Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schon schön, aber arg kurz
Limp Bizkit reißen am Samstag rund 4000 Besucher in Friedrichshafen mit
FRIEDRICHSHAFEN - Crossover ist, wenn zwei artfremde Musikgattungen aufeinander treffen und sich zu einer geschmeidigen Melange vereinen. In Sachen Hiphop und Metal schossen solche Mixturen in den 1990er-Jahren zahlreich aus dem Boden. Eine Formation, die seinerzeit Maßstäbe in diesem Bereich setzte, ist Limp Bizkit. Rund 20 Jahre nach ihrem absoluten Höhepunkt verzücken die Helden von damals um Frontmann Fred Durst das Publikum am Samstagabend in Friedrichshafen mit Crossover in zweierlei Hinsicht: einerseits mit Rap-Metal, andererseits im übetragenen Sinn mit harter Musik vor malerischer Kulisse zwischen dem Graf-Zeppelin-Haus und dem Bodenseeufer.
Die Mischung kommt an. Egal was Limp Bizkit (engl. etwa schlaffer Keks) an Musikalischem durch die Lautsprecherwand jagen, das vorwiegend jüngere Publikum – im Vergleich zu klassischen Metalkonzerten – nimmt es dankbar an. Mit einem so gar nicht angemessen wirkenden Purple-Rain-Intro startet der Florida-Fünfer in die Vorstellung. Das Publikum ist hellwach und grölt bereits hier ausgelassen mit. Fred Durst zeigt sich mit gewohnt hippem Krempelhut durchweg gut gelaunt. Immer wieder macht er Späßchen, unter anderem auf Kosten der Vorband. Doch Dog Eat Dog machen ihre Sache gut, brillieren mit Rap-lastigem Metal und spielen natürlich auch ihren Mega-Hit „No Fronts“. Bei den Konzertbesuchern freilich konnten sie nicht punkten.
Publikum in Ekstase
Anders Limp Bizkit (LB), die mit „Rollin’“, „My Generation“und „Behind Blue Eyes“regelrechte LB-Granaten abfeuern. Das gefällt.
Weniger überzeugend wirken indes die vielen kleinen Spielpausen, die der Band auch angesichts der vorangegangenen nicht enden wollenden Umbauphase und der überschaubaren Spielzeit von knapp eineinhalb Stunden Abstriche in der ANote bescheren. Auch die zahlreich eingestreuten Musikzitate anderer Genregrößen, darunter „Jump Around“von House of Pain, Nirvanas „Smells Like Teen Spirit“, Slayers „South of Heaven“oder „Sweet Child of Mine“von den Guns ’n’ Roses, die vor allem von Gitarrist Wes Borland angestimmt werden, tragen nicht zur Qualitätsverbesserung bei. Mancher Fan war ratlos.
Und dennoch rastet das Publikum immer wieder aus, etwa bei „My Way“oder bei „Take a Look Around“, und hüpft sich flächendeckend in Ekstase.
Angesichts der äußerst rar gesäten erlesenen Events im Metal-RockBereich in der Region ist Jammern über eine zwar professionelle, gleichwohl aber nicht durchgängig hochklassige Performance ein Frevel. Eigentlich. Doch als nach knappen 90 Minuten Nu-Metal-Erguss Schluss ist, lässt sich doch ein Eindruck nicht verdrängen: schon schön, aber arg kurz.