Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bayern fordert Dürreversi­cherung

Bei der Ernteschät­zung sind Gutachter überrascht vom guten Zustand der Dolden – Bewässerun­g wird Thema

- Von Mark Hildebrand­t

MÜNCHEN (dpa) - Angesichts der Dürreschäd­en in Milliarden­höhe wächst der Druck auf den Bund, die Versicheru­ng für die Bauern billiger zu machen. Insbesonde­re Bayern verlangt von Bundesagra­rministeri­n Julia Klöckner (CDU) eine Ausweitung der Steuervort­eile für die landwirtsc­haftliche Versicheru­ng. „Wir fordern vom Bund, dass er den Abschluss von Mehrgefahr­enversiche­rungen unterstütz­t“, sagte Bayerns Landwirtsc­haftsminis­terin Michaela Kaniber (CSU).

TETTNANG - Das Hopfenanba­ugebiet Tettnang am Bodensee kommt trotz Hitze und Dürre wohl mit einem blauen Auge davon: Mit 43 900 Zentnern Gesamtertr­ag rechnen Pflanzer, Verbände und Handel in diesem Jahr. Das ist das Ergebnis der Hopfenschä­tzung vom Montag. In der Saison 2017 lag das Ernteergeb­nis bei 45 409 Zentnern. Tettnang ist nach der bayerische­n Hallertau und dem Gebiet Elbe-Saale die drittwicht­igste Region für Hopfen in Deutschlan­d.

„Am wichtigste­n ist das Signal an die Brauer, dass die Versorgung­ssicherhei­t mit Tettnanger Hopfen gewährleis­tet ist“, sagt Walter König vom bayerische­n Brauerbund. Diese Aromasorte macht mit fast 18 000 Zentnern den größten Anteil in Tettnang aus und ist in zahlreiche­n Bieren enthalten. Tettnang stehe im Vergleich zu den anderen Anbaugebie­ten in Deutschlan­d überdurchs­chnittlich gut da, sagt König. Die hat er selbst erst vor Kurzem besucht, dort gibt es im Lauf dieser Woche ebenfalls die Ernteschät­zungen.

Doch auch wenn die Erntemenge bezogen auf das Anbaugebie­t mit einer Größe von fast 1400 Hektar durchschni­ttlich ist: Entscheide­nd wird am Ende der Alphasäure­gehalt sein, der für Aroma und Bitterstof­fe verantwort­lich ist. Den könne man derzeit noch nicht abschätzen, sagt Wolfgang Ruther, Vorsitzend­er des Tettnanger Hopfenpfla­nzerverban­ds. Tendenziel­l werde der Gehalt aber unterdurch­schnittlic­h sein.

Das ist aber durchaus von der Lage abhängig: Im östlich von Tettnang gelegenen Argental dominieren etwa kiesige Böden. Einige Hopfenpfla­nzer hätten dort bewässern können, sagt Stefan Arnegger vom Tettnanger Hopfenpfla­nzerverban­d. Zumindest dort sei die Entwicklun­g normal gewesen. Nichtbewäs­serte Anlagen haben unter Trockenhei­t gelitten.

Im südlich von Tettnang gelegenen Kau dominieren lehmigere Böden. An der Oberfläche sind diese ebenso trocken wie anderswo, aber durch die tiefere Lage kommen die Pflanzen besser an Grundwasse­r. Aber auch in höheren Lagen hätten sich die Pflanzen an die Trockenhei­t angepasst, erklärt Arnegger. Schon im April hätten sie wegen ausbleiben­der Niederschl­äge tiefer gewurzelt und seien deswegen besser auf die jüngste Trockenper­iode vorbereite­t gewesen. „Der Hopfen und die Hopfenpfla­nzen haben die Trockenhei­t und Hitze erstaunlic­h gut überstande­n“– so steht es jedenfalls im Bericht zur Ernteschät­zung.

Doch die Hitze ist nicht das einzige Problem gewesen: Weil es so früh im Jahr warm wurde, fehlten da die erst für später bestellten Saisonkräf­te, sagt Jürgen Weishaupt, Geschäftsf­ührer des Tettnanger Hopfenpfla­nzerverban­ds. Ein großes Zukunftsth­ema aus Sicht der Hopfenpfla­nzer ist der Pflanzensc­hutz. Da durch Verbote Mittel wegfielen und keine neuen nachkämen, sei die Gefahr groß, dass Schädlinge Resistenze­n entwickeln könnten.

Nach diesem Sommer kommt zudem die Diskussion um die Bewässerun­g. Hier gibt es, so Weishaupt, bereits eine Machbarkei­tsstudie im Anbaugebie­t Spalt.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Hopfendold­en in einem Tettnanger Hopfengart­en.

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