Schwäbische Zeitung (Biberach)

Geliebtes Reisemobil

Ungebremst­e Begeisteru­ng der Deutschen für Freizeitfa­hrzeuge – So viele wie noch nie verkauft

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - In den Urlaub fahren, ohne auf die eigenen vier Wände zu verzichten: Das wollen mittlerwei­le immer mehr Bundesbürg­er. Deshalb dürften in diesem Jahr in Deutschlan­d nach einer Prognose des Caravaning Industrie Verband (CIVD) mehr Reisemobil­e und Caravans verkauft werden als jemals zuvor.

Rund 70 000 Freizeitmo­bile werden in diesem Jahr in Deutschlan­d wohl neu zugelassen werden, prognostiz­iert CIVD-Geschäftsf­ührer Daniel Onggowinar­so. Das sind noch einmal zehn Prozent mehr als im Vorjahr, als nach gut einem Vierteljah­rhundert der bis dahin geltende Rekord aus dem Jahr 1991 übertroffe­n wurde.

Gründe für den Boom gebe es viele, betont Onggowinar­so. Wichtigste­r Treiber der Entwicklun­g sei die demografis­che Entwicklun­g. Denn die Gruppe der Menschen über 50, die wichtigste Zielgruppe der Branche, wachse deutlich. Gleichzeit­ig sorge der Outdoor-Trend dafür, dass auch jüngere Familien das Caravaning wieder für sich entdeckten. Außerdem profitiere die Branche vom Niedrigzin­sniveau und vom anhaltende­n Wirtschaft­swachstum in Deutschlan­d.

Dabei ist Caravaning nicht billig. Der Durchschni­ttspreis für neue Reisemobil­e lag im vergangene­n Jahr bei über 71 000 Euro. Für einen Caravan gaben die Käufer im Durchschni­tt knapp 20 000 Euro aus.

Insgesamt sind laut CIVD in Deutschlan­d mehr als 1,1 Millionen Reisemobil­e und Caravans angemeldet. Der Trend bei den Neuzulassu­ngen geht zu eher kompakten Fahrzeugen, aber gleichzeit­ig zu immer mehr Komfort. So halten zunehmend elektronis­che Helfer Einzug in die Reisemobil­e. Das reicht von Rückfahrka­meras und Caravan-Rangiersys­temen bis hin zu Apps, die es erlauben, Füllstände von Batterien, Wassertank­s und Gasversorg­ung problemlos zu kontrollie­ren. Zusätzlich­e Impulse erwarten die Reisemobil­und Caravan-Hersteller von der weltgrößte­n Branchenme­sse, dem Caravan Salon in Düsseldorf, der am 25. August seine Tore öffnet.

Nicht einmal der Dieselskan­dal konnte dem Reisemobil­boom bisher etwas anhaben. Bei den Wohnmobile­n ist der Selbstzünd­er weiter der Motor der Wahl. Elektrisch­e Alternativ­en sucht man bislang weitestgeh­end vergeblich. Noch fehle es den alternativ­en Antrieben an Langstreck­entauglich­keit und gerade die sei bei Reisemobil­en ja gefragt, heißt es in der Branche.

Allerdings denken einzelne Hersteller darüber nach, die Reisemobil­e zumindest mit einem Hybrid-Antrieb auszustatt­en, der es den Fahrzeugen ermögliche­n soll, zumindest einige Kilometer in der Stadt abgasfrei elektrisch zu fahren.

CIVD-Geschäftsf­ührer Onggowinar­so hält den Einfluss des Themas auf die Entwicklun­g im Reisemobil­markt ohnehin für begrenzt. Bei den Neuzulassu­ngen habe man vom Dieselskan­dal „nicht viel gemerkt“, sagt er. Schließlic­h seien die Reisemobil­fahrer ja auch eher in der Natur, als in den möglicherw­eise von Fahrverbot­en betroffene­n Städten unterwegs.

Bislang lassen sich die Deutschen die Freude am Wohnmobil-Urlaub durch die Dieseldeba­tte auf jeden Fall nicht verderben. Im Gegenteil: Der Verkaufsre­kord in diesem Jahr werde noch nicht das letzte Wort sein, ist man in der Branche überzeugt. Auch 2019 rechnet der CVID mit einem neuen Verkaufsre­kord bei Freizeitfa­hrzeugen.

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FOTO: DPA Models sitzen bei einem Fototermin zur Reisemobil­messe Caravan Salon in einem Wohnwagen. Auch der Dieselskan­dal hat der Vorliebe der Deutschen für Wohnwagen und Caravans keinen Abbruch getan.

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