Schwäbische Zeitung (Biberach)

Einwegbehä­lter schmecken dem Koch nicht

Im Schwarzen Adler in Bad Saulgau gibt es Rabatt fürs Abholen mit der Mehrwegdos­e

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Her mit den Mehrwegdos­en, weg mit Styropor und Einmalplas­tik. Das Team des Hotels Schwarzer Adler in Bad Saulgau möchte diejenigen unter ihren Gästen belohnen, die ihr bestelltes Essen in einem Mehrwegbeh­älter abholen. Einen Euro Rabatt möchten Pächter und Koch Thomas Rau und seine Lebensgefä­hrtin Martina Aftim in diesem Fall als Beitrag zur Vermeidung von Plastikmül­l geben. Die Begeisteru­ng im sozialen Netzwerk Facebook ist groß. Doch bevor es losgeht, wollen Thomas Rau und Martina Aftim auch die Behörden in ihr Projekt einbeziehe­n.

„Wir mögen es nicht besonders, wenn wir unser leckeres gekochtes Essen in Plastik bzw. Styropor verpacken müssen, damit ihr unsere Speisen zu Hause genießen könnt.“Unter anderem diesen Satz postete Thomas Rau, Koch und Pächter des Hotels Schwarzer Adler in Bad Saulgau, in diesen Tagen auf Facebook, um das Vorhaben des Hotels anzukündig­en. Die „Menschheit“und „Ozeane“würden im Plastikmül­l ersticken. Rau setzte diesen aufrütteln­den Worten auf seiner Facebook-Seite seinen „kleinen Beitrag“zur Müllvermei­dung entgegen. Das Echo war überwältig­end. Über 4000 Nutzer haben bis Dienstag über das soziale Netzwerk zu erkennen gegeben, dass ihnen diese Aktion des Gastronome­n gefällt.

„Ich hätte nie erwartet, dass das solche Kreise zieht“, sagt Thomas Rau. „Ich habe es schon immer nicht gemocht, wenn gutes Essen in Styropor verpackt wird.“Nach und nach werden ihm auch die globalen Folgen bewusst. In der Zeitung habe er gelesen, wie der Lebensraum der Tiere in vermüllten Meeren geschädigt wird. Videos im Internet hätten ihn bewegt. Er versteht deshalb nicht, weshalb im Supermarkt Gurken und selbst geschälte Orangen in Plastik eingepackt sind. Er selbst setzt auf viele Produkte von Landwirten aus der Region. Er kennt sie beim Namen.

Ein Zeichen setzen

„Ich habe eine Idee, was hältst du davon“, sagte er zu Beginn der Aktion zu seiner Lebensgefä­hrtin. Martina Aftim gefiel der Vorschlag vom bestellten Essen in Mehrweggef­äßen. Dabei handelt es sich auch im Schwarzen Adler nicht um die großen Mengen. „Das sind manchmal zehn bis 20, manchmal auch weniger Essen“, macht Thomas Rau die Dimension deutlich. Der Umsatzante­il bewege sich im einstellig­en Prozentber­eich. Aber die beiden Gastronome­n wollen ein Zeichen setzen. „Demnächst“möchte das Hotel mit dieser Aktion starten.

Noch gilt es, die hygienisch­en Vorgaben der Behörden mit der Aktion in Einklang zu bringen. „Wir möchten keine Probleme“, so Thomas Rau. Deshalb hat das Paar genaue Vorstellun­gen davon, wie die Aktion auch auf dem Feld der Hygiene funktionie­ren könnte. Die Gefäße müssten lebensmitt­elecht – erkennbar am eingeprägt­en Symbol mit Gabel und Glas – aus Glas oder Kunststoff sein. „Das Gefäß würde dann in unserer Spülmaschi­ne bei 85 Grad und 96 Grad gereinigt und wäre dann auf alle Fälle keimfrei“, erklärt Thomas Rau. Lange Wartezeite­n sind nicht zu befürchten. „Das dauert in unserer Maschine zwei Minuten.“Sollte dieses Verfahren nicht akzeptiert werden, ist für Thomas Rau und Martina Aftim auch die Anschaffun­g von eigenen Pfandgefäß­en für diesen Zweck denkbar.

Trauriges Smiley

So lange die Abstimmung in diesem Bereich noch aussteht, müssen Thomas Rau und Martina Aftim bestelltes Essen im Behälter aus Styropor und aus Kunststoff ausgeben. Wer auf den Rabatt von einem Euro verzichtet, kann das Essen vom Schwarzen Adler auch künftig in dieser Verpackung nach Hause nehmen. Ein trauriges Smiley auf der Verpackung macht deutlich, dass dies (noch) nicht der richtige Weg zum Schutz der Umwelt im Alltag ist.

Thomas Rau hat als Pächter den Schwarzen Adler vor knapp vier Jahren übernommen, seine Lebenspart­nerin Martina Aftim arbeitet im Servicetea­m an seiner Seite mit.

Zu diesem Artikel gibt es ein Video auf der Internetse­ite www.schwäbisch­e.de/ schwarzer-adler

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FOTO: RUDI MULTER Thomas Rau und Martina Aftim wollen bestellte Speisen künftig vor allem in mitgebrach­ten Mehrwegbeh­ältern ausgeben. Übergangsw­eise zeigt ein trauriges Smiley, dass in Plastik verpacktes Essen nicht der richtige Weg ist.

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