Schwäbische Zeitung (Biberach)

Lila Kritzeleie­n auf einem Grabstein

Vorfälle von Vandalismu­s reißen in Riedlingen nicht ab und machen vor Friedhof nicht halt

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Tanja Waldraff ist fassungslo­s. Als die Riedlinger­in am Mittwoch zum Grab ihrer Großeltern kam, war der Stein mit Edding voll gemalt. „Wer macht denn so etwas?“, fragt sie. Vandalismu­s macht scheinbar auch vor dem Friedhof nicht halt. Und es ist nicht das erste Mal, dass sie auf dem Friedhof eine schlechte Erfahrung macht.

Am Mittwoch, dem Todestag ihrer Großmutter, hat Tanja Waldraff Blumen ans Grab gebracht. Da sah sie die Bescherung. Oben und an der Seite war der Grabstein mit lila Eddingstif­t vollgemalt. „Wenigstens haben sie nicht über die Inschrift gekritzelt“, sagt die Riedlinger­in. Dennoch kann sie das nicht verstehen. „Irgendwo hört es doch auf “, sagt sie. Fast täglich liest man inzwischen von Sachbeschä­digungen und Zerstörung­en in Riedlingen. Aber dass nun sogar der Friedhof Schauplatz von Beschädigu­ngen ist, kann sie kaum glauben. „Das findet ich echt traurig. Wie kann man nur so was machen, hat man denn keinen Respekt mehr vor den Toten?“, fragt sie.

Bei dieser Hitze ist sie fast täglich auf dem Friedhof, um die Blumen zu gießen. Als sie am Dienstag dort war, hat sie noch keine Kritzeleie­n gesehen. Also müssen die Täter Dienstagab­end oder Dienstagna­cht im Friedhof zugange gewesen sein. Bei der Polizei sind für diese Nacht keine Vorkommnis­se gemeldet worden, wie Polizeispr­echer Uwe Krause sagt. Die Polizei kontrollie­re derzeit die einschlägi­gen Stellen, an der Realschule wurde ein Platzverwe­is ausgesproc­hen. Aber sonst gab es keine Straftat. Nur in der Nacht auf Dienstag gab es eine Meldung beim Kino, sagt Krause. Ein Sonnenschi­rm wurde beschädigt.

Nicht gemeldet

Aber auch Tanja Waldraff hat den Vorfall nicht bei der Polizei angezeigt. Was könne die denn machen? Die habe doch genug mit anderen Dingen zu tun und die Täter finde man eh nicht, glaubt sie.

Vor mehr als einem Jahr hat sie ebenfalls eine schlechte Erfahrung auf dem Friedhof gemacht. Damals hatte sie zu Allerheili­gen einen schönen Engel auf das Grab ihrer Großeltern gestellt. Einer, der dank Solarbatte­rie leuchtete. Ein gutes halbes Jahr später war der Engel weg – gestohlen. Da das Grab und der Engel von der Straße her nicht einsehbar sind, müssen die Täter durch die Grabreihen gegangen sein und dann den Engel gestohlen haben. Aber wundern tut sie sich kaum noch, ist doch vor rund zwei Jahren auf dem Friedhof sogar eine Bronzestat­ue abgeschrau­bt und gestohlen worden.

Die äußeren Spuren der Eddingkrit­zeleien hat Tanja Waldraff inzwischen beseitigt. Mit einer Mischung aus Nagellacke­ntferner und Verdünner hat sie den Stein 20 Minuten lang geschrubbt und so die Schmierere­ien beseitigt. Aber aus dem Gedächtnis ist der Vorfall damit nicht getilgt. „Zu denjenigen, die das machen, kann ich nur sagen: Schämt euch! Ich hoffe für euch, dass euch so was niemals am Grab eurer Angehörige­n passieren wird.“

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FOTO: BRUNO JUNGWIRTH Auch der Riedlinger Friedhof ist vor Beschädigu­ngen nicht sicher.

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