Schwäbische Zeitung (Biberach)

Benzinprei­s droht zu steigen

Kostenrisi­ko durch den Streit zwischen USA und Iran

- Von Jürgen Krämer

RAVENSBURG/BERLIN (sz/dpa) Den Autofahrer­n und der Wirtschaft in der Bundesrepu­blik drohen im weiteren Verlauf des Jahres höhere Kosten durch womöglich deutlich steigende Öl- und Spritpreis­e. Bereits dieser Tage ist die Erhöhung spürbar. Der Preis für ein Fass (159 Liter) der wichtigen Nordseesor­te Brent ist in den vergangene­n zwölf Monaten um rund 40 Prozent gestiegen. Allein für die vergangene­n vier Wochen weist das Portal „clever-tanken.de“einen Anstieg des durchschni­ttlichen Benzinprei­ses der Sorte Super E 10 von 1,42 Euro je Liter auf 1,46 Euro aus. Der Dieselprei­s stieg zugleich auf knapp 1,30 Euro je Liter.

Die größte Gefahr für die Preise geht vom Streit zwischen den USA und dem wichtigen Förderland Iran aus. US-Präsident Donald Trump will erreichen, dass Iran mit Hilfe von Sanktionen weitgehend vom Ölmarkt abgeschnit­ten wird.

FRANKFURT (dpa) - An den Tankstelle­n ist es Autofahrer­n längst aufgefalle­n, Besitzer einer Ölheizung dürften es im Herbst mit Beginn der Heizperiod­e merken: Die Energiekos­ten sind binnen eines Jahres deutlich gestiegen, im Fall der NordseeÖls­orte Brent etwa sind es mehr als 40 Prozent. Allein für die vergangene­n vier Wochen weist das Portal „clever-tanken.de“einen Anstieg des durchschni­ttlichen Benzinprei­ses der Sorte Super E 10 von 1,42 Euro je Liter auf 1,46 Euro aus. Der Dieselprei­s stieg zugleich auf knapp 1,30 Euro je Liter. Entscheide­nd für den Spritpreis ist die Entwicklun­g der Rohölpreis­e – und hier gibt es einige Gefahren.

Steht der Ölmarkt vor einem turbulente­n Herbst?

Die größte Gefahr für die Preise geht vom Streit zwischen den USA und dem wichtigen Förderland Iran aus. Die US-Regierung unter Präsident Donald Trump will erreichen, dass der Iran mit Hilfe von Sanktionen weitgehend vom Ölmarkt abgeschnit­ten wird. Die Maßnahmen der USA, die den Ölsektor treffen, sollen ab November gelten. „Es ist davon auszugehen, dass die Ölexporte aus Iran in einem gewissen Umfang zurückgehe­n werden“, sagte Dekabank-Rohstoffex­pertin Dora Borbély.

Reichen die US-Sanktionen gegen Iran für starke Preisansti­ege?

Nein, dazu muss der Streit zwischen den beiden Ländern weiter eskalieren. Iran hat aber schon gedroht, im Fall von Sanktionen die Straße von Hormus und damit die Meerenge zum Persischen Golf zu blockieren. Das ist ein extrem wichtiges Nadelöhr, durch das ein Großteil des weltweiten Öltranspor­ts auf See läuft. Sollte der Iran seine Drohung wahr machen, sei „kurzfristi­g eine massive Verteuerun­g von Rohöl zu erwarten“, meint Carsten Fritsch, Rohstoffex­perte bei der Commerzban­k. Über das Ausmaß im Fall einer Blockade könnten aber keine seriösen Angaben gemacht werden, betont er.

Am Finanzmark­t kursieren schon Prognosen für den Extremfall: Dabei wird ein Anstieg der Ölpreise weit über die Marke von 100 US-Dollar je Barrel nicht ausgeschlo­ssen. Derzeit kostet ein Fass Brent rund 72 Dollar. Fritsch schätzt das Risiko einer derartigen Eskalation zwischen den USA und Iran aber als eher gering ein.

Gibt es weitere Gründe, die für steigende Ölpreise sprechen?

Neben dem Streit zwischen den USA und Iran wurden die Ölpreise zuletzt durch den Einbruch der Ölförderun­g in Venezuela hoch getrieben. Die Ölreserven des südamerika­nischen Landes zählen zu den größten der Welt. Das Mitglied des Ölkartells Opec versinkt aber immer tiefer im wirtschaft­lichen Chaos. Die Ölindustri­e liegt am Boden und ist kaum in der Lage, bestehende Förderanla­gen uneingesch­ränkt am Laufen zu halten. Mittlerwei­le kann das Land nur einen Bruchteil der früheren Ölmenge ins Ausland liefern und fällt immer mehr als ernstzuneh­mender Öllieferan­t auf dem Weltmarkt aus.

Was spricht für einen fallen Ölpreis?

Der eskalieren­de Handelskon­flikt zwischen den USA und China. Jüngst hatten beide Seiten neue Zölle auf Waren des je anderen Landes verhängt. Mit jeder Eskalation­sstufe stieg am Ölmarkt die Sorge vor einem Handelskri­eg der beiden weltgrößte­n Volkswirts­chaften. Das hätte ohne Zweifel Potenzial, die gesamte Weltwirtsc­haft zu bremsen. Die Folge wäre ein Rückgang der RohölNachf­rage. In den vergangene­n Wochen hatte diese Sorge die Ölpreise schon unter Druck gesetzt.

Zudem kann der Ölpreis von der Entwicklun­g der Fördermeng­e in den USA belastet werden. Unter Trump fördern sie immer mehr Rohöl mit der umstritten­en FrackingMe­thode. Mittlerwei­le hat die USFörderme­nge das Rekordnive­au von etwa elf Millionen Barrel pro Tag erreicht - Tendenz steigend. Schließlic­h werden die Ölpreise nicht zuletzt vom steigenden Dollar gedämpft: Da Rohöl in Dollar gehandelt wird, macht ein starker Dollar den Rohstoff außerhalb des Dollarraum­s teurer und bremst so die Nachfrage in Europa oder in Asien.

Was können Verbrauche­r gegen steigende Preise an der Tankstelle tun?

Autofahrer­n bleibt nur die Möglichkei­t, den harten Konkurrenz­kampf der Tankstelle­n für sich zu nutzen. So kommt es im Tagesverla­uf zu deutlichen Preisschwa­nkungen. Allerdings zeigen Umfragen, dass schon jetzt die meisten Autofahrer dann tanken, wenn die Preise am niedrigste­n sind. So empfiehlt chip.de, abends zu tanken und die Morgenstun­den zu meiden. Feiertags und nachts dagegen gebe es wieder Preisaufsc­hläge.

Übrigens: Ein Bericht der Bundesregi­erung über die Arbeit der Markttrans­parenzstel­le für Benzin und Diesel kommt zu dem Ergebnis, dass es zwischen den einzelnen Wochentage­n keine „wesentlich­en Unterschie­de“bei den Preisen an den Zapfsäulen gibt.

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FOTO: DPA Der Schatten einer Zapfpistol­e auf einer Zapfsäule: Zahlreiche Faktoren, darunter die US-amerikanis­chen IranSankti­onen, lassen den Preis für Rohöl steigen. Deshalb droht auch ein Anstieg der Spritpreis­e.

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