Schwäbische Zeitung (Biberach)

CDU lehnt Renten-Vorstoß ab

Kramp-Karrenbaue­r wirft Scholz „Parteitakt­ik“vor

- Von Sabine Lennartz

BERLIN (dpa) - Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat zurückhalt­end auf den Vorstoß von Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) reagiert, ein stabiles Rentennive­au über 2025 hinaus zu gewährleis­ten. Regierungs­sprecher Steffen Seibert betonte, die Regierung gehe auf Basis des Koalitions­vertrags vor. Darin ist festgelegt, dass bis 2025 ein Rentennive­au von 48 Prozent im Vergleich zum Durchschni­ttsverdien­st garantiert wird. Zudem will man die Beiträge für die Arbeitnehm­er zur Finanzieru­ng der Renten bei 20 Prozent stabilisie­ren.

CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r kritisiert­e, der Vorstoß von Scholz habe aus ihrer Sicht „sehr viel mit Parteitakt­ik zu tun“und weniger mit einer seriösen Debatte über das sensible Rententhem­a. Nordrhein-Westfalens Sozialmini­ster Karl-Josef Laumann (CDU) sagte, Scholz solle das Ergebnis der Rentenkomm­ission nicht vorwegnehm­en.

BERLIN - Den Sozialverb­änden reicht das nicht, CDU und FDP ist es schon zu viel – Finanzmini­ster Olaf Scholz hat mit seinem Rentenvors­toß Aufsehen erregt. Bei 48 Prozent Rentennive­au sollte es bis 2040 bleiben, hat der SPD-Politiker am Wochenende gefordert. Bis jetzt hat die Große Koalition die 48 Prozent nur bis 2025 als Zielmarke.

Die Große Koalition hat die Rentenkomm­ission gerade erst eingesetzt, doch vor der ersten Sitzung kommt der Vorstoß von Scholz. Ein Unding, findet die Union. „Dann braucht man keine Kommission“, schimpft CDU-Fraktionsv­ize Hermann Gröhe, der selbst der Rentenkomm­ission angehört. Nachdem Scholz seine Forderung nach 48 Prozent mit der Drohung eines SPDRentenw­ahlkampfs verknüpft hat, warnt Hermann Gröhe: „Wir können nicht nach jeder Wahl das Rentensyst­em verändern.“

CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r rät, man solle erst einmal die Arbeit der Rentenkomm­ission abwarten. Das Thema sei mit vielen Zukunftsän­gsten verbunden, bei denen, die Renten beziehen und denen, die sie zu bezahlen haben. Auch die CDU werde eine intensive Diskussion führen, verspricht Kramp-Karrenbaue­r, aber nicht zu Beginn der Arbeit der Rentenkomm­ission. Die soll bis Anfang 2020 ihre Vorschläge machen. Das Vorpresche­n des Finanzmini­sters hat für Kramp-Karrenbaue­r „sehr viel mit Parteitakt­ik zu tun“. In der Vergangenh­eit seien gute Erfahrunge­n damit gemacht worden, dass gerade „diese sensiblen Themen“nicht zu Wahlkampft­hemen gemacht wurden. Dass der Koalitions­partner SPD das nun anders sehe, sei ein „Stück weit eine Abkehr“von der eigenen Tradition und „vielleicht auch ein Schlaglich­t“auf ihre innerparte­iliche Lage. Denn am Wochenende hatte SPD-Chefin Andrea Nahles auch gefordert, die Hartz-IV-Sanktionen für Jugendlich­e abzuschaff­en.

Zufrieden mit Rentengara­ntie

Zufrieden zeigte sich dagegen DGBVorstan­dsmitglied Annelie Buntenbach. „Die Rentengara­ntie ist richtig“, sagt sie, denn die gesetzlich­e Rente sei die zentrale Säule der Alterssich­erung. „Das politische Abenteuer aus dem Jahr 2001, die Alterssich­erung teilweise zu privatisie­ren, ist krachend gescheiter­t.“Auch Verena Bentele, die neue Präsidenti­n des VdK, begrüßte Scholz’ Ankündigun­g, meinte jedoch, langfristi­g müsse das Rentennive­au bei 50 Prozent gesichert sein.

Die Kritiker werfen Olaf Scholz dagegen vor, nicht zu sagen, was das kostet. Johannes Vogel, der rentenpoli­tische Sprecher der FDP, beziffert Scholz’ Vorschlag auf 80 Milliarden jedes Jahr. Nach vorläufige­n Berechnung­en des Prognos-Instituts für die Initiative Neue Soziale Marktwirts­chaft würden die Steuerzahl­er im Jahr 2030 beispielsw­eise mit zusätzlich­en 36 Milliarden Euro belastet. Die Kosten steigen laut Prognos, umso mehr „Babyboomer” in Rente gehen, da diese geburtenst­arken Jahrgänge relativ wenig Kinder bekommen haben. Im Jahr 2040 wären 75 Milliarden Euro nötig, um das Rentennive­au bei 48 Prozent zu fixieren.

Für den FDP-Politiker Johannes Vogel ist die Union nicht besser als Scholz und die SPD. „Deren aufgescheu­chte Reaktionen zeigen ja nur, dass Scholz einen wunden Punkt berührt hat. Wir haben immer gefragt: Wie soll das, was ihr hier vorschlagt, denn dauerhaft finanziert werden?“Für die FDP steht fest: mit flexiblem Renteneint­ritt und mehr kapitalged­eckter Privatvors­orge.

Newspapers in German

Newspapers from Germany