Schwäbische Zeitung (Biberach)
Lila Kritzeleien auf einem Grabstein
Vorfälle von Vandalismus reißen in Riedlingen nicht ab und machen vor Friedhof nicht halt
RIEDLINGEN - Tanja Waldraff ist fassungslos. Als die Riedlingerin am Mittwoch zum Grab ihrer Großeltern kam, war der Stein mit Edding voll gemalt. „Wer macht denn so etwas?“, fragt sie. Vandalismus macht scheinbar auch vor dem Friedhof nicht halt. Und es ist nicht das erste Mal, dass sie auf dem Friedhof eine schlechte Erfahrung macht.
Am Mittwoch, dem Todestag ihrer Großmutter, hat Tanja Waldraff Blumen ans Grab gebracht. Da sah sie die Bescherung. Oben und an der Seite war der Grabstein mit lila Eddingstift vollgemalt. „Wenigstens haben sie nicht über die Inschrift gekritzelt“, sagt die Riedlingerin. Dennoch kann sie das nicht verstehen. „Irgendwo hört es doch auf “, sagt sie. Fast täglich liest man inzwischen von Sachbeschädigungen und Zerstörungen in Riedlingen. Aber dass nun sogar der Friedhof Schauplatz von Beschädigungen ist, kann sie kaum glauben. „Das findet ich echt traurig. Wie kann man nur so was machen, hat man denn keinen Respekt mehr vor den Toten?“, fragt sie.
Bei dieser Hitze ist sie fast täglich auf dem Friedhof, um die Blumen zu gießen. Als sie am Dienstag dort war, hat sie noch keine Kritzeleien gesehen. Also müssen die Täter Dienstagabend oder Dienstagnacht im Friedhof zugange gewesen sein. Bei der Polizei sind für diese Nacht keine Vorkommnisse gemeldet worden, wie Polizeisprecher Uwe Krause sagt. Die Polizei kontrolliere derzeit die einschlägigen Stellen, an der Realschule wurde ein Platzverweis ausgesprochen. Aber sonst gab es keine Straftat. Nur in der Nacht auf Dienstag gab es eine Meldung beim Kino, sagt Krause. Ein Sonnenschirm wurde beschädigt.
Nicht gemeldet
Aber auch Tanja Waldraff hat den Vorfall nicht bei der Polizei angezeigt. Was könne die denn machen? Die habe doch genug mit anderen Dingen zu tun und die Täter finde man eh nicht, glaubt sie.
Vor mehr als einem Jahr hat sie ebenfalls eine schlechte Erfahrung auf dem Friedhof gemacht. Damals hatte sie zu Allerheiligen einen schönen Engel auf das Grab ihrer Großeltern gestellt. Einer, der dank Solarbatterie leuchtete. Ein gutes halbes Jahr später war der Engel weg – gestohlen. Da das Grab und der Engel von der Straße her nicht einsehbar sind, müssen die Täter durch die Grabreihen gegangen sein und dann den Engel gestohlen haben. Aber wundern tut sie sich kaum noch, ist doch vor rund zwei Jahren auf dem Friedhof sogar eine Bronzestatue abgeschraubt und gestohlen worden.
Die äußeren Spuren der Eddingkritzeleien hat Tanja Waldraff inzwischen beseitigt. Mit einer Mischung aus Nagellackentferner und Verdünner hat sie den Stein 20 Minuten lang geschrubbt und so die Schmierereien beseitigt. Aber aus dem Gedächtnis ist der Vorfall damit nicht getilgt. „Zu denjenigen, die das machen, kann ich nur sagen: Schämt euch! Ich hoffe für euch, dass euch so was niemals am Grab eurer Angehörigen passieren wird.“