Schwäbische Zeitung (Biberach)
Nicht nur bei Musik auf einer Wellenlänge
In Ochsenhausen trifft sich die Bläserjugend Baden-Württemberg zu einer Projektwoche
OCHSENHAUSEN - Blasmusik ist in erster Linie Polka und Märsche? Zu kurz gedacht. Mit diesem Vorurteil räumt das Jugend-Musik-Camp der Bläserjugend Baden-Württemberg auf. In diesem Jahr üben die Jugendlichen sowohl an klassischen als auch an Titeln aus der Pop- und Filmmusik. Spielen sie sonst in Vereinen über das ganze Land verstreut, haben sie sich in dieser Woche in der Landesakademie in Ochsenhausen zusammengefunden.
Seit acht Jahren gibt es das Jugend-Musik-Camp. In diesem Jahr findet es bereits zum zweiten Mal in Ochsenhausen statt. 58 Jugendliche nehmen an der Projektwoche teil, aber die Zahl ist flexibel: „Wir haben mal mehr, mal weniger Teilnehmer. Da sind wir nicht so streng und versuchen alle aufzunehmen“, sagt Projektleiter Christian König. Mit Blick auf die Instrumentierung habe er jedoch schon eine Wunschbesetzung im Kopf. Wer mitmachen möchte, müsse im Übrigen schon etwas Erfahrung mitbringen. Daher müssen Teilnehmer mindestens 13 Jahre alt sein und das Abzeichen auf D1-Level beim Blasmusikverband abgelegt haben.
Letztlich ließe sich die Teilnehmerzahl nie so recht planen, sagt König. Denn das Camp findet traditionell in den Sommerferien statt – Urlaubszeit. Trotzdem hätten er und seine zehn Betreuerkollegen in diesen Tagen alle Hände voll zu tun: „Das ist wirklich ein Fulltime-Job, die Kinder zu betreuen und dafür zu sorgen, dass alles läuft.“
Musikalisch läuft alles zur vollen Zufriedenheit von Dirigent Franco Hänle. „Wir proben an insgesamt zehn Stücken aus ganz verschiedenen Genres. Das ist auch meine Verantwortung im Bereich Musikvermittlung.“So landeten neben Notenblättern von Originalwerken (zum Beispiel im Musikstil Tulsa), auch Filmmusik von James Bond oder der Poptitel „Happy“von Pharrell Williams auf den Notenständern. „Das sind nicht alles Lieblingsstücke der Jugendlichen.“Das müsse aber auch nicht sein, sagt Hänle. „Es geht darum, zu 100 Prozent gemeinsam an den Stücken zu arbeiten.“
Für Adrian Schwarz ist das Herausforderung und gelungene Abwechslung zugleich. Der 18-Jährige nimmt zum dritten Mal am JugendMusik-Camp teil. Das Stück, an dem er vor dem Abschlusskonzert am Sonntag noch am meisten zu knabbern hat, gefällt ihm inzwischen mit am besten. „Das Stück von Tulsa ist so schön ruhig, gerade mit dem Horn klingt das toll“, sagt der Waldhornspieler. Melanie Geißler bekommt bei den Proben manchmal sogar Gänsehaut. „Manche Melodien sind einem schon bekannt, andere klingen einfach so bombastisch“, sagt die 17-Jährige. Die beiden Teilnehmer sind sich einig: Das Camp bietet Eindrücke, die ein gewöhnlicher Blasmusikverein nicht vermitteln kann. „Jedes Jahr sind es unterschiedliche Dirigenten mit anderen Kompositionen. Da nimmt man von jedem etwas mit“, sagt Adrian.
„Man erzielt hier aber nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich einen Erfolg“, ergänzt Melanie. Schließlich stellen die Betreuer rund um Christian König immer auch ein Freizeitprogramm auf die Beine. Von neun bis zwölf wurde jeden Tag geprobt. Am Mittag waren die Probenzeiten dagegen flexibel. So waren die Teilnehmer beim Baden, Eisessen oder im Klettergarten. Auch am Abend war Ruhe eher Fehlanzeige: So gab es einen Big-Band-Abend, ein andermal haben die Jugendlichen die TV-Sendung „Wetten, dass ...?“nachgespielt.
Das schweißt zusammen. „Es gibt einen harten Kern an Leuten, die man immer wieder trifft. Ich lerne aber auch neue Leute kennen“, sagt Adrian. Die sozialen Kontakte seien besonders wichtig, sagt Franco Hänle. Das habe er durch das Jugend-Musik-Camp dazugelernt. Wer sich gut versteht, spielt auch in der Musik zusammen besser.
Abschlusskonzert in Ehingen
Wer sich davon überzeugen möchte, kann am Sonntag um 15 Uhr zum Abschlusskonzert in die Lindenhalle nach Ehingen kommen. Der Eintritt ist frei. Neben den Teilnehmern des Jugend-Musik-Camps stehen dort weitere Ensembles auf der Bühne.