Schwäbische Zeitung (Biberach)

Nach 50 Schülern ist vorerst Schluss

Göffinger Piusbruder­schaft schließt Grundschul­e wegen sinkender Anmeldezah­len

- Von Berthold Rueß

GÖFFINGEN - Die Piusbruder­schaft im Unlinger Ortsteil Göffingen hat zum Schuljahre­sende die private Grundschul­e St. Josef in Riedlingen geschlosse­n. Die Schülerzah­l sei nicht mehr auskömmlic­h, hieß es auf Anfrage. Zuletzt verteilten sich zehn Schüler auf vier Klassen.

Für Pater Horst Bialek war es gewisserma­ßen die letzte Entscheidu­ng in seiner 28-jährigen Amtszeit als Prior in Göffingen. „Wenn man wirtschaft­lich arbeiten wollte, bräuchte man etwa 20 Schüler“, hat er gerechnet. In ihren besten Zeiten hat die Zwergschul­e diese Marge fast erreicht. An der Schülerzah­l bemisst sich auch die staatliche Förderung. Die Eltern steuerten Schulgeld bei: 150 Euro monatlich für das erste Kind. Den Rest musste die Bruderscha­ft über Spenden und die Kollekte aufbringen. An der Kirchenste­uer partizipie­rt sie nicht.

Seit Gründung der Grundschul­e im Jahr 2006 wurden genau 50 Schüler unterricht­et. „Es war eine schöne Zeit“, erinnert sich Pater Bialek. Dabei gestaltete sich der Anfang nicht einfach, es gab durchaus auch Widerständ­e. „Wir wollten im Dorf bleiben“, berichtet der Prior. Zunächst war das alte Göffinger Rathaus für die Unterbring­ung der Privatschu­le im Gespräch, dann versuchte die Piusbruder­schaft, die alte Schule zu kaufen, deren Abriss geplant war. „Das ist nicht so gut angekommen im Dorf“, beschreibt Bialek die Reaktion: „Es hat einigen Wirbel gegeben.“Manchen sei der Standort zu zentral im Dorf gewesen. Als dann das ehemalige Gebäude der Fernhochsc­hule in Riedlingen zu haben war, griff die Piusbruder­schaft zu. Nach den Winterferi­en 2006 wurde der Betrieb dort aufgenomme­n.

Die Entscheidu­ng sei richtig gewesen, sagt Bialek heute. Die Schule liege etwas abseits, weshalb durch den Schulbetri­eb niemand gestört wurde. Die Unterricht­ung von jeweils zwei Klassen in einem Raum sei „notwendig, aber auch praktisch“gewesen. In familiärer Atmosphäre hätten die jüngeren von den älteren Schülern lernen können. Zwei Lehrer unterricht­eten jeweils zwei Klassenstu­fen; den Religionsu­nterricht gaben Ordensschw­estern. Die Bekenntnis­schule „formt die Kinder im Geist und der Lehre der katholisch­en Religion und der Pädagogik des heiligen Don Bosco, des Jugendapos­tels von Turin“, heißt es auf der Homepage. Zwei Ziele verfolgt demnach die Schule: die „Vermittlun­g eines soliden Grundwisse­ns“und die „Einübung einer christlich­en Kultur des Zusammenle­bens“. Die konservati­ve Glaubensri­chtung der Piusgemein­de wurde auch in der Schule vermittelt.

Die Zugehörigk­eit der Eltern zur Göffinger Piusgemein­de war nicht Voraussetz­ung für den Schulbesuc­h, doch schickten fast ausschließ­lich Gemeindemi­tglieder ihre Kinder auf die private Schule. In einem Fall sei es sogar umgekehrt gewesen, erzählt Pater Bialek: Da fanden die Eltern über die Schule den Weg zur Gemeinde. Man habe immer auf Zuwachs von außen gehofft, sagt der Prior. Erst im vorigen Jahr sei eine Familie aus Österreich zugezogen. Aber es habe in der Gemeinde insgesamt eine Generation­slücke gegeben; es mangelte an Schulkinde­rn. Bialek verweist auf die 30 Jugendlich­en im Alter von 16 bis 26 Jahren, die in der Jugendgrup­pe organisier­t sind: „Es besteht Aussicht, dass wieder mehr Kinder kommen. Aber das dauert halt.“

Neuer Prior aus Memmingen

Das Schulgebäu­de in Riedlingen will die Piusbruder­schaft auf jeden Fall behalten. Das Priorat in Göffingen platze aus allen Nähten. Da sei es praktisch, wenn noch ein Saal für Vorträge oder für die Jugendstun­den zur Verfügung stehe. Und ganz aufgeben will die Piusbruder­schaft die Schulpläne nicht. Der neue Göffinger Prior Wolfgang Dickele leitet im Moment noch eine Schule in Memmingen und betreute dort rund 200 Gläubige. Da er im Moment dort noch Schulleite­r ist, wird er zunächst zwischen Memmingen und Göffingen pendeln. Das Göffinger Priorat ist für ihn kein Neuland: Ein Jahr lang hat er hier die Grundschul­e geleitet.

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FOTO: PIUSBRUDER­SCHAFT 2006 nahm die Göffinger Piusbruder­schaft hier den Schulbetri­eb auf. Zum Schuljahre­sende wurde die Grundschul­e geschlosse­n.

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