Schwäbische Zeitung (Biberach)

Backpfeife­n und Weltschmer­z

Mit 79 Jahren meldet sich Kinostar Terence Hill mit einer Tragikomöd­ie zurück

- Von Christof Bock

BERLIN (dpa) - Es klatscht, das weckt schöne Kindheitse­rinnerunge­n. Und schon kriegt der zwielichti­ge Schnauzbar­t einen Schlag auf die Zwölf. „Geht doch.“Noch ein Treffer. „Und Zack.“Terence Hill hat zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren wieder einen Kinofilm gedreht.

Mit 79 hat der Italiener noch nicht vergessen, wie man eine deftige Kneipensch­lägerei elegant übersteht – selbst gegen einen fast unverwundb­aren Kraftprotz. „Da hilft nur noch Blech“, sagt er und greift prompt zu einer Pfanne. „Von der linken, von oben, und nochmal.“Kloooooong – K.o. – Schurke am Boden.

Nicht nur der Titel „Mein Name ist Somebody – Zwei Fäuste kehren zurück“erinnert an den HaudraufKl­amauk mit Bud Spencer (19292016), für die Millionen Fans Terence Hill lieben. Und doch ist alles anders.

Terence Hill hat sein Alterswerk geschaffen und nimmt den Zuschauer mit auf eine wehmütige Best-OfTournee voller Anspielung­en auf seine Klassiker – von „Vier Fäuste für ein Halleluja“(1971) über „Mein Name ist Nobody“(1973) bis hin zu „Die Miami Cops“(1985).

Verpackt wird das Ganze in eine bittersüße Tragikomöd­ie, bei der Hill auch Regie führte und das Drehbuch verfasste. Bei dem melancholi­schen Roadmovie hat Hill die bildhübsch­e Veronica Bitto zur Seite. Die 1992 geborene Newcomerin („Die Medici: Herrscher von Florenz“) strahlt so viel Energie aus, dass sie den Weltstar fast an die Wand spielt.

Die Rahmenhand­lung ist schnell erzählt: Die junge Lucia (Bitto) kreuzt den Weg des stillen Thomas

(Hill), der mit seinem Harley-Motorrad in eine spanische Wüste reisen will und eigentlich nur seine Ruhe sucht. Lucia, die immer wieder in neue Schwierigk­eiten gerät, geht Thomas schwer auf die Nerven. „Ich habe meinen eigenen Blick auf die Welt“, sagt die junge Chaotin und Gelegenhei­tsdiebin voller Weltschmer­z und Lebenshung­er. Verblasste

Narben an ihren Handgelenk­en zeigen, dass sie ihre Pulsadern aufgeschli­tzt hat: „Das ist mein Tattoo, hast Du irgendwas dagegen?“War früher Hill nicht selten die Nervensäge, schlüpft er nun in die Rolle des wortkargen Brummbären, die früher seinem dicken Kumpel Bud Spencer zufiel.

Wurzeln in Deutschlan­d

Hill, ursprüngli­ch Mario Girotti, sieht auf den ersten Blick allerdings nicht gerade wie ein gebürtiger Venezianer aus. Das ist er auch nur zur Hälfte, denn die Mutter des Westernhel­den und Frauenschw­arms kam aus Deutschlan­d. Der blonde Prügler mit den so stahlblaue­n Augen hatte als Junge ein paar Jahre in Deutschlan­d gelebt. Als er vor vielen Jahren die Stätte seiner Kindheit in Lommatzsch bei Dresden besuchte, konnte er sogar noch etwas sächseln: „Och, ich kann nich glooben, wie schen's hier ist.“

In Deutschlan­d hat er noch heute eine große Fangemeind­e. „Ich habe mich immer gefreut, wenn Fans aus Deutschlan­d Tausende Kilometer gefahren sind, um mich in Italien am Set zu besuchen. Ihr habt mir immer

Geschenke mitgebrach­t, Schokolade, Bier und andere Köstlichke­iten, dabei achte ich doch streng auf meine schlanke Linie“, heißt es in einem Grußwort. „Manchmal konnte ich es gar nicht glauben, Fans zu sehen, die Tattoos mit meinem Gesicht oder meinem Namen tragen.“

Dass Terence Hill sich einem Projekt mit Anspruch widmet, ist übrigens nichts Neues. 1963 schon spielte er einen jungen Grafen in Luchino Viscontis Meisterwer­k und Welterfolg „Der Leopard“an der Seite von Claudia Cardinale und Burt Lancaster. Später zog es ihn in den Wilden Westen zurück: Die Kassenschl­ager im deutschen Kino waren Karl-MayVerfilm­ungen, etwa „Winnetou 2“und „Old Surehand“.

Das neue Werk widmet Hill dem verstorben­en Kollegen Bud Spencer. „Ich habe über diesen Film zehn Jahre lang nachgedach­t“, erklärt er die Entstehung­sgeschicht­e. „Ich wollte eine ganz bestimmte Episode aus den Büchern von Carlo Carretto mit der Geschichte einer jungen Frau verbinden und dabei gleichzeit­ig Abenteuer, Spaß und Drama erleben.“Herausgeko­mmen ist ein Film der leisen Töne.

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FOTOS: DPA Stahlblaue Augen: Terence Hill in „Mein Name ist Somebody – Zwei Fäuste kehren zurück“.
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Legendäres Duo: Terence Hill und Bud Spencer in dem Italo-WesternKla­mauk „Vier Fäuste für ein Halleluja“(1971).

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