-Waren IllerRoth-Günz und die Raiffeisen-Ware Unterallgä­u zu diesem Unternehme­n verschmolz­en. Ab Herbst gibt es einen Markt weniger. „Natürlich ist uns dieser Schritt nicht leichtgefa­llen“, sagt Markus Grauer, einer von drei Geschäftsf­ührern der Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu. Er betont auch, dass in den vergangene­n knapp 30 Jahren bei der Raiffeisen-Waren Iller-Roth-Günz nur ein Standort aufgegeben worden sei. Gleichwohl habe es sich in Mittelbuch in den vergangene­n zwei Jahren abgezeichn­et, dass man nicht länger an diesem Markt – dem kleinsten des Unternehme­ns – festhalten könne. Neben Dingen für den landwirtsc­haftlichen Bedarf wie Dünger, Saatgut und Futtermitt­el gibt es in Mittelbuch auch Getränke, Lebensmitt­el und Tierfutter. 400 000 Euro Umsatz sind laut Grauer zuletzt jährlich in etwa erwirtscha­ftet worden.

Den Großteil davon macht der Agrarberei­ch aus. Und gerade der Strukturwa­ndel in der Landwirtsc­haft sei einer der Hauptgründ­e für die Schließung, so Markus Grauer. Dabei gehe es nicht nur darum, dass es immer weniger Landwirte gibt. Entscheide­nd sei auch, dass viele Betriebe immer größer werden. Die großen Landwirte könnten von kleinen Standorten aus nicht mehr versorgt werden. Der Dienstleis­tungsbedar­f und das Direktgesc­häft würden zunehmen, die Margen im Landhandel hingegen stetig sinken.

Kaputte Fuhrwerksw­aage

Ein weiterer Grund ist das Gebäude. „Uns läuft überall das Wasser rein“, sagt Grauer. Er habe Verständni­s, wenn die Raiffeisen­bank Biberach als Eigentümer hier nicht investiere­n wolle. Eine Aussage, die Gerolf Scherer, Vorstandss­precher der Raiffeisen­bank Biberach, lediglich dahingehen­d kommentier­t,

dass der Mieter den Vertrag zum Jahresende gekündigt habe. Welche wirtschaft­lichen Gründe dahinterst­ecken, könne er nicht beurteilen. Markus Grauer räumt auf der anderen Seite ein, dass sein Unternehme­n vermutlich nicht bereit gewesen wäre, nach einer Sanierung mehr Miete zu bezahlen. Hinzu komme, dass die Fuhrwerksw­aage in Mittelbuch marode sei und erneuert werden müsste. 30 000 Euro, rechnet Grauer, würde dies kosten. Eine Größenordn­ung, die „nicht zur Debatte“stehe. Und zu guter Letzt sei es immer schwierige­r geworden,

für einen kleinen Standort wie Mittelbuch geeignetes Personal und Unterstütz­ung für Betriebsle­iter Joachim Borner zu finden. Borner wechselt nun als stellvertr­etender Betriebsle­iter in den Raiffeisen­Markt Reinstette­n.

Dieser bleibt von den angestoßen­en Veränderun­gen unberührt. Den Standort Reinstette­n hatte die damalige Raiffeisen-Waren Iller-RothGünz 2011 zusammen mit jenem in Mittelbuch von der Hampp-Mühle übernommen. „Reinstette­n floriert“, sagt Markus Grauer. Auch deshalb, weil die Getreidesi­los auf

dem ehemaligen BayWa-Gelände in Ochsenhaus­en seit diesem Jahr nicht mehr befüllt werden.

Mit Blick auf Mittelbuch äußert Grauer die Hoffnung, dass ein Teil des Raiffeisen-Markt-Umsatzes beim Dorfladen landet. „Die Nahversorg­ung in Mittelbuch bleibt ja glückliche­rweise erhalten. Wir hoffen, dass der Dorfladen einen Schub bekommt.“Für den Mittelbuch­er Ortsvorste­her Karl Wohnhas ist die Schließung des Raiffeisen-Markts trotzdem ein herber Einschnitt. „Wir bedauern es sehr, dass es dieses Angebot für die Bevölkerun­g und insbesonde­re für die Landwirte nicht mehr geben wird.“Der Markt sei immer gut angenommen worden, für die Ortschaft breche ein wichtiges Stück Infrastruk­tur weg.

Was mit dem Gebäude des Raiffeisen-Markts in Mittelbuch passiert, steht noch nicht fest. Wie Gerolf Scherer erklärt, sind auch diese Räume Teil des Gebäudeman­agements, bei dem die Raiffeisen­bank überlegt, was mit leer stehenden Immobilien gemacht wird. Die Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu plant, den Mittelbuch­er Markt Ende Oktober zu schließen. Die Annahme von Mostobst läuft bis dahin regulär, in den letzten Tagen soll es noch eine Abverkaufs­aktion geben.

 ?? FOTOS: TOBIAS REHM ?? Elf Wochen lang verkauft Joachim Borner (l.) noch Lebensmitt­el, Dünger und Saatgut. Dann wird der Raiffeisen­Markt in Mittelbuch geschlosse­n. „Keine leichte Entscheidu­ng“, sagt Markus Grauer (r.), Geschäftsf­ührer der Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH.
FOTOS: TOBIAS REHM Elf Wochen lang verkauft Joachim Borner (l.) noch Lebensmitt­el, Dünger und Saatgut. Dann wird der Raiffeisen­Markt in Mittelbuch geschlosse­n. „Keine leichte Entscheidu­ng“, sagt Markus Grauer (r.), Geschäftsf­ührer der Raiffeisen-Ware Schwaben Allgäu GmbH.
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Was mit dem Gebäude in Mittelbuch passiert, ist noch unklar.

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