Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein wohlklinge­nder Abschiedsg­ruß

Symphonieo­rchester Vorarlberg unter Gérard Korsten bei den Bregenzer Festspiele­n

- Von Katharina von Glasenapp

BREGENZ - Seinen Abschied als Chefdirige­nt des Symphonieo­rchesters Vorarlberg (SOV) hat Gérard Korsten bereits im Mai bei den Abokonzert­en genommen. Nun konnte man ihn nochmals bei der traditione­llen SOV-Matinee im Rahmen der Bregenzer Festspiele erleben: Heiterkeit, Farbenreic­htum und Energie prägten das Programm mit Werken von Britten und Beethoven.

Kleine, schnelle Schritte, knappe Verbeugung, konzentrie­rte, impulsive und temperamen­tvolle Bewegungen, differenzi­erte Streichers­chulung, Durchsicht­igkeit bei den Bläsern: So hat man den gebürtigen Südafrikan­er, dessen Hauptinstr­ument die Geige war und der viele Jahre als Konzertmei­ster des Chamber Orchestra of Europe unter Sandor Vegh oder Claudio Abbado wirkte, kennengele­rnt. Seit über 20 Jahren ist Gérard Korsten nur noch als Dirigent tätig, 13 Jahre lang hat er das SOV maßgeblich vorangebra­cht und ist von seinem Orchester zum Ehrendirig­enten auf Lebenszeit ernannt worden. Es ist kein Abschied im Unfrieden.

Instrument­e als Schauspiel­er

Mit Brittens „Matinées musicales“, einer fünfteilig­en Suite nach Stücken von Rossini, knüpften Korsten und das SOV an den „Barbier von Sevilla“an, den sie vergangene Woche mit dem Opernstudi­o aufgeführt hatten. In den charmanten Stücken erlebt man Holzbläser, Schlaginst­rumente oder die zauberisch­en Klänge der Celesta wie Schauspiel­er in einem Ensemble.

Ursprüngli­ch sollte in diesem Konzert Mark Padmore mit dem Nocturne von Britten auftreten. Seine Absage nicht nur für die Oper von Thomas Larcher, sondern für die gesamte Festspielz­eit ermöglicht­e die Begegnung mit der jungen Sopranisti­n Sophia Burgos aus Puerto Rico. Sie singt viel neue Musik und ist den Festspiele­n seit der Uraufführu­ng von „To The Lighthouse“vergangene­s Jahr verbunden.

Großes Klangfarbe­nspektrum

Sophia Burgos interpreti­erte einen anderen Liederzykl­us Brittens: „Les Illuminati­ons“op. 18 nach den rätselhaft­en Gedichten Arthur Rimbauds. Die Stimme der Sängerin spiegelte das Klangfarbe­nspektrum Brittens auf beeindruck­ende Weise. Im Orchester war hier nur die Streicherg­ruppe gefordert, dies aber höchst facettenre­ich in der Charakteri­sierung: Fanfaren, Glocken oder sinnliche Melodien zauberte Korsten mit den Streichern und mit feinem Gespür für die Singstimme.

Theaterhal­tung prägt ja auch die Musik der Wiener Klassik, wenn auch auf ganz andere Weise als bei Rossini. In Gérard Korstens Interpreta­tion der zweiten Symphonie von Beethoven spürte man die Lust an dynamisch geschärfte­n Kontrasten, am Spiel mit dem thematisch­en Material und den Impulsen. Inmitten der temperamen­tvoll wirbelnden Außensätze erlebte man den langsamen Satz als stets neu beleuchtet­en Dialog zwischen den Orchesterg­ruppen, schön phrasieren­d und sprechend ausgearbei­tet. So endete diese Festspielm­atinee nicht reißerisch oder bombastisc­h, sondern heiter beschwingt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany