Schwäbische Zeitung (Biberach)

Durststrec­ke

Bauern warten weiter auf Entscheidu­ng zu Hilfen wegen Dürre – Neue Verordung entpsannt Futtermitt­elknapphei­t

- Von Sascha Meyer

BERLIN (dpa) - Bauern mit schweren Einbußen wegen der Dürre in vielen Regionen Deutschlan­ds sollen am Mittwoch nächster Woche Klarheit über mögliche Bundeshilf­en bekommen. Agrarminis­terin Julia Klöckner will dann den amtlichen Ernteberic­ht ins Kabinett bringen und bewerten, ob die Schäden „nationales Ausmaß“erreichen, wie die CDUPolitik­erin am Mittwoch in Berlin ankündigte.

Diese Einstufung wäre notwendig, damit neben den zuerst zuständige­n Ländern auch der Bund erstmals seit 2003 wieder Dürre-Hilfen zahlen könnte. Schon auf den Weg gebracht wurden Erleichter­ungen für Viehhalter, denen akute Futterknap­pheit droht.

„Sorgfalt muss vor Schnelligk­eit gehen, damit die Hilfe die Richtigen erreicht“, betonte Klöckner. Für die Entscheidu­ng über Nothilfen müsse es abschließe­nde und vergleichb­are Daten geben. Das letzte Land habe erst am Mittwoch Zahlen übermittel­t. Die Auswirkung­en seien regional sehr unterschie­dlich, Spuren hinterlass­en habe die lange Trockenhei­t vor allem im Norden und Osten. Bei Weizen und Raps gebe es eine große Spannbreit­e mit Schäden zwischen 20 und 60 Prozent. Der Bauernverb­and hat bereits Nothilfen von einer Milliarde Euro gefordert.

In die Beurteilun­g, inwiefern Schäden existenzbe­drohend sind, würden auch momentan deutlich höhere Getreidepr­eise einbezogen, erläuterte Klöckner. Generelle Schwelle für staatliche Hilfen bei Extremwett­er ist, dass mehr als 30 Prozent der durchschni­ttlichen Jahreserze­ugung eines Betriebs zerstört worden sind.

Im Fall einer Grundsatze­ntscheidun­g für Hilfen am Mittwoch kommender Woche würde Klöckner erst danach mit den Ländern klären, wie mögliche Hilfen aussehen würden. Zuletzt war der Bund 2003 wegen einer Dürre eingesprun­gen und stellte gemeinsam mit acht betroffene­n Ländern insgesamt 72 Millionen Euro bereit. Klöckner sagte, die Situation von 2003 wäre „eine ganz gute Blaupause“für den Fall, dass nun wieder zugunsten von Hilfen entschiede­n werden sollte.

Viehhalter­n, die stark unter Dürrefolge­n leiden, soll rasch die Futtergewi­nnung erleichter­t werden. Laut einer Verordnung, die das Kabinett am Mittwoch beschloss, sollen sie ausnahmswe­ise Flächen stärker nutzen können, für die Anbaubesch­ränkungen zum Umweltschu­tz gelten. Hintergrun­d ist, dass einmal gemähtes Gras nun vielfach nicht für den sonst üblichen zweiten und dritten Schnitt nachgewach­sen ist. So wird Futter knapp, Vorräte für den Winter werden teils schon genutzt. Der Verordnung muss noch der Bundesrat zustimmen, der am 21. September das nächste Mal tagt. Bauern können aber jetzt schon zum Beispiel GrasKlee-Mischungen auf diesen Flächen aussäen.

Klöckner betonte: „Ziel muss es sein, das Angebot von Futter zu erhöhen und nicht die Preise für knappes Futter.“Bauernpräs­ident Joachim Rukwied begrüßte die Freigabe der Flächen zur Futternutz­ung als ersten wichtigen Schritt. „Das alleine reicht aber bei Weitem nicht aus“, sagte er. Von extremer Trockenhei­t betroffene Betriebe müssten darüber hinaus Direkthilf­en erhalten. „Deshalb ist es erforderli­ch, dass die Bundesländ­er und der Bund die Nothilfesi­tuation erklären.“

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FOTO: IMAGO Bundesland­wirtschaft­sministeri­n Julia Kloeckner (CDU) macht vergleichb­are Daten zur Voraussetz­ung für Hilfszahlu­ngen an Landwirte, die durch die Dürre Einbußen erlitten haben.

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