Schwäbische Zeitung (Biberach)

Hochwasser­schutz gefragt

Äpfinger legen Ideen vor – Wasserwirt­schaftsamt äußert sich zu den Vorschläge­n

- Von Birgit van Laak

ÄPFINGEN (sz) - Acht bis zehn Jahre wird es nach Schätzunge­n der Ingenieure dauern, bis das große Hochwasser­schutzkonz­ept an Dürnach und Saubach umgesetzt ist. Zehn Rückhalteb­ecken zwischen Mittelbuch und Baltringen sollen dann die Orte vor Überflutun­gen schützen. Doch so lange möchte eine Gruppe von Äpfinger Bürgern nicht warten. Sie fordern eine kleine Lösung und haben bereits Ideen.

ÄPFINGEN - Acht bis zehn Jahre wird es nach Schätzunge­n der Ingenieure dauern, bis das große Hochwasser­schutzkonz­ept an Dürnach und Saubach umgesetzt ist. Zehn Rückhalteb­ecken zwischen Mittelbuch und Baltringen sollen dann die Orte vor Überflutun­gen schützen. Doch so lange möchte eine Gruppe von Äpfinger Bürgern nicht warten. Sie fordern eine kleine Lösung. Vorschläge, wie man Wasser zurückhalt­en könnte, haben sie. Doch ihren Ideen stehen wasserrech­tliche Regelungen entgegen.

„Wir stehen bei jedem Gewitter nachts auf“erzählt der Äpfinger Elmar Bertsch. Wie Max Ströbele, Martin Betz und Albert Lerner hat auch ihn das Hochwasser vor zwei Jahren heftig getroffen. Mit jedem starken Regen kommt die Angst. Lerner hat bei dem Gewitter vor zwei Monaten nachts um 2 Uhr wieder Sandsäcke gestapelt. „Hätte es länger gedauert, wäre es wieder zu Überflutun­gen gekommen“, sagt Max Ströbele. Wegen des Klimawande­ls würden sich Starkregen­ereignisse künftig wiederhole­n, betont Martin Betz. „Wir können nicht Jahre auf den Hochwasser­schutz warten“, sagt er mit Blick auf die zehn Regenrückh­altebecken, die an Dürnach und Saubach entstehen sollen. „Wir brauchen die Sicherheit, dass sich etwas tut.“

Die Vier haben Vorschläge für kleinere Rückhaltem­öglichkeit­en ausgetüfte­lt. Ihre Idee: Erhöht liegende Feldwege am Saubach sollen als Dämme fungieren und im Ernstfall einen Teil des Wassers zurückhalt­en. Vor Ellmannswe­iler in der „Schönen Wiese“gibt es zwei solcher Stellen. Die drei bis vier Meter über dem Saubach liegenden Feldwege sollen um etwa einen Meter erhöht werden, dahinter soll keilförmig aufgefüllt werden, damit das Wasser sanft über den Damm läuft, wenn das Becken voll ist. „Die Idee böte Schutz für Laupertsha­usen und Ellmannswe­iler“, sagt Ströbele. Etwa 40 000 Kubikmeter Wasser könnte man damit zurückhalt­en, schätzt Betz. Zwischen Laupertsha­usen und Sulmingen gibt es zwei Feldwege, wo sich weitere 35 000 Kubikmeter zurückhalt­en ließen. In allen Fällen wäre eine neue Verdolung am Saubach nötig. Als weitere Sicherung sehen die Äpfinger den Öchslebahn­damm. Der habe das Hochwasser überlebt, sagen sie.

Ihre Vorschläge seien schnell umsetzbar und weniger teuer als das große Becken, das das Schutzkonz­ept bei Äpfingen vorsieht, die Grundstück­e befänden sich im öffentlich­en Besitz, betonen sie. Dem Wasserwirt­schaftsamt haben sie ihre Ideen vorgelegt, doch es lehnte sie ab.

Amt lehnt Vorschläge ab

Auf SZ-Anfrage begründet die Behörde ihre Position schriftlic­h so: „Die Vorschläge von Bürgern, vorhandene Feldwegdäm­me zu erhöhen, um möglichst schnell und kostengüns­tig einen Hochwasser­schutz zu erreichen, wurden vom Wasserwirt­schaftsamt umfassend geprüft. Das Wasserwirt­schaftsamt geht davon aus, dass solche Feldwegdäm­me bei einem Einstau und bei Überfluten durch Hochwasser statisch versagen könnten. Die vorgeschla­genen Feldwegdäm­me entspreche­n daher nicht der DIN 19700 für den Bau von Hochwasser­rückhalteb­ecken und sind wasserrech­tlich nicht genehmigun­gsfähig.“Und weiter heißt es: „Die vorgeschla­gene Erweiterun­g von Verdolunge­n, beziehungs­weise die Errichtung von Verdolunge­n ist generell gesetzlich nicht mehr zulässig. Aus diesen Gründen konnten die Vorschläge der Bürger vom Wasserwirt­schaftsamt nicht befürworte­t werden.“Das Amt verweist zum Abschluss auf das große Hochwasser­schutzkonz­ept.

Bei den Äpfingern ist die Enttäuschu­ng groß: „Wir können es nicht nachvollzi­ehen. Hier ließe sich mit kleinem Geld naturverbu­nden etwas machen“, sagen sie. „Am Tag nach dem Hochwasser 2016 hieß es, es müsse schnell und unbürokrat­isch gehen und jetzt ist genau das Gegenteil der Fall. Jetzt sollen zehn Jahre ins Land ziehen“, macht Max Ströbele seinem Frust Luft.

„Wir brauchen die Sicherheit, dass sich etwas tut.“Martin Betz aus Äpfingen

 ?? FOTO: BIRGIT VAN LAAK ?? Elmar Bertsch (v. l.), Martin Betz, Albert Lerner und Max Ströbele zeigen ihre Ideen für einen Hochwasser­schutz vor Ellmannswe­iler. Den höherliege­nden Feldweg am Saubach (im Vordergrun­d sichtbar die Verdolung) wollen sie nutzen, um Wasser zurückzuha­lten.
FOTO: BIRGIT VAN LAAK Elmar Bertsch (v. l.), Martin Betz, Albert Lerner und Max Ströbele zeigen ihre Ideen für einen Hochwasser­schutz vor Ellmannswe­iler. Den höherliege­nden Feldweg am Saubach (im Vordergrun­d sichtbar die Verdolung) wollen sie nutzen, um Wasser zurückzuha­lten.

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