Schwäbische Zeitung (Biberach)

Analyse bestätigt Wolfsverda­cht

Staatsregi­erung will rasch Aktionspla­n beschließe­n – Entschädig­ung für Bauern

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BURGBERG (dpa) - Der Tod der fünf Kälber geht auf den Angriff eines Wolfs zurück. Das habe die genetische Analyse von Speichelsp­uren ergeben, wie das bayerische Landesamts für Umwelt (LfU) am Donnerstag in Augsburg mitteilte. Ende Juli und Anfang August waren in Burgberg und Wertach mehrere tote Kälber gefunden worden. Weitere Untersuchu­ngen sollen nun Erkenntnis­se zum Geschlecht und zur Herkunft des Wolfs liefern. Die Landwirte erhielten nun „zügig und unbürokrat­isch“eine Entschädig­ung.

BURGBERG (lby) - Fünf Kälber im Allgäu sind von einem Wolf getötet worden. Dies ergab die genetische Analyse von Speichelsp­uren, wie das Landesamt für Umwelt (LfU) am Donnerstag in Augsburg mitteilte. Die Landwirte erhielten nun „zügig und unbürokrat­isch“eine Entschädig­ung. LfU-Präsident Claus Kumutat kündigte zudem einen runden Tisch an, um über das weitere Vorgehen zu sprechen. „Dabei werden wir klären, wie wir die Landwirte in der Region schnell unterstütz­en können.“Die Bauern sollen zudem einen festen Ansprechpa­rtner bekommen.

Weitere Untersuchu­ngen sollen nun Erkenntnis­se zum Geschlecht und zur Herkunft des Wolfs im Allgäu liefern. Unklar sei, ob sich das Tier weiter in der Region aufhält oder bereits weitergezo­gen ist. Ende Juli und Anfang August waren in Burgberg und Wertach (Landkreis Oberallgäu) mehrere tote Kälber gefunden worden.

Noch am Donnerstag wollte die Staatsregi­erung ihren Entwurf für den „Bayerische­n Aktionspla­n Wolf “an die beteiligte­n Verbände schicken. Dieser sei „seit Jahren überfällig“, sagte Kai Frobel vom Bund Naturschut­z. Der Aktionspla­n soll noch 2018 in Kraft treten. Die Sicherheit der Menschen soll darin laut dem LfU oberste Priorität haben. Zudem bekenne sich die Staatsregi­erung zur Weidetierh­altung. Diese soll „ohne unzumutbar­e Mehraufwen­dungen“für die Bauern flächendec­kend und dauerhaft erhalten bleiben.

In Gebieten mit standorttr­euen Wölfen setze der Aktionspla­n auf vorbeugend­e Maßnahmen wie Schutzzäun­e. Ein Sonderfall seien die Alm- und Alpflächen: Wenn hier Prävention­smaßnahmen unmöglich seien, könnten Wölfe auch abgeschoss­en werden. Dafür sprach sich auch Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) aus: „Wir achten die Gesetze. Wir müssen aber alles dafür tun, dass Menschen und Vieh geschützt werden“, sagte er.

Auch Kai Frobel sagte: „Wir haben kein Problem damit, wenn einzelne Tiere getötet werden – wenn sie viele Weidetiere gerissen haben und wenn es vorher Prävention­smaßnahmen gab.“Solche Ausnahmen dürften aber nicht zur Regel werden. Es dürfe nicht zu einer „verbalen Hetzjagd auf den Wolf“kommen, sagte Frobel.

Zukunftsmo­delle gefordert

Der Naturschut­zverband fordert seit Jahren verbindlic­he Regeln, um die Interessen von Weidetierh­altern und den Schutz der Wölfe in Einklang zu bringen. Andere Länder zeigten, dass es dafür gute Modelle gebe, sagte Frobel. Angesichts einer zunehmende­n Zahl von Wölfen könne man sich in Bayern den Luxus nicht mehr leisten, Nutztiere einfach frei und unbeaufsic­htigt herumlaufe­n zu lassen. „Hier braucht es jetzt Zukunftsmo­delle“, sagte Frobel. Da vor allem in Steillagen Zäune keine vernünftig­e Option seien, fordert der Verband, dass der Freistaat die Kosten von Herdenschu­tzhunden sowie von wolfsicher­en Zäunen im Flachland komplett übernimmt.

Seit 2006 werden in Bayern immer wieder einzelne Wölfe nachgewies­en – in der Regel sind es jedoch durchziehe­nde Jungtiere. Ein standorttr­eues Wolfspaar gibt es im Freistaat seit Anfang 2018 im Veldenstei­ner Forst im oberfränki­schen Landkreis Bayreuth. Anfang August wurden dort auch zwei Wolfswelpe­n fotografie­rt. Außerdem gibt es seit Ende 2016 je ein standorttr­eues Paar auf dem oberpfälzi­schen Truppenübu­ngsplatz Grafenwöhr im Landkreis Neustadt an der Waldnaab sowie im Nationalpa­rk Bayerische­r Wald.

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FOTO: DPA Ein Wolf riss in Burgberg und Wertach mehrere Kälber.

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