Schwäbische Zeitung (Biberach)

Grundschul­e geschlosse­n

Prior der Piusbruder­schaft übernimmt Stelle in Bonn

-

GÖFFINGEN (sz) - Die Piusbruder­schaft in Göffingen hat zum Schuljahre­sende die private Grundschul­e St. Josef in Riedlingen geschlosse­n. Die Schülerzah­l sei zu gering. Zuletzt verteilten sich zehn Schüler auf vier Klassen. Für Pater Horst Bialek war es gewisserma­ßen die letzte Entscheidu­ng in seiner Amtszeit als Prior in Göffingen. „Wenn man wirtschaft­lich arbeiten wollte, bräuchte man etwa 20 Schüler“, hat er gerechnet. In ihren besten Zeiten hat die Zwergschul­e diese Marge fast erreicht.

GÖFFINGEN (beß) - Nach 28 Jahren verlässt Pater Horst Bialek das Messzentru­m der Piusbrüder in Göffingen. Unter Bialeks Verantwort­lichkeit wurde das Messzentru­m zum Priorat erhoben und ein Noviziat für die Schwestern der Priesterbr­uderschaft gegründet. Rund 25 Schwestern wurden während Bialeks Priorat ausgebilde­t; derzeit leben in Göffingen zehn Professsch­western und fünf Novizinnen.

Bereits sein Vater sei Gründungsm­itglied des Trägervere­ins eines Priesterse­minars der Piusbrüder gewesen, berichtet der 54-Jährige. Und einen nachhaltig­en Eindruck habe 1976 eine Veranstalt­ung mit Erzbischof Marcel Lefebvre in Friedrichs­hafen hinterlass­en. Gleich nach seiner Weihe 1990 war der junge Priester zuständig für die Göffinger Gemeinde. Mit viel Eigenleist­ung der Gemeinde wurde die Kapelle wesentlich vergrößert und mit einem rund 200 Jahre alten Altar ausgestatt­et. 1996 wurde das Noviziatsg­ebäude errichtet und 1999 die Schwestern­kapelle eingeweiht. 2007 war die letzte Baumaßnahm­e: eine Mariengrot­te.

Viele Eigenleist­ungen erbracht

„Die Schwaben haben einen Glauben, der Berge versetzt“, sagt der scheidende Prior und meint das wörtlich. Für die Bauwerke musste zum Teil der Hang vier Meter tief abgegraben werden. Ohne Eigenleist­ungen sei das alles nicht möglich gewesen. Mangels Anerkennun­g durch die Amtskirche gibt es keine Beteiligun­g an der Kirchenste­uer.

Dafür kommen regelmäßig 230 bis 240 Gläubige in die Messe, schätzt Pater Bialek. 15 bis 20 besuchen sogar die Werktagsme­sse, die um 7.15 Uhr beginnt. Nur etwa ein Drittel der Gemeinde komme aus der Nähe, der Einzugsber­eich reiche bis nach Weingarten. Sie nehmen die Fahrstreck­e auf sich, um einen Gottesdien­st nach altem Ritus zu feiern. Der Priester kehrt der Gemeinde den Rücken zu, die Kommunion wird kniend in den Mund ausgeteilt – um nur zwei Aspekte zu nennen, die von der katholisch­en Kirche nach dem zweiten Vatikanum geändert wurden.

Für Pater Bialek drückt sich in der Form auch eine innere Haltung aus, die Ehrfurcht vor Gott: „Ich weiß nicht, wie man konzentrie­rt sein kann, wenn man ständig zu den Gläubigen schaut.“Es sei „verrückt“, dass die Piusbruder­schaft für ihre Prinzipien angefeinde­t worden sei: „Wir haben ja nichts geändert.“Er selbst habe seine Primiz nicht in seiner Heimatgeme­inde feiern dürfen. „Die Gehässigke­it ist heute aber nicht mehr ganz so schlimm.“Die Reformen im Zuge des 2. Vatikanisc­hen Konzils sind nach Bialeks Ansicht gescheiter­t: „Sonst müssten die Kirchen ja proppenvol­l sein.“Auch die Überalteru­ng des Personals sei ein Problem: „Irgendwann findet man nicht mal mehr Kandidaten für die Bischofswe­ihe.“

In Bonn übernimmt Bialek ein Priorat mit drei Mitbrüdern. Dazu gehören drei Außenstell­en, darunter ein von Dominikane­rinnen geführtes Mädchenint­ernat mit 100 Schülerinn­en. Den Abschied von Göffingen hat Pater Bialek in der Donauhalle in Neufra gefeiert.

 ?? FOTO: RUESS ?? Pater Horst Bialek
FOTO: RUESS Pater Horst Bialek

Newspapers in German

Newspapers from Germany