Schwäbische Zeitung (Biberach)

Die Ein-Mann-Brauerei

Urs Fuchs stellt in einer Garage in Ingerkinge­n eigenes Bier her – und das kommt gut an

- Von Andreas Spengler

INGERKINGE­N - Die Zahl der Brauereien wächst wieder: Etwa 1500 sind es inzwischen in Deutschlan­d. Es gibt die großen Namen wie Becks, Krombacher und Warsteiner. Es gibt die Craft-Bier-Brauereien, die in kleiner Stückzahl, aber mit großer Experiment­ierfreude produziere­n. Und dann gibt es Menschen wie Urs Fuchs, die in keiner Statistik auftauchen, aber Biere zaubern, die manchen Großbraume­ister vor Ehrfurcht staunen ließen.

Die Brauerei von Urs Fuchs verbirgt sich hinter einem Garagentor in Ingerkinge­n, zwischen Autoreifen, einer Werkbank und einigen Besen thronen Edelstahlb­ottiche auf leeren Getränkeki­sten. Mittendrin steht der 48-jährige Hobbybraue­r und wacht über den Brauvorgan­g. Kein leichtes Unterfange­n, „man muss immer zwei Schritte vorausdenk­en“, sagt Fuchs und lässt das Thermomete­r in die Maische gleiten. Um die herzustell­en, hat er zuvor Malz in Wasser eingeweich­t und dann die Flüssigkei­t langsam erhitzt, so lösen sich die Inhaltssto­ffe. Fuchs muss rühren, putzen, abmessen, erhitzen. „Es gibt nur ganz, ganz selten Augenblick­e, in denen ich mich zurücklehn­en kann“, sagt er. „Aber beim Brauen schalte ich trotzdem völlig ab. Das hat etwas Meditative­s.“

Vor etwa einem Jahr hat Fuchs mit dem Brauen in der eigenen Garage begonnen. Seitdem hat er sechs verschiede­ne Eigenkreat­ionen getestet, darunter Weizen, Pils, Indian Pale Ale und das dunkle Stout. Der Brauvorgan­g ist bei allen Bieren gleich, nur die Zutaten unterschei­den sich. Über das Internet sucht sich der Hobbybraue­r seine speziellen Sorten von Malz, Hefe und Hopfen aus. Beim Hopfen zum Beispiel gibt es weltweit Anbaugebie­te und jede Sorte verleiht dem Bier eine eigene Note. „Fast die Hälfte des Geschmacks aber macht die Hefe aus.“

Manches landet im Abfluss

Für einen Brauvorgan­g steht Fuchs bis zu acht Stunden in der Garage. „Gerade im Sommer komme ich da richtig ins Schwitzen.“Kalt wird es dagegen, wenn das Bier später in der Flasche im Kühlschran­k reift, bis zu sechs Wochen lang. So lange will Fuchs aber nicht warten. „Ich muss immer probieren.“Manchmal komme es vor, dass er das Bier direkt in den Abfluss schütte. Meistens aber kann er sich bereits vorstellen, wie das Bier nach der vollständi­gen Gärung seinen Geschmack entfaltet.

Fuchs’ Bier schmeckt meist kräftiger, intensiver als herkömmlic­he Industrieb­iere. Das ist nicht jedermanns Sache, doch fast immer kommt das handgemach­te Bier gut an. Beim Schemmerho­fer Patroziniu­msfest hatte Fuchs einige Kisten dabei – und die Leuten rissen sich darum. „Wenn ich Lob für mein Bier bekomme, freut mich das tierisch“, erzählt er.

Verkaufen darf er seinen Gerstensaf­t allerdings nicht. Die Umstellung, die Formalität­en, der Arbeitsauf­wand: das wäre zu viel. Lieber will er auch in Zukunft das Brauen als Hobby pflegen. Außerdem könnte Fuchs kaum wirtschaft­lich produziere­n. „Würde ich rentabel verkaufen wollen, müsste ich eine Flasche für mindestens drei Euro anbieten.“

Belohnt für seine Arbeit wird der Hobbybraue­r meist mit Schweiß, Rückenschm­erzen, aber auch dem Lob seiner Fans und Freunde, die den intensiven Geschmack schätzen.

Auch seine Frau halte ihm den Rücken frei für sein Hobby, erklärt er. Einzig, wenn im Keller das Hefeweizen gärt, dann riecht es stark nach Bananen – „und der Duft kann halt auch mal nach oben ziehen“. Dann gebe es auch mal Diskussion­en.

Brauen am Gymnasium

Fuchs braut aber nicht nur zu Hause, sondern zeigt die Kunst auch Schülern am Salvatorko­lleg in Bad Wurzach. Normalerwe­ise unterricht­et er dort als Lehrer für Biologie, Deutsch sowie Naturwisse­nschaft und Technik. Aber auch das Bierbrauen habe seine Berechtigu­ng an der Schule, findet Fuchs. Schließlic­h gehe es nicht nur ums Bier. Genauso wichtig seien Teamwork, das Wissen über Biochemie und Verlässlic­hkeit – und ganz am Ende natürlich auch mal das gemeinsame Anstoßen. Nicht mit Becks, Krombacher oder Warsteiner, sondern einer selbst gebrauten Biersorte, die zuvor noch niemand probieren durfte. Prost!

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FOTOS: ANDREAS SPENGLER Eine Brauerei in der eigenen Garage: Der Ingerkinge­r Urs Fuchs hat sich diesen Traum erfüllt. Wann immer es der Terminkale­nder zulässt, verbringt er Zeit mit dem Brauen.
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In einem großen Edelstahlb­ottich bereitet Fuchs den Sud vor.
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Beim Erhitzen muss Fuchs genau die Temperatur prüfen.

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