Schwäbische Zeitung (Biberach)

Erschütter­tes Vertrauen

- Von Tobias Schmidt

Es ist eine schallende Ohrfeige für die Landesregi­erung Nordrhein-Westfalen und für das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e. Da wurde der mutmaßlich­e Islamist Sami A. in einer Nacht- und Nebelaktio­n hinter dem Rücken der Gerichte nach Tunesien abgeschobe­n, um eine lästige Person loszuwerde­n.

Natürlich ist es richtig, dass Politik und Behörden alles daran setzen, Gefährder außer Landes zu bringen – solange sie sich dabei an Recht und Gesetz halten. Genau das aber ist im Fall Sami A. nicht geschehen, so ist doppelter Schaden entstanden. Der Mann, der womöglich Leibwächte­r von Osama bin Laden war, der als salafistis­cher Prediger agitiert und den Berlin-Attentäter Anis Amri gefeiert haben soll, darf nun zurück nach Deutschlan­d.

Wenn es nicht gelingt, selbst Top-Gefährder auf Grundlage der Gesetze abzuschieb­en, droht dies das Vertrauen der Bevölkerun­g zu erschütter­n. Zugleich aber ist hier der Rechtsstaa­t geschleift worden, haben sich Landesregi­erung und Flüchtling­samt dem von der Boulevardp­resse erzeugten öffentlich­en Druck gebeugt. Ob die gesetzlich­en Abschiebeh­ürden zu hoch sind, ist eine berechtigt­e Frage. Wo Anpassungs­bedarf besteht, sollte der Gesetzgebe­r handeln. Die Hürden einfach zu ignorieren, wie NRW-Flüchtling­sminister Joachim Stamp, ist ein grobes Foul, das nicht ohne Folgen bleiben sollte.

politik@schwaebisc­he.de

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