Schwäbische Zeitung (Biberach)
Südwesten liegt beim Bildungssystem in der Spitzengruppe
Laut einer Studie macht die Integration in Deutschland mehr Anstrengungen in der Bildung nötig
STUTTGART/BERLIN (dpa) - In diversen Bildungsstudien ist BadenWürttemberg zuletzt abgesackt. Doch nach dem neuen Bildungsmonitor hat das Land trotz einiger Probleme an den Schulen immer noch eines der besten Bildungssysteme in Deutschland. In dem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Bildungsmonitor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln rangiert Baden-Württemberg auf dem vierten Platz der 16 Bundesländer. Im Vergleich zur Studie von 2013 gab es aber eine leichte Verschlechterung.
Ein Manko: Der Anteil der Kindergartenund Grundschulkinder in Ganztagseinrichtungen sei im bundesweiten Vergleich sehr niedrig. Hier sehen die Forscher Nachholbedarf. Lob gab es dafür, dass relativ wenige Jugendliche im Südwesten ohne eine Ausbildungsstelle blieben. Wenige Jugendliche brächen ihre Ausbildung ab, und die Hochschulabsolventen seien vergleichsweise jung. Grundschüler würden früh in Fremdsprachen unterrichtet und Hochschulen seien attraktiv für Studenten aus dem Ausland.
Die Wissenschaftler warfen in diesem Jahr speziell einen Blick auf die Digitalisierung in der Bildung. Hier wurde Baden-Württemberg mit „überdurchschnittlich“bewertet. In die Analyse einbezogen wurden unter anderem die IT-Ausstattung von Schulen und die Einschätzung der Kompetenz von Lehrern.
Flexibler bei Prüfungsfächerwahl
Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) zeigte sich zufrieden. Es sei richtig, dass die berufliche Orientierung an den Schulen so eine bedeutende Rolle spiele. „Auch die Reform der gymnasialen Oberstufe soll dazu beitragen, die Schülerinnen und Schüler besser auf ein Studium oder auf eine berufliche Ausbildung vorzubereiten“. Vom Schuljahr 2019/ 2020 an soll es flexiblere Möglichkeiten der Kurs- und Prüfungsfächerwahl, mehr Unterrichtszeit in den Leistungsfächern und eine Stärkung der Naturwissenschaften geben. Zum schlechten Abschneiden des Landes bei der Ganztagsbetreuung von Kindern meinte sie: „Hier spiegeln sich die Bedürfnisse der Familien im Land wider. Viele Eltern und Kommunen wünschen sich neben der verbindlichen Ganztagsschule auch flexible Betreuungsangebote.“
Insgesamt, so heißt es in der Studie, bekommen Schulen in Deutschland die Integration von Migranten und die Bekämpfung von Bildungsarmut nicht gut genug in den Griff. Laut Untersuchung gab es sogar erstmals nahezu bundesweit Rückschritte in vielen Handlungsfeldern. In Deutsch und Mathematik schnitten Viertklässler schlechter ab als in den Vorjahren. Die Schulabbrecherquote unter Ausländern nehme zu. Unter ausländischen Jugendlichen stieg der Anteil von Abgängern ohne Abschluss von 11,8 Prozent im Jahr 2015 auf 14,2 Prozent 2016. Bei Schulqualität, Integration und Verminderung von Bildungsarmut verschlechterten sich die Ergebnisse. Es müsse mit Blick auf die Herausforderungen der Integration verstärkte Anstrengungen in Schule und Ausbildung geben, heißt es in der Studie. Es gebe einen Mehrbedarf an Bildungsinvestitionen von zwölf Milliarden Euro.