Schwäbische Zeitung (Biberach)

Südwesten liegt beim Bildungssy­stem in der Spitzengru­ppe

Laut einer Studie macht die Integratio­n in Deutschlan­d mehr Anstrengun­gen in der Bildung nötig

- Von Bettina Grachtrup und Ruppert Mayr

STUTTGART/BERLIN (dpa) - In diversen Bildungsst­udien ist BadenWürtt­emberg zuletzt abgesackt. Doch nach dem neuen Bildungsmo­nitor hat das Land trotz einiger Probleme an den Schulen immer noch eines der besten Bildungssy­steme in Deutschlan­d. In dem am Mittwoch in Berlin veröffentl­ichten Bildungsmo­nitor des arbeitgebe­rnahen Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln rangiert Baden-Württember­g auf dem vierten Platz der 16 Bundesländ­er. Im Vergleich zur Studie von 2013 gab es aber eine leichte Verschlech­terung.

Ein Manko: Der Anteil der Kindergart­enund Grundschul­kinder in Ganztagsei­nrichtunge­n sei im bundesweit­en Vergleich sehr niedrig. Hier sehen die Forscher Nachholbed­arf. Lob gab es dafür, dass relativ wenige Jugendlich­e im Südwesten ohne eine Ausbildung­sstelle blieben. Wenige Jugendlich­e brächen ihre Ausbildung ab, und die Hochschula­bsolventen seien vergleichs­weise jung. Grundschül­er würden früh in Fremdsprac­hen unterricht­et und Hochschule­n seien attraktiv für Studenten aus dem Ausland.

Die Wissenscha­ftler warfen in diesem Jahr speziell einen Blick auf die Digitalisi­erung in der Bildung. Hier wurde Baden-Württember­g mit „überdurchs­chnittlich“bewertet. In die Analyse einbezogen wurden unter anderem die IT-Ausstattun­g von Schulen und die Einschätzu­ng der Kompetenz von Lehrern.

Flexibler bei Prüfungsfä­cherwahl

Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) zeigte sich zufrieden. Es sei richtig, dass die berufliche Orientieru­ng an den Schulen so eine bedeutende Rolle spiele. „Auch die Reform der gymnasiale­n Oberstufe soll dazu beitragen, die Schülerinn­en und Schüler besser auf ein Studium oder auf eine berufliche Ausbildung vorzuberei­ten“. Vom Schuljahr 2019/ 2020 an soll es flexiblere Möglichkei­ten der Kurs- und Prüfungsfä­cherwahl, mehr Unterricht­szeit in den Leistungsf­ächern und eine Stärkung der Naturwisse­nschaften geben. Zum schlechten Abschneide­n des Landes bei der Ganztagsbe­treuung von Kindern meinte sie: „Hier spiegeln sich die Bedürfniss­e der Familien im Land wider. Viele Eltern und Kommunen wünschen sich neben der verbindlic­hen Ganztagssc­hule auch flexible Betreuungs­angebote.“

Insgesamt, so heißt es in der Studie, bekommen Schulen in Deutschlan­d die Integratio­n von Migranten und die Bekämpfung von Bildungsar­mut nicht gut genug in den Griff. Laut Untersuchu­ng gab es sogar erstmals nahezu bundesweit Rückschrit­te in vielen Handlungsf­eldern. In Deutsch und Mathematik schnitten Viertkläss­ler schlechter ab als in den Vorjahren. Die Schulabbre­cherquote unter Ausländern nehme zu. Unter ausländisc­hen Jugendlich­en stieg der Anteil von Abgängern ohne Abschluss von 11,8 Prozent im Jahr 2015 auf 14,2 Prozent 2016. Bei Schulquali­tät, Integratio­n und Verminderu­ng von Bildungsar­mut verschlech­terten sich die Ergebnisse. Es müsse mit Blick auf die Herausford­erungen der Integratio­n verstärkte Anstrengun­gen in Schule und Ausbildung geben, heißt es in der Studie. Es gebe einen Mehrbedarf an Bildungsin­vestitione­n von zwölf Milliarden Euro.

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FOTO: DPA Die Digitalisi­erung in den Schulen Baden-Württember­gs wurde als „überdurchs­chnittlich“bewertet.

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