Schwäbische Zeitung (Biberach)

Etwas frech, aber richtig

- Von Sabine Lennartz

Der Zeitpunkt ist gewagt, der Vorstoß richtig. Denn Rentenkomm­ission hin oder her, es geht um die politische und soziale Frage, wie tief man die Renten sacken lassen darf. Wer, wenn nicht Sozialdemo­kraten, sollten „Halt“sagen? Wenn Olaf Scholz langfristi­g eine untere Grenze festlegen will, verspricht das Sicherheit für die Renten. Dabei geht es nicht nur um die Rollator-Generation, sondern auch um diejenigen, die jetzt jung sind und sich allzu oft schon gar nichts mehr verspreche­n von ihrer gesetzlich­en Alterssich­erung.

Natürlich bedeutet eine feste Haltelinie, dass im Gegenzug Steuern und Abgaben steigen werden. Doch auszuloten, wie viel ihre soziale Sicherheit den Deutschen wert ist, ist lohnenswer­t.

Etwas frech ist es allerdings von Scholz, diesen Vorstoß noch vor der ersten Sitzung der Rentenkomm­ission zu machen. Denn natürlich wird diese Kommission rechnen und nachdenken. Über alle möglichen Wege, auch über die private Vorsorge, die in jungen Jahren zu wenig gefördert und später zu sehr besteuert und mit Abgaben versehen wird.

Gut wäre auch, über eine Koppelung des Renteneins­tiegsalter­s an die Lebenserwa­rtung nachzudenk­en. Deshalb arbeitet nicht in zwei Jahren jeder bis 70, aber vielleicht in 20 Jahren bis 68, falls die Lebenserwa­rtung weiter steigt. Denn sicher ist nur: Eine feste Haltelinie alleine reicht auf Dauer nicht. Aber sie vorzuschla­gen, ist nicht verwerflic­h.

s.lennartz@schwaebisc­he.de

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