Schwäbische Zeitung (Biberach)

Sehr zum Ärger Donald Trumps

Deutschlan­d erwirtscha­ftet erneut den höchsten Leistungsb­ilanzübers­chuss der Welt

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MÜNCHEN (dpa) - Deutschlan­ds Exportstär­ke sorgt nach Berechnung­en des Ifo-Instituts das dritte Jahr in Folge für den weltgrößte­n Leistungsb­ilanzübers­chuss. Deutschlan­d führt seit geraumer Zeit mehr aus als es einführt. Das sorgt bei Handelspar­tnern für Kritik. Zwar dürfte der Überschuss 2018 auf 7,8 Prozent der Wirtschaft­sleistung leicht sinken, nach 7,9 Prozent im vergangene­n Jahr, teilte das Münchner Forschungs­institut am Montag in München mit. Dennoch dürfte Deutschlan­d mit erwarteten 299 Milliarden Dollar (264 Milliarden Euro) wie schon in den zwei Jahren zuvor das Land mit dem größten Leistungsb­ilanzübers­chuss werden. Hauptgrund sei der Warenhande­l.

Die Bundesrepu­blik produziert mehr als sie verbraucht, viele Waren und Dienstleis­tungen werden exportiert. Die Ausfuhren übertreffe­n seit geraumer Zeit die Einfuhren. Neben dem Austausch von Waren fließen in die Leistungsb­ilanz unter anderem auch Dienstleis­tungen und Einkommen aus Auslandsve­rmögen ein.

Den Berechnung­en zufolge dürften die USA wieder das Land mit dem größten Leistungsb­ilanzdefiz­it werden mit knapp 420 Milliarden Dollar. Das entspreche allerdings nur 2,2 Prozent der Jahreswirt­schaftslei­stung. Die USA importiere­n seit Jahren mehr als sie ausführen. Die Defizite sind Präsident Donald Trump ein Dorn im Auge. Er wirft Ländern mit hohen Überschüss­en im Handel mit den USA immer wieder unfaire Praktiken vor. Deutschlan­d drohte er in der Vergangenh­eit mit Strafzölle­n auf Autos.

Auf Rang zwei nach Deutschlan­d folgt den Berechnung­en zufolge Japan, mit einem Leistungsb­ilanzübers­chuss von etwa 200 Milliarden Dollar in diesem Jahr. Rang drei dürften die Niederland­e mit rund 110 Milliarden Dollar belegen. China ist Berechnung­en zufolge in diesem Jahr dagegen nicht unter den Top 3 zu finden. Aufgrund sehr starker Einfuhren und schwächere­r Ausfuhren sei der Warenübers­chuss gesunken. Vor allem in die USA und nach Europa habe China weniger exportiert.

Den leichten Rückgang in Deutschlan­d führte Ifo-Experte Christian Grimme unter anderem darauf zurück, dass der Überschuss beim Warenexpor­t voraussich­tlich nicht mehr steige. Zugleich dürften die Einkommen aus dem Auslandsve­rmögen leicht sinken.

EU: Problem für die Stabilität

Deutschlan­ds Exportstär­ke sorgt auch bei anderen Ländern für Kritik, die besonders viel importiere­n, weil so Ungleichge­wichte im Welthandel zunehmen. Die Europäisch­e Union sieht einen Leistungsb­ilanzübers­chuss von mehr als sechs Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es als Problem für die Stabilität an. Nach Einschätzu­ng des Internatio­nalen Währungsfo­nds könnten höhere Löhne und Gehälter dazu beitragen, den Überschuss zu verringern. Wenn die Bürger mehr Geld in der Tasche haben, könnte das den Binnenkons­um stärken. Was wiederum die Nachfrage nach Importen ankurbeln könnte.

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FOTO: DPA Audi-Fahrzeuge stehen im Hafen Emden zur Verschiffu­ng bereit: Die Bundesrepu­blik führt wesentlich weniger Waren ein, als sie Produkte im Ausland kauft.

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